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COP30: Kann Brasiliens neuer ambitionierter Fonds „Tropical Forests Forever“ Abholzung eindämmen?

Nationalwald Caxiuanã, Bundesstaat Pará, Brasilien. Samstag, 22. März 2025. Foto: Jorge Saenz
Caxiuanã-Nationalwald, Bundesstaat Pará, Brasilien. Samstag, 22. März 2025. Foto: Jorge Saenz Copyright  AP Photo
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Von Hannah Docter Loeb mit AP
Zuerst veröffentlicht am
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Brasilien stellt auf der COP30 Details zu seinem Fonds zum Schutz des Regenwalds vor. Die Initiative stößt weltweit auf breite Unterstützung.

Im vergangenen Jahr schlug die brasilianische Regierung einen Plan vor: Staaten sollen Geld bekommen, wenn sie ihre Tropenwälder erhalten. In den vergangenen Monaten hat sie Details ausgearbeitet und Unterstützung gesammelt.

Am Donnerstag legte sie im Rahmen der COP30 die lange erwarteten Details der Tropical Forest Forever Facility (TFFF) vor. Die Initiative hat bereits Zusagen über 5,5 Milliarden US-Dollar (4,7 Milliarden Euro) eingesammelt.

Was ist die Tropical Forest Forever Facility?

Der Fonds ist das Prestigeprojekt von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva. Er empfängt zur COP30 Staats- und Regierungschefs am Rand des Amazonas. Ziel ist es, Aufmerksamkeit und Geld für den bedrohten Regenwald zu mobilisieren, der für die Eindämmung der Erderwärmung entscheidend ist.

Der Fonds, genannt die Tropical Forests Forever Facility, wird über verzinsliche Schuldtitel finanziert, nicht über Spenden. Er will die ökonomische Logik der Abholzung umkehren: Es soll für Regierungen lukrativer werden, Bäume stehen zu lassen statt sie zu fällen. Brasilien kündigte eine Anschubfinanzierung von einer Milliarde US-Dollar (864,9 Millionen Euro) an.

Abholzung bringt Viehzüchtern, Bergbauunternehmen und illegalen Holzfällern zwar Geld. Brasilien will Länder dennoch überzeugen, dass der Schutz der Wälder der ganzen Welt größere Gewinne bringt, weil sie enorme Mengen klimaschädlicher Emissionen aufnehmen.

Über Investitionen in festverzinsliche Anlagen will der Fonds in den ersten Jahren Schuldtitel im Umfang von 25 Milliarden US-Dollar (21,6 Milliarden Euro) ausgeben. Diese sollen sich zu einem Topf von 125 Milliarden US-Dollar (108,1 Milliarden Euro) hebeln lassen, aus dem Entwicklungsländer für den Schutz ihrer Tropenwälder bezahlt werden.

Mehr als 70 stark bewaldete Länder, von Kongo bis Kolumbien, sind förderfähig, solange sie die Abholzung unter einem festgelegten Wert halten. Länder, die ihre Wälder nicht schützen, müssen mit Kürzungen rechnen. Für jeden zerstörten Hektar wird die Auszahlung strafweise reduziert.

Die Regeln des Fonds sehen zudem vor, dass 20 Prozent der Mittel an indigene Gemeinschaften gehen.

„Diese Initiativen zeigen eine große und begrüßenswerte Kehrtwende: Sie erkennen die zentrale Rolle an, die indigene Völker, Afro-Nachfahren und lokale Gemeinschaften beim Schutz der Wälder spielen, die uns erhalten“, sagte Wanjira Mathai, Managing Director für Afrika und globale Partnerschaften am Forschungsinstitut World Resources Institute. „Diese Zusagen können transformativ sein, aber nur, wenn Regierungen Worte in Taten umsetzen.“

Welche Rolle spielt Europa?

Norwegen sagte drei Milliarden US-Dollar (2,59 Milliarden Euro) zu, die größte Zusage des Tages. Das nährt die Hoffnung, dass Lulas Ambitionen Wirklichkeit werden. Doch das Kleingedruckte setzt Brasilien unter Druck: Die Zusage gilt nur, wenn Brasilien rund 9,8 Milliarden US-Dollar (8,47 Milliarden Euro) aus weiteren Beiträgen einwirbt.

Weitere Zusagen: 500 Millionen US-Dollar (432 Millionen Euro) aus Frankreich. Dazu fünf Millionen US-Dollar (4,3 Millionen Euro) aus den Niederlanden und eine Million US-Dollar (865.000 Euro) aus Portugal für die Anfangskosten.

Offizielle Stellen erwarten die Ankündigung des deutschen Beitrags am Freitag. Der britische Premier Keir Starmer unterstützte die Initiative am Donnerstag, gab aber keine Zusage.

Brasilien setzt zudem auf die Beteiligung des Privatsektors, sobald der Fonds zehn Milliarden US-Dollar (8,65 Milliarden Euro) erreicht. Dann gilt das Volumen als ausreichend, um Anleiheemissionen vorzubereiten.

Auf mögliche Bedenken angesprochen, sagte Norwegens Klimaminister Andreas Bjelland Eriksen am Donnerstag, die Risiken des Fonds seien „beherrschbar“.

Die Unterstützung von fast fünfzig Ländern ist ermutigend, sagt Mirela Sandrini, kommissarische Geschäftsführerin des World Resources Institute Brasil.

„Vom Amazonas über den Kongo bis Südostasien stehen die Wälder, die uns alle tragen, auf globaler Alarmstufe Rot“, sagte sie.

„Wenn genug Länder beitragen, könnte dieser neue Mechanismus den Durchbruch bringen und die Ökonomie der Abholzung auf den Kopf stellen: Stehende Wälder würden profitabler als das Roden.“

Reicht das, um Abholzung zu stoppen?

Zoe Quiroz Cullen von der Naturschutzorganisation Fauna & Flora lobte das Programm und betonte, dass Regierungen schnell handeln.

Klimawandel und Naturverlust sind am Krisenpunkt. Wir müssen jede Chance nutzen, um finanzielle Mittel in naturbasierte Lösungen mit hoher Integrität zu lenken“, sagt sie.

„Natürlich gibt es noch Punkte zu klären, doch derzeit, und das kann ich nicht genug betonen, ist Verzögerung unser größtes Risiko.“

Einige Nichtregierungsorganisationen halten die Initiative jedoch für unzureichend und sehen den Profit über den Menschen. Sie lehnen es ab, der Natur einen Preis zu geben.

„Die TFFF erkennt zwar die Rolle traditioneller Gemeinschaften an, bleibt aber Teil der Finanzialisierung der Natur. Dieses Modell hat Abholzung nicht gestoppt und Gemeinschaften nicht geschützt, sondern den Profit priorisiert“, sagt Lise Masson von Friends of the Earth International.

„Anstatt historische Klimaschulden zu begleichen oder Landrechte zu sichern, vertieft die TFFF die Abhängigkeit und bindet Umweltpolitik an Marktinteressen unter Kontrolle der Weltbank.“

Eduardo Raguse von Amigas da Terra Brasil schloss sich dieser Kritik an und fordert Landrechte, Entschädigungen und Schuldenerlass statt eines weiteren Finanzmodells.

„Wäldern einen Preisschild umzuhängen, ist Kolonialismus im neuen Gewand“, sagt er. „Die TFFF überträgt die Kontrolle über unsere Gebiete denselben Banken und Regierungen, die die Abholzung überhaupt erst vorantrieben, und zwingt den Globalen Süden, Profite für den Norden zu garantieren.“

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