Die umstrittenen Worte von Fabian Keubel - einem jungen Aktivisten der deutschen Rechten - wurden vom AfD-Politiker Tomasz Froelich in einem Interview mit Euronews angesprochen. Auch der polnische Premierminister Donald Tusk und Außenminister Radosław Sikorski äußerten sich.
Fabian Keubel (eigentlich Fabian Küble, auf Social Media benutzt er ein Pseudonym), ein Aktivist der Alternative für Deutschland (AfD) und ehemaliges Vorstandsmitglied der inzwischen aufgelösten Jungen Alternative, hat am 18. November auf der Plattform X eine Reihe von Beiträgen veröffentlicht, in denen er Polen kritisierte.
In einem von ihnen schrieb er: "Die Polen sehen sich einfach als große, bemitleidenswerte Daueropfer der europäischen Geschichte. Opfer-sein als nationale Identität. Sie sind einfach die Afroamerikaner Europas".
Keubel bezog sich auch auf Äußerungen des AfD-Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla, der in einem ZDF-Interview gesagt hatte, Polen könne eine Bedrohung für Deutschland darstellen.
Seine Kritik bezog sich vor allem auf die Weigerung, den Ukrainer Wolodymyr Zhuravlov nach Deutschland auszuliefern, der von der deutschen Staatsanwaltschaft verdächtigt wird, an der Beschädigung der Nord-Stream-Pipelines im September 2022 beteiligt gewesen zu sein.
Der junge AfD-Aktivist fand die Aussage "absolut richtig und sehr diplomatisch".
"In Wirklichkeit stellt Polen objektiv eine viel größere Bedrohung für Deutschland dar als Russland oder sonst jemand", fügte Keubel hinzu.
Keubel warf Polen außerdem vor, "die Terroristen zu schützen, die Anschläge auf unsere zentrale Energiequelle verübt haben".
In weiteren Beiträgen erklärte er außerdem: "Ich bedauere das zutiefst, aber objektiv betrachtet gibt es derzeit kein Land, das in Worten und Taten antideutscher ist als Polen. Anders als zum Beispiel Russland grenzt dieses antideutsche Polen direkt an Deutschland (...) Deshalb stellt Polen objektiv eine viel größere Bedrohung für uns Deutsche dar als jedes andere Land".
Keubel warf Polen auch "Landraub" und "Massenvertreibung" in der Vergangenheit vor und behauptete, dass die polnische Identität auf einem Gefühl des historischen Unrechts beruhe.
Fabian Keubel stammt aus Sachsen und ist für seine kontroversen Äußerungen über Frauen, Minderheiten, den Holocaust und die Demokratie bekannt.
Auch Tusk und Sikorski äußern sich
Auch der polnische Ministerpräsident Donald Tusk nahm auf dem Portal X Bezug auf die Äußerungen von Fabian Keubel , schrieb sie aber - fälschlicherweise - der AfD-Führung zu. In seinem Posting rief er auch Vertreter der polnischen Rechten - Staatspräsident Karol Nawrocki, den Vorsitzenden von Recht und Gerechtigkeit, Jarosław Kaczyński, und den Vorsitzenden der Partei Neue Hoffnung, Slawomir Mentzen - auf und beschuldigte sie, mit der AfD zu sympathisieren.
Außenminister Radosław Sikorski meldete sich zu Wort und fand einen Archiveintrag des rechten Kolumnisten Rafał Ziemkiewicz, der die AfD als deutsche Version der polnischen Partei Partei Recht und Gerechtigkeit bezeichnete.
Tomasz Froelich (AfD) bei Euronews: "Bin absolut anderer Meinung"
Die Äußerungen des Aktivisten der sächsischen AfD-Jugendgruppe wurden von Tomasz Froelich, einem deutschen Politiker polnischer Herkunft, Mitglied des Europäischen Parlaments (Fraktion Souveräne Nationen) und AfD-Mitglied, für Euronews kommentiert:
"Ich bin mit dieser Aussage absolut nicht einverstanden. Die Polen sind eine Nation mit einer reichen Geschichte, auf die sie stolz sein sollten. Zu dieser Geschichte gehören sowohl Triumphe als auch Misserfolge. Es sind jedoch die Triumphe, die in der Erinnerungspolitik eine zentrale Rolle spielen sollten, wie es zum Beispiel beim Unabhängigkeitsmarsch der Fall ist. Die Tendenz zum Märtyrertum wurde ja schon von Roman Dmowski in seinen "Gedanken eines modernen Polen" kritisiert", so der AfD-Politiker.
Kritisch bezog er sich auch auf den Auftritt von Donald Tusk auf der X-Plattform:
"Dass Ministerpräsident Tusk jetzt einen missglückten Eintrag eines bloßen AfD-Mitglieds ohne Funktion und Mandat aufgreift, ist einfach absurd. Das ist in etwa so, als würde Bundeskanzler Merz den Eintrag eines Mitglieds der bürgerlichen Koalition ohne Funktion und Mandat kommentieren."
Der Europaabgeordnete berichtete auch, dass Fabian Keubel nach der Veröffentlichung des Beitrags von einigen Nutzern Morddrohungen erhalten habe. Er rief den rechten Flügel dazu auf, sich zusammenzuschließen.
"Die Tatsache, dass dieses AfD-Mitglied nun Morddrohungen erhält, ist absolut inakzeptabel. Wir brauchen eine emotional ausgewogene Mitte, um die Herausforderungen, vor denen unsere Länder stehen, wie die Migrationskrise, die Deindustrialisierung durch den Green Deal oder die Bedrohung durch die Wahnideologie, gemeinsam bewältigen zu können", sagte er zu Euronews.
Die AfD verzeichnet in den deutschen Umfragen eine hohe Unterstützung. Laut der jüngsten YouGov-Umfrage vom November 2025 kann die Partei mit rund 27 Prozent der Stimmen rechnen und liegt damit ein bis zwei Prozentpunkte vor der regierenden CDU. In der öffentlichen Debatte wird die AfD oft als pro-russische Gruppierung bezeichnet.