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"Sehen mit an, wie Kollegen sterben": Warnung von 100 Hilfsorganisationen wegen Hungersnot in Gaza

Palästinenser kämpfen um gespendete Lebensmittel in einer Gemeinschaftsküche in Gaza-Stadt, 14. Juli 2025
Palästinenser kämpfen um gespendete Lebensmittel in einer Gemeinschaftsküche in Gaza-Stadt, 14. Juli 2025 Copyright  AP Photo
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Von Evelyn Ann-Marie Dom
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Verstörende Bilder gehen um die Welt. Einen Tag nach 28 Außenministern fordern mehr als 100 NGOs einen Waffenstillstand, die Öffnung aller Grenzübergänge und die Verteilung von Lebensmitteln im Gazastreifen.

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Ärzte im Gazastreifen berichten, dass sie selbst Hunger haben, dass die Kollegen nicht mehr stehen und deshalb nicht mehr operieren können, selbst wenn sie versuchen rund um den Uhr den Verletzten zu helfen. Mehr als 100 Hilfsorganisationen warnen an diesem Mittwoch vor einer Massenhungersnot in dem Kriegsgebiet, in dem etwa 2 Millionen Menschen leben.

In einer gemeinsamen Erklärung melden NGOs wie Ärzte ohne Grenzen, Amnesty International, Save the Children, CARE und Oxfam, dass die Vorräte völlig erschöpft seien und sich die Hungersnot in der Enklave immer weiter ausbreite: "Die Hilfsorganisationen müssen mit ansehen, wie ihre eigenen Kollegen und Partner vor ihren Augen sterben."

Zuvor hatte die französische Nachrichtenagentur die erschreckende Situation der Journalistinnen, Journalisten und Fotografen, die für AFP arbeiten, geschildert. Auch die Reporterinnen und Reporter können kaum noch arbeiten, weil sie nicht genug zu essen haben.

Die konservative britische Zeitung "Daily Express" will mit dem Foto eines ausgemergelten Kindes die Welt aufrütteln - wie es Palästinenserinnen, Palästinenser und Aktivistinnen und Aktivisten seit Wochen im Internet versuchen.

Hilfsgüter sind vor Ort, aber werden nicht verteilt

Die Hilfsorganisationen weisen darauf hin, dass Lebensmittel, sauberes Wasser, medizinische Hilfsgüter, Zelte und Treibstoff unangetastet in Lagerhäusern außerhalb oder in einigen Fällen sogar innerhalb des Gazastreifens lagern.

"Aushungern ist ein Kriegsverbrechen"

"Das Aushungern von Zivilisten als Methode der Kriegsführung ist ein Kriegsverbrechen", heißt es in der Erklärung weiter.

Die Erklärung kommt genau zwei Monate, nachdem die von den USA unterstützte Gaza Humanitarian Foundation (GHF) die Hilfslieferungen übernommen hat und kurz nachdem der Gazastreifen seinen tödlichsten Tag für Hilfesuchende erlebte: Mindestens 85 Menschen wurden allein am Sonntag bei dem Versuch, an Lebensmittel zu gelangen, getötet.

Seit Mai wurden mehr als 1.000 Palästinenser, die versuchten, Zugang zu Hilfsgütern zu erhalten, von israelischen Streitkräften getötet, meist in der Nähe von Verteilungsstellen, die von dem umstrittenen amerikanischen Auftragnehmer betrieben werden, erklärte das UN-Menschenrechtsbüro am Dienstag.

Im Januar verbot Israel der wichtigsten UN-Organisation UNRWA die Lieferung von Hilfsgütern und beschuldigte die Hamas der Plünderung von Hilfsgütern, ohne dafür Beweise vorzulegen.

Der Leiter des Al-Shifa-Krankenhauses gab am Dienstag bekannt, dass innerhalb von 72 Stunden 21 Kinder an Unterernährung und Hunger gestorben seien, was die UNO als Beweis dafür bezeichnete, dass "der Hunger an jede Tür klopft".

UN-Generalsekretär Antonio Guterres bezeichnete die Situation im Gazastreifen in seiner Rede vor dem Sicherheitsrat am Dienstag als "Horrorshow mit einem Ausmaß an Tod und Zerstörung, das in jüngster Zeit seinesgleichen sucht".

In Tel Aviv fordern Protestierende mehr Hilfslieferungen für die Menschen in Gaza, 22 Juli 2025
In Tel Aviv fordern Protestierende mehr Hilfslieferungen für die Menschen in Gaza, 22 Juli 2025 AP Photo

Guterres fügte hinzu, er sei entsetzt darüber, dass Einrichtungen der UNOPS (UN Office for Project Services) und der WHO (Weltgesundheitsorganisation), einschließlich ihres Hauptlagers, am Wochenende in Deir al Balah angegriffen worden seien.

"Diese Einrichtungen sind unantastbar. Sie müssen nach dem humanitären Völkerrecht ausnahmslos geschützt werden", sagte Guterres.

Diplomatische Bemühungen und festgefahrene Verhandlungen

Im Laufe dieser Woche wird der US-Nahostbeauftragte Steve Witkoff nach Europa reisen, um eine Reihe von Themen zu erörtern, darunter den Gazastreifen und die Bemühungen um einen Waffenstillstand.

Witkoff plant auch eine Reise in den Nahen Osten, er habe "große Hoffnung", dass die USA eine Waffenstillstandsvereinbarung und die Einrichtung eines "humanitären Korridors" zum Gazastreifen erreichen könne, erklärte Ministeriumssprecherin Tammy Bruce vor Reportern.

Israel sieht sich zunehmend dem Druck der internationalen Gemeinschaft ausgesetzt, da sich die humanitäre Lage im Gazastreifen weiter drastisch verschlechtert.

Die israelische Militäroffensive dauert nun schon fast 21 Monate an und hat zu weitreichenden Zerstörungen der Infrastruktur und einem gravierenden Mangel an Lebensmitteln geführt.

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