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Lobbyarbeit statt Parteiamt: Kevin Kühnert startet in neuer politischer Rolle

Kevin Kühnert und Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz bei einer Parteiversammlung 2023
Kevin Kühnert und Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz bei einer Parteiversammlung 2023 Copyright  Michael Kappeler/(c) Copyright 2021, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
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Von Sonja Issel
Zuerst veröffentlicht am
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Kevin Kühnert hatte 2024 seinen Abschied aus der Politik verkündet. Jetzt hat er einen neuen Posten übernommen - mit klarem Schwerpunkt auf Finanzpolitik. In seiner künftigen Rolle könnte er dabei sogar in einzelnen Fragen zum Gegenspieler eines seiner engsten Vertrauten aus der SPD werden.

Nach seinem Rücktritt als SPD-Generalsekretär im Herbst 2024 hat der 36-Jährige nun seine neue Aufgabe vorgestellt: Er übernimmt bei der Bürgerbewegung Finanzwende die Leitung des Bereichs Steuern, Verteilung und Lobbyismus.

In der offiziellen Presseerklärung des Vereins formulierte er sein Ziel so: "Ich will meinen Teil dafür leisten, dass Finanzwende zu einer mächtigen Gegenspielerin der Finanzlobby wird. "Mit klaren Forderungen, fundierten Analysen und einer starken Stimme in der Öffentlichkeit," so der ehemalige Bundestagsabgeordnete.

Grund für den Wechsel sei der Wunsch, sich stärker dem Thema der Ungleichheit zu widmen. Diese ziehe sich wie ein roter Faden durch die großen Krisen der Gegenwart.

"Unabhängiges Gegengewicht" zu Finanzlobby

Finanzwende ist ein überparteilicher Verein mit mehr als 17.000 Mitgliedern. Die Organisation beschreibt sich selbst als unabhängiges Gegengewicht zur Finanzlobby. Ihr gehören Experten_,_ Aktivisten sowie Menschen aus unterschiedlichen beruflichen Bereichen an.

Gegründet wurde der Verein im September 2018 - zehn Jahre nach dem Beginn der weltweiten Finanzkrise. Initiator war der frühere Grünen-Politiker Gerhard Schick, der der Ansicht war, dass zentrale Reformen an den Finanzmärkten ausgeblieben seien. Trotz aller Debatten seien die Märkte weder nachhaltiger noch stabiler geworden und auch nicht kleiner, so seine Einschätzung.

Der Verein setzt sich unter anderem für die Bekämpfung von Finanzkriminalität ein, vertritt verbraucherorientierte Positionen und wirbt für umweltfreundlichere Finanzmärkte.

"Ich möchte aktiv dazu beitragen, dass dieses Mammutprojekt gelingt", sagte Kühnert im Rahmen der Ankündigung seienr neuen Position in dem Verein.

Kühnerts Rückzug aus der Öffentlichkeit

Ende 2024 gab Kühnert seinen Posten als SPD-Generalsekretär ab. Seinen überraschenden Rückzug begründete er mit körperlichen Angriffen und Bedrohungen, unter anderem durch Neonazis und Coronaleugner. 2025 verzichtete er zudem darauf, erneut für den Bundestag zu kandidieren.

Seit dem Sommer ist Kühnert schrittweise wieder öffentlich in Erscheinung getreten - zunächst in einem Umfeld, in dem er sich offensichtlich besonders wohlfühlt: in Talkshows. 2023 war er einer der häufigsten Gäste in Formaten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, mit insgesamt 18 Auftritten.

Zusätzlich schreibt seit November eine Kolumne für das Magazin Rolling Stone.

Innerhalb der SPD galt Kühnert als Vertreter des linken Flügels. Er war zudem ein enger Vertrauter von Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil, mit dem er zeitweise sogar einen gemeinsamen Podcast betrieb.

Ihre politischen Werdegänge verliefen in Teilen parallel: Beide kamen aus der Jugendorganisation der Partei und stiegen später ins Führungsamt des Generalsekretärs auf. Inhaltlich nähern sich ihre Wege nun wieder an - zumindest thematisch.

Bald auch Gegengewicht zu Klingbeil?

Beide beschäftigen sich aktuell intensiv mit Finanzpolitik. Je nach politischen Entscheidungen der SPD-Spitze könnte Kühnert dabei auch in eine Rolle geraten, die ihn in einzelnen Fragen zum Gegenspieler des Vizekanzlers und SPD-Chefs machen könnte.

Das hängt auch mit seinem thematischen Schwerpunkt zusammen: der sozialen Ungleichheit. Diese spielt derzeit eine zentrale Rolle in der Debatte über die Rentenpolitik.

Bei aktuellen Vorschlägen - etwa dem Modell einer Rente nach Beitragsjahren statt nach Lebensalter - warnen Experten vor möglichen Folgen. So würde laut Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) der aktuelle Vorstoß zur Rente "die Altersarmut nicht reduzieren, sondern Ungleichheiten verstärken."

Eben jene Ungleichheit, der Kühnert nun den Kampf angesagt hat.

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