Sanae Takaichi ersetzt Regierungschef Shigeru Ishiba und soll versuchen, die monatelange politisches Krise zu beenden. Die Börse reagierte positiv auf die Nachricht.
Das japanische Parlament hat die ultrakonservative Sanae Takaichi zur ersten Frau an der Spitze der Regierung des Landes gewählt. Die Chefin der Partei LDP bekam im ersten Wahlgang 237 der insgesamt 465 Stimmen. Tags zuvor war es der 64-Jährigen gelungen, mit der kleinen rechtspopulistischen Ishin-Partei eine Koalition zu bilden.
Takaichi ersetzt Shigeru Ishiba und beendet damit eine dreimonatige politische Krise nach der Wahlniederlage der Liberaldemokratischen Partei im Juli. Ishiba, der nur ein Jahr im Amt war, trat am Dienstag zusammen mit seinem Kabinett zurück und ebnete damit den Weg für seine Nachfolge.
Die LDP-Parteichefin Takaichi benötigte die Stimmen der in Osaka ansässigen rechtsgerichteten Japanischen Innovationspartei (Ishin no Kai), um gewählt zu werden.
Nikkei erreicht Höchststand
Die Börse in Tokio reagierte positiv: der Nikkei erreichte am Dienstag einen neuen Höchststand. Die neue Regierungschefin hatte eine lockere Fiskalpolitik angekündigt und versprochen, die Inflation für die Verbraucher zu senken.
Takaichis neues Bündnis verfügt jedoch nicht über eine Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments und braucht die Stimmen anderer Parteien, um Gesetze zu verabschieden - ein Risiko, das ihre Regierung instabil und kurzlebig machen könnte.
"Politische Stabilität ist im Moment sehr wichtig", sagte Takaichi am Montag bei der Unterzeichnungszeremonie mit dem JIP-Vorsitzenden und dem Gouverneur von Osaka, Hirofumi Yoshimura. "Ohne Stabilität können wir keine Maßnahmen für eine starke Wirtschaft oder Diplomatie vorantreiben."
Die LDP hat Japan seit Jahrzehnten fast ununterbrochen regiert. Ishin wird keine Ministerposten in Takaichis Kabinett besetzen, solange seine Partei nicht von ihrer Partnerschaft mit der LDP überzeugt ist, sagte Yoshimura.
Takaichi blockierte Förderung von Frauen
Sanae Takaichi hat die Maßnahmen zur Förderung von Frauen blockiert: Sie unterstützt die ausschließlich männliche Erbfolge in der kaiserlichen Familie und ist gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und die Zulassung getrennter Nachnamen für Ehepaare.
Als Schützling des ermordeten ehemaligen Premierministers Shinzo Abe wird erwartet, dass Takaichi dessen Politik nacheifern und Militär und die Wirtschaft stärken sowie die pazifistische Verfassung Japans überarbeiten wird.
Als der vorherige Koalitionspartner Komeito die Regierung verließ, begründete die Partei dies mit der mangelnden LDP-Aufarbeitung der Skandale um schwarze Kassen, die zu ihren aufeinander folgenden Wahlniederlagen führten.
Die Zentrumspartei äußerte sich auch besorgt über Takaichis revisionistische Sichtweise der japanischen Kriegsvergangenheit und ihre regelmäßigen Gebete im Yasukuni-Schrein. Peking und Seoul, die diese Besuche als fehlende Reue über die japanische Aggression ansehen, hatten dagegen protestiert. Zudem gibt es Kritik an jüngsten ausländerfeindlichen Äußerungen der Politikerin.