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Von den Alpen bis zu den Anden: Klimawandel in Bergregionen gefährdet Milliarden Menschen

Ein Wanderer ist nahe des Silvrettagletschers in den Schweizer Alpen bei Klosters in der Schweiz unterwegs. Archivfoto vom 16. September 2007.
Ein Wanderer läuft nahe dem Silvretta-Gletscher in den Schweizer Alpen bei Klosters in der Schweiz. Das Archivfoto entstand am 16. September 2007. Copyright  Copyright 2007 AP. All rights reserved.
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Von Liam Gilliver
Zuerst veröffentlicht am
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Forscher schlagen Alarm. In Gebirgen beschleunigt sich der Klimawandel und erhöht das Risiko für „verheerende“ Überschwemmungen und gefährliche Naturereignisse.

Der Klimawandel trifft Gebirgsregionen weltweit stärker als das Flachland. Das bringt Milliarden Menschen in Gefahr.

Eine umfassende Analyse der University of Portsmouth zeigt, wie sich Temperatur, Niederschläge und Schneefall in Regionen wie den Rocky Mountains, den Alpen, den Anden und auf dem Tibetischen Hochland in beschleunigtem Tempo verändern.

Das gefährdet nicht nur mehr als eine Milliarde Menschen, die heute auf Schnee und Gletscherwasser angewiesen sind. Es erhöht auch das Risiko verheerender Überschwemmungen und den Verlust von Arten.

Klimawandel in den Bergen

Die in Nature veröffentlichte Studie untersucht den höhenabhängigen Klimawandel (elevation-dependent climate change, EDCC). In großen Höhen können sich Umweltveränderungen zusätzlich beschleunigen.

Zwischen 1980 und 2020 erwärmten sich Gebirgsregionen im Mittel um 0,21 °C pro Jahrhundert schneller als umliegende Tieflagen.

Hinzu kommen unberechenbarere Niederschläge und ein deutlicher Wechsel von Schnee zu Regen.

„Berge haben vieles mit der Arktis gemeinsam und erleben ähnlich rasche Veränderungen“, sagt der Hauptautor der Studie, Dr Nick Pepin.

Beide Systeme verlieren schnell Schnee und Eis, die Ökosysteme verändern sich grundlegend. Weniger bekannt ist, dass sich der Klimawandel mit zunehmender Höhe noch weiter beschleunigen kann.

Verheerende Folgen

Die Forschenden warnen: Die Folgen reichen weit über die Berggemeinden hinaus.

Derzeit sind weltweit mehr als eine Milliarde Menschen auf Schnee und Gletscherwasser aus den Bergen angewiesen. Dazu zählen auch die bevölkerungsreichsten Staaten China und Indien, die Wasser aus dem Himalaya beziehen.

Mit dem raschen Rückgang des Himalaya-Eises steigt auch das Risiko verheerender Überschwemmungen. Fachleute warnen, dass gefährliche Ereignisse noch extremer werden.

In diesem Jahr haben Sturzfluten Pakistan am äußersten Westende der Gebirgskette überzogen, mehr als 1.000 Menschen getötet und fast sieben Millionen getroffen.

Steigende Temperaturen treiben Pflanzen und Tiere in größere Höhen. Irgendwann geht ihnen der Lebensraum aus, sie werden gewissermaßen vom Gipfel gedrängt.

„Ohne Ausweichmöglichkeit drohen Arten zu verschwinden, Ökosysteme verändern sich grundlegend“, ergänzt Dr Pepin.

Die neue Übersicht knüpft an die Arbeit des Teams aus dem Jahr 2015 an, die zentrale Treiber des Gebirgs-Klimawandels. Dazu zählen der Verlust von Schnee und Eis, mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre und Aerosolverschmutzung.

Zehn Jahre später bestehen diese grundlegenden Probleme nach Ansicht von Dr Pepin fort. „Wir können den Klimawandel in den Bergen nicht losgelöst vom globalen Klimaproblem angehen“, erklärt er.

Schrumpfende Gletscher

In der Schweiz verzeichnen die Gletscher in diesem Jahr ein enormes Abschmelzen. Das Gesamtvolumen sank um drei Prozent. Es ist der viertgrößte Jahresrückgang seit Beginn der Aufzeichnungen.

Der diesjährige Schwund bedeutet: Die Eismasse in der Schweiz, die die meisten Gletscher Europas beherbergt, ist in den vergangenen zehn Jahren um ein Viertel zurückgegangen.

„Gletscher ziehen sich eindeutig wegen der menschengemachten Erderwärmung zurück“, sagt Matthias Huss, der Leiter von GLAMOS.

Seit im Mai eine riesige Fels- und Eismasse von einem Gletscher einen Berghang hinabdonnerte und fast das gesamte südliche Dorf Blatten bedeckte, sind die Schweizer Behörden besonders wachsam. Ein 64-jähriger Schäfer kam ums Leben, das Dorf wurde zerstört.

Ein zentrales Hindernis

Die geringe Dichte von Wetterbeobachtungen in Gebirgen erschwert die Datenerhebung erheblich. Forschende könnten deshalb unterschätzen, wie schnell die Temperaturen steigen.

Die meisten Modelle bilden Veränderungen nur im Raster von einigen Kilometern ab. Doch die Bedingungen können sich zwischen Hängen, die nur wenige Meter auseinanderliegen, drastisch unterscheiden.

Dr Emily Potter von der University of Sheffield fordert deshalb rasches Handeln bei den Klimazusagen und eine deutlich bessere Überwachungsinfrastruktur in diesen verletzlichen Gebirgsregionen.

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