Die Maschine der Jeju Air erhielt kurz vor dem Landeanflug auf Muan eine Vogelschlagwarnung. Nur eine Minute später meldete der Pilot "Mayday".
Entweder ein "Vogelschlag" oder "sich verschlechternde Wetterbedingungen" könnten den Absturz des Flugzeugs in Südkorea verursacht haben, sagten Beamte des Katastrophenschutzes am Sonntag. 179 Menschen waren ums Leben gekommen, nur 2 Besatzungsmitglieder überlebten.
Der Chef der örtlichen Feuerwehr Lee Jeong-hyeon sagte vor Journalisten in Muan, dass "die genaue Ursache durch eine weitere forensische und gemeinsame Untersuchungen ermittelt wird".
Das Passagierflugzeug war in Flammen aufgegangen, als es in Muan von der Landebahn abkam und gegen einen Betonzaun prallte. Nach Angaben des Verkehrsministeriums handelte es sich bei dem Flugzeug um eine 15 Jahre alte Boeing 737-800, die auf dem Rückflug von Bangkok war.
Einige Experten haben diese ersten Vermutungen jedoch in Frage gestellt und erklärt, dass die mögliche Absturzursache noch unklar ist. Beobachter wiesen vor allem auf das Fehlen des Fahrwerks hin, das auf den Aufnahmen des Absturzes zu sehen ist.
Der Redakteur von Airline News, Geoffrey Thomas, bemängelte auch das offensichtliche Fehlen von Rettungsdiensten auf der Landebahn, die üblicherweise eingesetzt werden, wenn eine Bauchlandung zu erwarten ist. Bei einer Störung des Fahrwerks wird in der Regel von der Feuerwehr Schaum auf der Landebahn ausgebracht.
Von den 179 Todesopfern waren nach Angaben der südkoreanischen Feuerwehr 85 Frauen, 84 Männer und 10 weitere Personen, deren Geschlecht nicht sofort festgestellt werden konnte. Rettungskräfte bestätigten, dass es nur zwei Überlebende gibt, beides Besatzungsmitglieder, die sie in Sicherheit brachten. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden sind sie bei Bewusstsein und befinden sich nicht in lebensbedrohlichem Zustand.
Von den 177 Leichen, die bisher gefunden wurden, haben die Beamten bisher 88 identifiziert, so die Feuerwehr. Bei den Passagieren handelte es sich überwiegend um Südkoreaner sowie um zwei thailändische Staatsangehörige. Das thailändische Außenministerium teilte mit, seine Botschaft in Seoul habe von den südkoreanischen Behörden die Bestätigung erhalten, dass die beiden thailändischen Passagiere unter den Todesopfern sind.
Die Feuerwehr war mit 32 Löschfahrzeugen und mehreren Hubschraubern im Einsatz, um den Brand einzudämmen. Etwa 1.570 Feuerwehrleute, Polizisten, Soldaten und andere Beamte wurden nach Angaben der Feuerwehr und des Verkehrsministeriums ebenfalls zum Unglücksort entsandt.
Lee sagte, das Flugzeug sei völlig zerstört, nur das Leitwerk sei noch in den Trümmern zu erkennen. "Als jemand, der die Unglücksstelle gesehen hat, kann ich nur sagen, dass ich traurig bin", fügte er hinzu.
Eine Woche der Trauer
Beamte des Verkehrsministeriums erklärten später, ihre erste Auswertung der Kommunikationsaufzeichnungen zeige, dass der Kontrollturm des Flughafens das Flugzeug kurz vor der geplanten Landung vor einem Vogelschlag gewarnt und dem Piloten die Erlaubnis gegeben habe, in einem anderen Gebiet zu landen. Nur eine Minute nach der Warnung setzte der Pilot ein Notsignal ab, woraufhin das Flugzeug über das Ende der Landebahn hinausschoss und über eine Pufferzone schleuderte, bevor es gegen die Mauer prallte, so die Beamten.
Der stellvertretende Ministerpräsident Choi Sang-mok reiste zum Unglücksort in Muan und forderte die Behörden auf, alle verfügbaren Mittel einzusetzen, um die Vermissten zu finden und die Opfer so schnell wie möglich zu identifizieren. Die Regierung erklärte Muan zum Katastrophengebiet, um den Familien der Opfer zu helfen, und legte eine einwöchige Staatstrauer bis Samstag fest.
Yoons Büro teilte mit, dass sein Chefsekretär Chung Jin-suk eine Dringlichkeitssitzung leitete, in der hochrangige Mitarbeiter des Präsidenten über den Absturz berieten und Choi über die Einzelheiten informierten. In einem Facebook-Posting sprach Yoon den Opfern sein Beileid aus.
Jeju Air entschuldigte sich in einer Erklärung "zutiefst" für den Absturz und sagte, man werde "alles tun, um die Folgen des Unfalls zu bewältigen".
In einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz verbeugte sich Kim E-bae, der Präsident von Jeju Air, zusammen mit anderen hochrangigen Vertretern des Unternehmens tief, als er sich bei den Hinterbliebenen entschuldigte und sagte, er fühle sich "voll verantwortlich" für den Vorfall. Kim sagte, das Unternehmen habe bei den regelmäßigen Überprüfungen keine mechanischen Probleme mit dem Flugzeug festgestellt und werde die Ergebnisse der staatlichen Untersuchungen zur Ursache des Unfalls abwarten.
Der Absturz war eine der tödlichsten Katastrophen in der Geschichte der südkoreanischen Luftfahrt.
Das letzte Mal, dass Südkorea ein großes Flugzeugunglück erlebte, war 1997, als eine Maschine der Korean Airline in Guam abstürzte und 228 Menschen an Bord ums Leben kamen.
Das Unglück vom Sonntag war auch eines der schlimmsten Landeungunglücke seit einem Absturz im Juli 2007, bei dem alle 187 Menschen an Bord und 12 weitere am Boden ums Leben kamen, als ein Airbus A320 in Sao Paulo von einer glatten Landebahn abrutschte und mit einem nahe gelegenen Gebäude kollidierte, so die Daten der Flight Safety Foundation, einer gemeinnützigen Gruppe zur Verbesserung der Flugsicherheit.