Die Rebellengruppen, darunter auch die sogennante Syrische Nationalarmee werden von der Türkei finanziert.
Die kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) haben am Dienstag eine Gegenoffensive gegen die von Ankara unterstützte Syrische Nationalarmee (SNA) gestartet, um Gebiete nahe der nördlichen Grenze Syriens zur Türkei zurückzuerobern.
Seit dem Sturz von Baschar al-Assad Anfang dieses Monats haben sich die Kämpfe zwischen den von den USA unterstützten SDF und der SNA, die die Schlüsselstadt Manbij und die umliegenden Gebiete erobert hat, verschärft.
Die wochenlangen Kämpfe finden zu einer Zeit statt, in der Syrien, das von mehr als einem Jahrzehnt Krieg und wirtschaftlicher Misere gezeichnet ist, über seine politische Zukunft nach mehr als einem halben Jahrhundert unter der Herrschaft der al-Assad-Dynastie verhandelt.
Ruken Jamal, Sprecherin der Frauenschutzeinheit (YPJ) der SDF, erklärte gegenüber AP, dass ihre Kämpfer bei ihrem laufenden Gegenangriff nur noch gut elf Kilometer vom Zentrum von Manbij entfernt sind.
Jamal beschuldigte die Türkei, den Einfluss der Gruppe bei den Verhandlungen über die politische Zukunft Syriens durch die SNA schwächen zu wollen.
„Syrien befindet sich jetzt in einer neuen Phase, und es finden Gespräche über die Zukunft des Landes statt“, so Jamal. „Die Türkei versucht durch ihre Angriffe, uns mit Kämpfen abzulenken und uns von den Verhandlungen in Damaskus auszuschließen.“
Die in Großbritannien ansässige Kriegsbeobachtungsstelle Syrian Observatory for Human Rights erklärte, seit Beginn der Offensive der SNA gegen die Kurden in Nordsyrien Anfang des Monats seien Dutzende Menschen auf beiden Seiten getötet worden.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin telefonierte am Dienstag mit seinem türkischen Amtskollegen Yasar Guler, wie Pentagon-Pressesprecher Pat Ryder mitteilte.
Laut Ryder besprachen die beiden die aktuelle Lage in Syrien. Austin betonte, wie wichtig es ist, die enge und kontinuierliche Koordination mit Guler aufrechtzuerhalten, um den Erfolg der D-ISIS-Mission beizubehalten.
Bei der D-ISIS-Mission handelt es sich um eine globale Koalition aus 87 Ländern, die größte internationale Koalition in der Geschichte, die darauf abzielt, die Kräfte von Daesh-ISIS in Syrien und überall sonst, wo die Terrorgruppen operieren, zu beseitigen.
Laut Ryder sprachen der US-Außenminister und Guler auch darüber, wie wichtig es ist, die Voraussetzungen für ein „sichereres und stabileres Syrien“ zu schaffen und festzulegen.
Ankara betrachtet die SDF als eine Schwesterorganisation seines erklärten Feindes, der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die es als Terrororganisation einstuft. Seit Jahren greifen von der Türkei unterstützte bewaffnete Gruppen zusammen mit türkischen Kampfjets Stellungen im Norden Syriens an, in denen die SDF stark vertreten sind, um eine Pufferzone entlang der großen gemeinsamen Grenze zu schaffen.
Die SNA war zwar an dem von der Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angeführten Blitzaufstand beteiligt, der zum Sturz von al-Assad führte, hat aber ihren Vorstoß gegen die SDF fortgesetzt, die als zweitwichtigster Akteur für die politische Zukunft Syriens gelten.
In der Zwischenzeit erhält die SDF die Unterstützung Washingtons, das die kurdischen Kräfte als ihre wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die verbliebenen Reste des sogenannten Islamischer Staat und ihrer Satelliten betrachtet.
Ankara wird nicht nachgeben?
Am Montag erklärte der SDF-Sprecher Farhad Shami, dass sie die von der Türkei unterstützten Rebellen aus Gebieten in der Nähe des Tishrin-Staudamms am Euphrat zurückgedrängt hätten. Die SDF hätten auch einen Panzer der Rebellen südöstlich von Manbij zerstört.
Die in Großbritannien ansässige Kriegsbeobachtungsstelle Syrian Observatory teilte am Dienstag mit, dass die kurdisch geführte Gruppe nach nächtlichen Kämpfen vier Dörfer in der Nähe des strategisch wichtigen Staudamms zurückerobert habe.
Türkische Jets haben in den letzten Tagen auch die strategische Grenzstadt Kobani bombardiert.
Während des Aufstands in Syrien, der sich in einen Konflikt verwandelt hat, haben die Kurden eine autonome Enklave im Nordosten Syriens geschaffen und sich weder mit al-Assad in Damaskus noch mit den Rebellen, die ihn zu stürzen versuchen, vollständig verbündet.
Auch ohne die Familie al-Assad scheint sich die Position Ankaras nicht zu ändern. Der türkische Außenminister Hakan Fidan hat bei seinem Treffen mit dem De-facto-Staatschef Ahmad al-Sharaa, der früher als Abu Mohammad al-Jolani der HTS bekannt war, bei seinem Besuch in Syrien eine starke Position gegenüber der kurdisch geführten Gruppe eingenommen.
Angesichts der andauernden Kämpfe hat der SDF-Kommandeur Mazloum Abdi seine Besorgnis über ein starkes Wiederaufleben des IS geäußert, das auf das Machtvakuum in Syrien und die andauernden Kämpfe zurückzuführen ist, die es der kurdisch geführten Gruppe unmöglich machen, ihre Angriffe und Razzien gegen die verstreuten Schläferzellen der Extremistengruppe durchzuführen.