Im Westjordanland ist das Bürogebäude des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge stark beschädigt worden. UNRWA beschuldigt das israelische Militär, das jedoch die Anschuldigungen zurückweist.
Bulldozer des israelischen Militärs hätten ein Gebäude des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) teilweise abgerissen, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur (Wafa).
Wafa zufolge wurde das Hauptbürogebäude leicht beschädigt. Eine angrenzende provisorische Halle sei plattgedrückt und mit Schmutz bedeckt worden, ihr Wellblechdach sei abgerissen worden.
Das israelische Militär bestreitet jedoch, das Gebäude im Flüchtlingslager Nur Shams beschädigt zu haben. Extremisten hätten in der Nähe des Gebäudes Sprengstoff platziert und gezündet, um israelische Truppen anzugreifen, erklärt es. Wahrscheinlich habe die Explosion das Gebäude beschädigt.
Zuvor hatten israelische Soldaten erneut eine Razzia in dem Lager durchgeführt. Die Ursache der Schäden konnte nicht unabhängig bestätigt werden.
Knesset will die UNRWA verbieten
In dieser Woche hat das israelische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das die Tätigkeit des Palästinenser-Hilfswerks in Israel und in den palästinensischen Gebieten verbietet. Das Gesetz wird in drei Monaten in Kraft treten. Israel wirft dem Hilfswerk vor, Extremisten zu beschäftigen. Das UN-Hilfswerk bestreitet dies.
"Wenn wir sagen, dass die Hamas im UNRWA verankert ist, dann meinen wir damit das hier. Schauen sie sich die Zeugenaussage eines UNRWA-Mitarbeiters im Norden von Gaza an, in der er beschreibt, wie die Hamas die Einrichtungen und Fahrzeuge von UNRWA ausnutzt", schrieben die israelischen Streitkräfte am 31. Oktober auf X, um die Verbundenheit des UN-Hilfswerks mit der Hamas zu beweisen.
Israel wirft UNRWA Beteiligung am Massaker vor
"Wir sagen also ganz klar: Das UNRWA ist Teil der Vergangenheit, es ist Teil des Problems. UNRWA-Mitglieder waren an diesem Massaker beteiligt", sagte der israelische Regierungssprecher David Mencer. Damit wies er auf die Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober des vergangenen Jahres hin.
"Jetzt ist es an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft, allen voran die Vereinten Nationen selbst, umdenkt und das Richtige tut, um den Palästinensern wirklich zu helfen, anstatt nur an ihren früheren Vorstellungen in der UNRWA festzuhalten, das die Terroristen der Hamas infiltriert, übernommen und schließlich massiv missbraucht haben", so Mencer.
Die humanitäre Hilfe werde weiterhin den Gazastreifen erreichen, versicherte Mencer. Israel wolle sich diesbezüglich mit Hilfsorganisationen oder anderen Stellen innerhalb der Vereinten Nationen abstimmen.
USA werfen Israel mangelnde humanitäre Hilfe in Gaza vor
Mehrere Hilfsorganisationen und Regierungen haben Israel jedoch unzureichende humanitäre Hilfe im Gazastreifen vorgeworfen. Unter anderem hat sich das US-Außenministerium der Kritik angeschlossen und Israel aufgefordert, mehr humanitäre Hilfe in Gaza zu leisten.
Dabei sind viele Hilfsorganisationen der Meinung, dass es ohne das Palästinenser-Hilfswerk sehr schwer sein könnte, humanitäre Hilfe in Gaza zu leisten.
"Das UNRWA ist der Rettungsanker für die palästinensischen Flüchtlinge im Gazastreifen und Westjordanland, einschließlich Ost-Jerusalem, sowie in Jordanien, Libanon und Syrien" schrieb UNRWA auf seiner Webseite.
Mehrere UN-Organisationen haben sich hinter das UNRWA gestellt und es als "Rückgrat" der Hilfsaktivitäten der Vereinten Nationen im Gazastreifen und anderen palästinensischen Gebieten bezeichnet. Denn das 1949 gegründete Hilfswerk bietet palästinensischen Flüchtlingen Bildung, Gesundheitsfürsorge und Soforthilfe.
Derzeit machen Flüchtlingsfamilien die Mehrheit der rund zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens aus.