Der Direktor des UN-Büros für Projektdienste warnt, dass die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen noch nicht vorbei ist. Bei der Unterstützung der Region kann die EU ihm zufolge eine wichtige Rolle spielen.
Der Direktor des Büros für Projektdienste der Vereinten Nationen (UNOPS) warnt, dass die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen trotz des Waffenstillstandsabkommens nicht beendet ist. Umso wichtiger sei es, dass die Waffenruhe anhält.
Das UN-Büro für Projektdienste liefert Kraftstoff in den Gazastreifen, der dort als einzige Energiequelle dringend benötigt wird. Außerdem organisiert das Büro alle Hilfslieferungen in das Gebiet, seit Israel die Arbeit des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) massiv eingeschränkt hat.
70 % der gesamten Infrastruktur zerstört
Direktor Jorge Moreira da Silva ist am Donnerstag in den Gazastreifen gereist, um sich ein eigenes Bild von den Folgen des Krieges zu machen.
"Ich war erstaunt über den Zustand der Infrastruktur. Der Zusammenbruch der Infrastruktur, der Zusammenbruch der Wohnraumversorgung, der Zusammenbruch der Straßen. 70 % der gesamten Infrastruktur sind zerstört", erzählt Moreira da Silva.
"Der wichtigste Punkt meines Besuchs im Gazastreifen ist also, dass es von grundlegender Bedeutung ist, alle humanitäre Hilfe zu leisten, die in Notfällen benötigt wird", fügt er hinzu.
Es sei jedoch auch wichtig, einen baldigen Wiederaufbau vorzubereiten. "Und ein geordneter Wiederaufbau bedeutet, dass die Trümmer beseitigt, die Straßen instandgesetzt, die Stromversorgung und die sanitären Einrichtungen wiederhergestellt, Krankenhäuser und Schulen gebaut werden. Dies ist eine große Verantwortung und erfordert die Mobilisierung der internationalen Gemeinschaft", so Moreira da Silva.
EU könnte wichtige Rolle im Gazastreifen spielen
Seitdem US-Präsident Donald Trump Anfang Februar die Zahlungen an die Entwicklungsbehörde USAID ausgesetzt hat, hat die Rolle der EU bei der Hilfsarbeit im Gazastreifen an Wichtigkeit gewonnen. Der Direktor des UN-Büros für Projektdienste betont, dass die internationale Gemeinschaft nun dringend gefragt sei.
"Ich sah deutlich die Hoffnung, die Erwartung, dass der Waffenstillstand halten wird und dass das Schlimmste bereits vorbei ist. Wir dürfen also nicht scheitern", sagt er.
"Es ist wichtig, dass die internationale Gemeinschaft den nötigen Druck auf die Konfliktparteien ausübt, um den Waffenstillstand aufrechtzuerhalten, aber auch, dass die internationale Gemeinschaft jegliche Hilfe für den Gazastreifen bereitstellt", so Moreira da Silva.
Der Direktor ist überzeugt, dass die EU eine wichtige Rolle im Gazastreifen spielen wird. Vergangenen Monat hat die Europäische Kommission ein humanitäres Hilfspaket für die Region in Höhe von 120 Millionen Euro angekündigt. Insgesamt beläuft sich die humanitäre Hilfe der EU für den Gazastreifen seit 2023 damit auf mehr als 450 Millionen Euro. Europäische Luftbrückenflüge haben mehr als 3.800 Tonnen Hilfsgüter in die Region gebracht.
"Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Europäische Union eine wichtige Rolle spielen wird. Ich kenne die Europäische Union. Ich war Mitglied des Parlaments, ich war Minister in Portugal. Ich kenne also die EU-Politik und weiß, wie sehr sie sich engagiert", so Moreira da Silva.