Hitze, Dürre und mehr Sonne: Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird

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Von Jeremy WilksSabine Sans
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In dieser Climate-Now-Sonderfolge geht es neben den aktuellen Klimadaten um den jüngsten Copernicus-Bericht über das Klima in Europa 2022. Was sind die Gesundheitsrisiken durch Hitze und warum wird es immer sonniger?

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Der Klimawandel ist kein theoretisches Szenario, seine Auswirkungen sind längst spürbar. Teilweise sind die Folgen und Risiken bereits jetzt drastisch. Die aktuellen Klimadaten von 2022 zeigen, dass es heißer, trockener und sonniger war - das zeigen die aktuellen Daten von 2022. Sind wir auf das vorbereitet, was uns erwartet? 

"Es könnte Hitzewellen von einem Ausmaß geben, wie wir sie in Europa noch nie erlebt haben."
Nathalie Nidens
Ärztin bei der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit

In dieser Climate-Now-Sonderfolge geht es um den jüngsten Copernicus-Bericht über das Klima in Europa 2022. Was sind die Gesundheitsrisiken durch Hitze und warum wird es immer sonniger? Doch zunächst die aktuellen Klimadaten des vergangenen Monats.

Aktuelle Klimadaten

Weltweit lag der April 2023 um 0,3 Grad Celsius über dem Durchschnitt von 1991-2020. 

Quelle: ERA5/Copernicus Climate Change Service/ ECMWF
TEMPERATURANOMALIE APRIL 2023, Referenzzeitraum 1991-2020Quelle: ERA5/Copernicus Climate Change Service/ ECMWF

In Europa zeigte sich ein gemischtes Bild. Von Großbritannien bis zur Türkei war es kühler, aber rund um die Iberische Halbinsel war es deutlich wärmer. Im westlichen Mittelmeerraum gab es eine Reihe von April-Höchsttemperaturen: Cordoba in Spanien erreichte 38,8 Grad, Mora in Portugal stieg auf 36,9 Grad und Marakesch in Marokko erreichte 41,3 Grad. Alles Rekorde für diesen Monat.

Jährliche Klimadaten für 2022

Schauen wir uns die jährlichen Klimadaten für 2022 an, die gerade veröffentlicht wurden.

Quelle: Copernicus EMS - Europäische Dürrebeobachtungsstelle - EC JRC
DÜRRE-INDIKATOR 2022Quelle: Copernicus EMS - Europäische Dürrebeobachtungsstelle - EC JRC

Das Jahr war geprägt von extremer Hitze und weit verbreiteter Trockenheit. Die obigen Dürre-Indikator-Grafiken von April, Juli und September zeigen, wie weit verbreitet das Problem war. Wird sich diese Situation in diesem Jahr wiederholen? Der Klimaforscher Julien Nicolas vom Copernicus Climate Change Service hält das für möglich:

"Wir erleben das gerade in Spanien. Dort haben extreme Temperaturen in Kombination mit sehr trockenen Bedingungen zu weit überdurchschnittlichen Temperaturen geführt. Das ist ein Beispiel dafür, dass sich das Szenario aus dem Jahr 2022 wiederholen wird."

2022 war der heißeste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen in Europa. Es gibt deutlich mehr Tage mit sogenanntem "starkem Hitzestress".

Quelle: ERA5-HEAT / Copernicus Climate Change Service durchgeführt/ ECMWF
Anzahl der Tage mit starker Hitzebelastung von Juni bis August 2022Quelle: ERA5-HEAT / Copernicus Climate Change Service durchgeführt/ ECMWF

Je dunkler die Farbe auf der obigen Karte, desto mehr Tage mit Hitzestress gab es. Darüber machen sich Ärzte Sorgen. Europäer werden lernen müssen, mit der Hitze zu leben. 2022 gab es in vielen Teilen Europas 40 oder mehr Tage im Jahr mit Temperaturen, die sich wie 32 bis 38 Grad anfühlen. Das ist warm genug, um Probleme zu verursachen: 

"Das kann Herzinfarkte und Schlaganfälle auslösen. Es kann zu Dehydrierung führen, zu Nierenversagen", erklärt Nathalie Nidens, Ärztin bei der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit (KLUG e.V.). Gefährdete Personen sollten sich beraten lassen, so die Ärztin:

"Es kann sein, dass bestimmte Medikamente und Nahrungseinschränkungen angepasst werden müssen, denn einige Medikamente können die Hitzeempfindlichkeit erhöhen und verursachen somit auch ein größeres Risiko. Deshalb muss manchmal die Dosierung angepasst werden."

Immer mehr Sonnenschein

Neben Hitze und Trockenheit zeigte 2022 den Trend, dass es in Europa immer sonniger wird.

Quelle: SARAH-2.1 CDR/ICDR / EUMETSAT CM SAF
ANOMALIE DER SONNENSCHEINDAUER 2022, Bezugszeitraum 1991-2020Quelle: SARAH-2.1 CDR/ICDR / EUMETSAT CM SAF

Im vergangenen Jahr wurde auf dem Kontinent die höchste Sonnenscheindauer seit Beginn der Aufzeichnungen verzeichnet - die Orte in Rot und Fuchsia auf der obigen Grafik hatten im vergangenen Jahr Hunderte zusätzliche Sonnenstunden. Was sind die Gründe dafür und ist das gut für die Solarenergie?

Andere Wettermuster und weniger Luftverschmutzung

Es gibt vielfältige und komplexe Gründe für mehr Sonnenschein in Europa - zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Wettermuster verändern und die Luft sauberer geworden ist: 

"Bei einem sich erwärmenden Klima gibt es mehr Situationen, in denen Hochdruckgebiete die Bewegung von Tiefdruckgebieten blockieren", erklärt Rob Roebeling, Climate Product Expert bei EUMETSAT. "Und ein Hochdruckgebiet ist mit mehr Sonnenschein verbunden. Das ist die eine Seite der Geschichte. Die andere Seite ist, dass die Luftverschmutzung in den vergangenen 20 Jahren abgenommen hat."

Quelle: SARAH-2.1 CDR/ICDR / EUMETSAT CM SAF
ANOMALIE DER SONNENSCHEINDAUER 1982-2022, Bezugszeitraum 1991-2020Quelle: SARAH-2.1 CDR/ICDR / EUMETSAT CM SAF

Diese Grafik der Sonnenscheindauer-Anomalien zeigt, dass es in Europa seit den 1980er-Jahren immer sonniger geworden ist. Die Solarstrom-Industrie in Europa profitiert davon, so Dries Acke, strategischer Direktor bei SolarPower Europe:

"Die Erträge und damit auch die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen steigen drastisch, wenn die Zahl der Sonnentage zunimmt, vor allem in den Übergangs-Jahreszeiten. Das wirkt sich positiv auf den geschäftlichen Nutzen für Solaranlagen aus."

Der Solarenergie steht also eine glänzende Zukunft bevor, aber Experten warnen, dass die Hitze und Trockenheit des Jahres 2022 ein Vorbote dafür ist, was uns erwartet.

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