In Berlin rückt die Bundeswehr in die U-Bahn vor: Scharfschützen, nächtliche Gefechtsübungen und Verkehrsbehinderungen. Die Hauptstadt wird kurzfristig zum Trainingsfeld für den Ernstfall.
In Berlin wird fünf Tage lang für den Ernstfall trainiert.
Mit dem Manöver "Bollwerk Bärlin III" übt das Wachbataillon der Bundeswehr den Einsatz in der Hauptstadt unter realistischen Bedingungen.
Die Übung findet vom 17. bis 21. November 2025 an mehreren Standorten in Berlin statt: am U-Bahnhof Jungfernheide, auf dem Polizeitrainingsgelände "Fighting City" in Ruhleben und auf dem Gelände des ehemaligen Chemiewerks Rüdersdorf.
Aufgrund der engen Straßen der Hauptstadt, den hohen Gebäuden und U-Bahn-Tunneln ist ein möglichst realistisches Training für das Batallion besonders wichtig, da nur so ein schnelles und sicheres Handeln im Ernstfall sichergestellt werden kann.
"Das Wachbataillon erfüllt im Verteidigungsfall seinen Kernauftrag in Berlin. Um diesen im Ernstfall möglichst effektiv wahrnehmen zu können, trainieren die Soldatinnen und Soldaten unter den realistischen Bedingungen der Großstadt. Deshalb wird ein Teil der Übung bewusst im öffentlichen Raum durchgeführt", so die Bundeswehr.
Scharfschützen und nächtliche Tunnelmanöver
Aus diesem Grund üben die Soldaten den Umgang mit mehreren Szenarien: unter anderem den Orts- und Häuserkampf, das Sichern von Objekten, den Umgang mit Saboteuren sowie Evakuierungen von Verletzten.
Auch ein Einsatz im Untergrund wird geübt: In den frühen Morgenstunden des 19. November wird im Übungstunnel an der U-Bahnstation Jungfernheide der urbane Kampf geprobt. Verkehrswege müssen freigeräumt, Saboteure festgesetzt und Verwundete versorgt werden. Dabei gehen Sicherungskräfte, darunter auch Scharfschützen, in Stellung. Scharfe Munition wird hier jedoch nicht eingesetzt, es bestehe demnach keine Gefahr für die Bevölkerung.
"Alle Aktivitäten erfolgen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und in Abstimmung mit den Berliner Behörden", heißt es in der Mitteilung der Bundeswehr.
Der Grund für die Übung ist eigenen Angaben zufolge der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der die sicherheitspolitische Lage in Europa grundlegend verändert hat und die effektive Bündnis- und Landesverteidigung wieder verstärkt in den Fokus gerückt hat.
"Regelmäßige Übungen unter realitätsnahen Einsatzbedingungen sind dabei die Grundlage, um den dafür notwendigen Ausbildungsstand bei den Soldatinnen und Soldaten zu gewährleisten", so die Bundeswehr.
Die Übungskräfte werden in Bundeswehrfahrzeugen durch die Stadt zu den Einsatzorten gebracht, weswegen sich kurzzeitige Verkehrsbehinderungen für Berliner dabei nicht ausschließen lassen. Auch kann es für Fahrgäste zu Behinderungen und Umleitungen kommen, vollständige Sperrungen der öffentlichen Verkehrsmittel sind nach Angaben der BVG jedoch nicht zu erwarten.
Vorfall bei Bundeswehrübung in Bayern
Bei einer Bundeswehrübung in Erding kam es zu einem Schusswechsel, nachdem die Polizei auf einen Notruf reagiert und Warnschüsse abgegeben hatte.
Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann eröffneten Soldaten daraufhin mit Platzpatronen das Feuer, worauf die Beamten zurückschossen und einen Soldaten im Gesicht verletzten.
Der Vorfall wird von Staatsanwaltschaft und dem LKA untersucht, da die Polizei offenbar von einem späteren Beginn der Übung ausgegangen war.