Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, Putin bereite sich darauf vor, einen von den USA und der Ukraine unterstützten Vorschlag für einen Interimsfrieden abzulehnen.
Bei russischen Luftangriffen auf die Ukraine wurden in der Nacht mehrere Menschen verletzt. Der Gouverneur von Charkiw, Oleh Syniehubov, sagte, es habe mehrere Verletzte gegeben, darunter auch Kinder, als eine russische Drohne auf offenem Gelände abstürzte. Nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte wurden gestern insgesamt 146 Zusammenstöße zwischen ukrainischen und russischen Streitkräften registriert.
Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte indessen, er habe Zweifel an der von den USA vermittelten Waffenruhe mit der Ukraine. Er stellt das vorgeschlagene Waffenstillstandsabkommen zwischen der Ukraine und den USA in Frage. Darin wurde eine vorläufige 30-tägige Waffenruhe und eine Pause bei den Kämpfen, auch im Schwarzen Meer und entlang der Front, festgelegt.
Auf einer Pressekonferenz in Moskau sagte Putin, die "Idee" des Waffenstillstands sei zwar richtig, aber es gebe bestimmte "Fragen", die mit den USA erörtert werden müssten, bevor er eine Reihe von Fragen aufzählte, die das Abkommen ins Wanken zu bringen schienen.
Putin stellt Bedingungen für Grenzregionen im Falle eines Waffenstillstands
Der russische Staatschef erklärte, die USA hätten die Ukraine dazu gebracht, einen Waffenstillstand zu akzeptieren, weil die Lage auf dem Schlachtfeld nach wie vor angespannt sei. Davon ist insbesondere die westrussische Region Kursk, wo die Ukraine im vergangenen Jahr einen Überraschungsangriff unternommen hatte, betroffen.
Die russischen Streitkräfte seien in Kursk "fast überall" auf dem Vormarsch, erklärte Putin und schlug vor, dass im Rahmen der Waffenstillstandsverhandlungen auch darüber gesprochen werden sollte, was mit den ukrainischen Truppen in der Region geschehen soll.
"Werden alle (ukrainischen Truppen), die dort sind, kampflos abziehen? Oder wird die Ukraine ihnen befehlen, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben?" sagte Putin. "Wie die Situation entlang der Front gelöst werden wird, bleibt unklar", fügte er hinzu.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner abendlichen Ansprache, Putins Zögern bedeute, dass er sich "im Grunde darauf vorbereite, das Abkommen abzulehnen". Putin "hat Angst, Präsident Trump direkt zu sagen, dass er diesen Krieg fortsetzen will, dass er Ukrainer töten will", sagte Selenskyj. "Deshalb umgibt man in Moskau die Idee eines Waffenstillstands mit solchen Vorbedingungen, dass daraus nichts wird - oder es zumindest so lange wie möglich hinausgezögert wird."
US-Regierung sieht Putins Antwort als Fortschritt an
US-Präsident Donald Trump sprach seinerseits von "guten Signalen" aus Russland und bot an, mit Putin zu sprechen. Putin habe "eine vielversprechende Erklärung abgegeben, die aber nicht vollständig war", sagte Trump und fügte hinzu, er hoffe, dass Russland zustimmen werde, und unterstrich seinen Wunsch nach einem Ende der Kämpfe.
Am Donnerstag wiesen US-Medien darauf hin, dass Trump weitere Einzelheiten zu den Verhandlungen der USA mit Russland und der Ukraine nannte. Beide Länder hätten über Land, das "behalten und verloren" werde, und andere Elemente einer "endgültigen Vereinbarung" gesprochen, sagte er.
Er lehnte es ab, zu sagen, ob die USA ein Druckmittel hätten, um Russland zu einem vorübergehenden oder dauerhaften Abkommen zu zwingen. Trump hatte zuvor jedoch gesagt, er könne Russland "finanziell sehr schlechte Dinge" antun, wenn keine Einigung erzielt würde.
Gesprächsbereitschaft reicht nicht aus
Am Donnerstag erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, dass Russland zu Gesprächen über eine Einigung bereit sei, eine Einstellung der Kämpfe aber als wenig dringlich erachte.
Sie bekräftigte, dass Moskau keine westlichen Friedenstruppen in der Ukraine akzeptieren würde - eine Idee, die von Frankreich und Großbritannien als Möglichkeit zur Friedenssicherung im Falle eines Waffenstillstands ins Spiel gebracht wurde.
Die Ukraine hat erklärt, dass sie für die Unterzeichnung eines dauerhaften Waffenstillstandsabkommens eine Form der Sicherheitsgarantie benötigt.
Moskau wiederholte, dass zu seinen Hauptforderungen zur Beendigung des Krieges gegen die Ukraine die Einstellung der Militärhilfe für Kiew, die Entmilitarisierung der Ukraine und die Zusage gehören, dass die Ukraine nicht dem NATO-Militärbündnis beitreten wird.