Der Preis für eine Feinunze Gold liegt derzeit bei 3300 US-Dollar – fast doppelt so viel wie vor drei Jahren. Ein Ende des Aufwärtstrends scheint jedoch noch nicht in Sicht: In den kommenden zwölf Monaten könnte der Goldpreis auf 4000 Dollar klettern. Einer der maßgeblichen Einflüsse ist China.
Das World Gold Council (WGC) in London rechnet in seiner aktuellen Prognose mit einem weiteren Anstieg des Goldpreises in der zweiten Jahreshälfte – wenn auch mit leicht abnehmender Dynamik.
Besonders spürbar ist dies weltweit für Brautpaare: Aufgrund der hohen Preise ist die Nachfrage der Schmuckindustrie deutlich zurückgegangen. Laut WGC sank sie von 435 Tonnen im ersten Quartal auf 356 Tonnen im zweiten.
Ist Gold in der volatilen Wirtschaft 2025 ein sicherer Hafen?
Experten sind sich einig, dass das Edelmetall weiterhin ein zuverlässiger sicherer Hafen ist, insbesondere in Zeiten politischer oder finanzieller Instabilität. Die Kombination aus Trumps eskalierendem Zollkrieg, einer vorsichtigen US-Notenbank und einem unsicheren globalen Wachstum hat die starke Nachfrage von institutionellen und privaten Anlegern nach Gold aufrechterhalten.
Notenbanken auf der ganzen Welt legen außerdem Goldreserven an, um sich vom Dollar abzuwenden, ein Trend, der die langfristige Preisdynamik des Goldes unterstützt.
Laut dem World Gold Council haben Zentralbanken weltweit in den vergangenen zwölf Monaten über 700 Tonnen Gold zugekauft – ein deutliches Signal institutionellen Vertrauens in den langfristigen Werterhalt des Edelmetalls. Besonders aktiv zeigen sich dabei Länder wie China, Indien, die Türkei und Russland, die gezielt daran arbeiten, ihre Reservestrukturen unabhängiger vom US-Dollar zu gestalten.
China: Massive Aufstockung der Goldreserven
Seit dem Jahr 2000 hat China seine offiziellen Goldreserven laut Daten des World Gold Council nahezu versechsfacht – von 395 Tonnen auf 2.292 Tonnen Ende des ersten Quartals. Damit rangiert der chinesische Goldbestand offiziell auf Platz sieben weltweit.
Experten vermuten aber, dass Peking weit größere Mengen diskret zugekauft hat, als öffentlich ausgewiesen werden.
Interessant: Der bislang aktivste Goldkäufer in diesem Jahr ist nicht China, sondern Polen. Mit über 48 Tonnen Zukäufen führt das Land laut Angaben des World Gold Council aktuell die Liste der staatlichen Nachfrager an.
Nach Aussage der Zeitschrift Economic Times halten Analysten es für möglich, dass der Goldpreis bis 2026 4.000 $ pro Unze erreichen könnte:
JP Morgan geht davon aus, dass Gold bis zum vierten Quartal 2025 durchschnittlich 3.675 $ erreichen und bis Mitte 2026 die 4.000 $-Marke überschreiten wird, was auf anhaltende Zentralbankkäufe und erhöhte geopolitische Risiken zurückzuführen ist.
Goldman Sachs sieht ein Szenario, in dem der Goldpreis in einem Tail-Risk-Umfeld auf 4.500 ansteigen könnte, mit einem Basisziel von 3.700 $ bis Ende 2025.
Eine Reuters-Umfrage unter 40 Händlern und Analysten ergab ein übereinstimmendes Kursziel von 3.400 bis 4.000 $ für 2026, wobei die meisten der Meinung sind, dass die starken Nachfragefundamentaldaten für eine Hausse sprechen.
Andere Plattformen wie CoinCodex und LongForecast gehen davon aus, dass sich der Goldpreis in den nächsten 18 bis 24 Monaten zwischen 3.800 und 4.200 $ bewegen wird, abhängig von den makroökonomischen Bedingungen und geldpolitischen Entscheidungen.
Angesichts der schwankenden Renditen von Staatsanleihen und der anhaltenden Inflation in mehreren Volkswirtschaften bleibt die Rolle von Gold als Absicherung so stark wie eh und je.
Wert des deutschen Staatsgolds auf Rekordniveau
Der Wert der deutschen Goldreserven belief sich Ende 2024 laut Geschäftsbericht der Bundesbank auf rund 270 Milliarden Euro – ein Zuwachs von 69 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Maßgeblich dafür war der deutliche Preisanstieg: Ein Kilogramm Gold wurde zu diesem Stichtag mit gut 80.700 Euro bewertet.
Inzwischen ist der Kilopreis auf etwa 92.600 Euro gestiegen, was rechnerisch einem weiteren Bewertungsgewinn von rund 40 Milliarden Euro entspricht. Eine verbindliche Bilanzierung erfolgt allerdings erst zum Jahresende.
Mit einem Bestand von über 8.100 Tonnen führen weiterhin die USA das Ranking der größten nationalen Goldreserven an, gefolgt von Deutschland.
Lagerung an internationalen Finanzplätzen
Der deutsche Goldschatz ist nicht vollständig im Inland gelagert. 1.236 Tonnen befinden sich im Depot der Federal Reserve Bank in New York – mutmaßlich der größte Tresor der Welt. Weitere 405 Tonnen werden bei der Bank of England in London verwahrt. Beide Standorte zählen zu den wichtigsten globalen Handelsplätzen für Gold.