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Was passiert mit den deutschen Goldreserven in den USA?

Aufeinandergestapelte Goldbarren.
Aufeinandergestapelte Goldbarren. Copyright  AP Photo
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Von Franziska Müller
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Rund ein Drittel der deutschen Goldreserven liegen bei der US-Notenbank FED in New York. Nach Trumps Rundumschlag mit Zöllen fordert der Europäische Steuerzahlerbund nun eine Rückholung der Reserven. Sie zweifeln an der Sicherheit der Anlage.

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Trumps unberechenbare Zollpolitik schürt Unsicherheit. Es steht zunehmend zur Frage, ob Washington noch ein verlässlicher Handelspartner ist. Der Europäische Steuerzahlerbund forderte nun, die deutschen Reserven aus den USA abzuziehen.

In New York hat Deutschland einen Goldvorrat im Umfang von 1.200 Tonnen in einem Tresor. Der Wert wird auf mehr als 100 Milliarden Euro geschätzt und macht rund ein Drittel der deutschen Goldreserven aus. Diese Goldbarren liegen tief unter der Erde bei der US-Notenbank in Manhattan. Es sind die zweitgrößten Goldreserven der Welt nach denen der Vereinigten Staaten.

CDU-Abgeordnete fordern Goldverlagerungen zurück nach Deutschland

CDU-Abgeordnete diskutieren inzwischen darüber, das Gold aus New York abzuziehen, weil sie befürchten, dass Washington kein verlässlicher Partner mehr ist. "Natürlich stellt sich die Frage jetzt neu", sagte Marco Wanderwitz, der dieses Jahr sein CDU-Bundestagsmandat aufgeben wird. Er war Mitglied im Rechtsausschuss des Bundestags. Er setzt sich unter anderem dafür ein, dass deutsche Abgeordnete das Gold regelmäßig inspizieren oder es gar abziehen können. Ein Antrag seinerseits, die Goldreserven zu besuchen, wurde 2012 allerdings abgelehnt.

Der CDU-Europaabgeordnete Markus Ferber wurde deutlicher: "Ich fordere regelmäßige Kontrollen der deutschen Goldreserven. Offizielle Vertreter der Bundesbank müssen die Barren persönlich zählen und ihre Ergebnisse dokumentieren."

Es wäre besser, "alle deutschen Goldreserven so schnell wie möglich nach Frankfurt oder zumindest nach Europa zu bringen", sagte Michael Jäger, Präsident des Europäischen Steuerzahlerbunds der deutschen Presse. "Gerade in einer Zeit, in der in Berlin und in Brüssel über immense Neuverschuldung diskutiert wird, brauchen wir im Notfall sofortigen Zugriff auf alle Goldreserven."

Rund 1.200 Tonnen deutsches Gold lagern bei der US-Notenbank FED in New York.
Rund 1.200 Tonnen deutsches Gold lagern bei der US-Notenbank FED in New York. AP Photo

Neben der Rückführung des deutschen Goldes forderte der Europäische Steuerzahlerbund zumindest Zugang zu den Reserven, um den Zustand sowie die Qualität zu überprüfen. Die Bundesbank erklärte jedoch auf eine "Bild"-Anfrage, sie habe „absolut keinen Zweifel daran, dass wir mit der Federal Reserve in New York einen vertrauenswürdigen, zuverlässigen Partner für die Lagerung unserer Goldreserven haben“.

In Frankfurt bei der Zentrale der Bundesbank lagert die Hälfte der deutschen Reserven. Dreizehn weitere Prozent der Goldreserven werden in London gehalten.

Die Goldreserven gelten als sinnvolle Maßnahme, weil sie Zugang zur Dollar-Liquidität bieten, falls diese in einem schweren Abschwung benötigt würde. Die US-Notenbank FED ist autark und damit politisch unabhängig. Trump macht allerdings immer wieder Anspielungen, die Bank politisch anzubinden.

Warum lagert deutsches Gold in New York?

Gold gilt als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten, auch wenn es Anlegern keine Rendite bringt. Bereits 2017 hatte die Bundesbank Gold nach Deutschland zurückgeholt. Bis dahin lagerten 374 Tonnen bei der Banque de France in Paris. Die Verlegung wurde damit begründet, dass Frankreich wie Deutschland den Euro hat.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Deutschland mit exponentiell wachsenden Exporten Reichtum erwirtschaftet, der zu großen Handelsüberschüssen mit anderen Ländern führte. Diese Überschüsse wurden im Rahmen des Bretton-Woods-Systems in Gold umgewandelt.

Das Bretton-Woods-System war eine Währungsordnung, die die Vorteile eines flexiblen Wechselkurssystems mit denen eines festen vereinte. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterzeichneten 44 Staaten dieses Abkommen. Alle teilnehmenden Länder vereinbarten feste Wechselkurse zum US-Dollar. Im Gegenzug verpflichtete sich die US-Notenbank, Zentralbanken aller Teilnehmerländer Dollar gegen Gold zu einem festen Kurs von 35 US-Dollar pro Feinunze zu tauschen. Es wurde Anfang der 1970er Jahre aufgegeben - die Institutionen bestehen jedoch mit teils veränderten Zuständigkeiten fort.

Mehr Unabhängigkeit von den USA

Die Handelsüberschüsse - wenn Deutschland in ein Land mehr exportiert als von diesem Land importiert - sind Trump ein Dorn im Auge. Mit den umfangreichen Zollpaketen will Trump dafür sorgen, heimische Industrien zu unterstützen. Die Auswirkungen des Zollhandels sind momentan noch nicht vorhersehbar.

Nicht nur das Zurückholen der Goldreserven, auch die jüngsten Verhandlungen zu europäischen Verteidigung machen deutlich, dass die Europäische Union und ihre Mitgliedsländer unabhängiger von der Unterstützung der USA werden wollen.

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