Eine neue Studie zeigt. Historische Hitzewellenmuster, auf das heutige Klima übertragen, deuten auf eine beunruhigend hohe Zahl an Todesfällen hin.
Im vergangenen Sommer erlebten Teile Europas rekordbrechende Hitzewellen. Es war der viertheißeste Sommer in der Geschichte des Kontinents. Die extreme Hitze setzte kritischer Infrastruktur wie Bahnstrecken zu, löste Waldbrände aus und forderte Tausende Menschenleben.
Doch Schlimmeres hat der Kontinent schon erlebt. Der Sommer 2003 war der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen. Eine neue Studie hat damalige Hitzewellen wie jene von 2003 analysiert, um zu sehen, wie ähnliche Wetterlagen heute in einem wärmeren Klima ausfallen würden.
Ein Blick zurück
Die Hitzewelle von 2003 forderte in ganz Europa. Besonders hart traf es damals Spanien, Italien und Frankreich.
Über weite Teile Westeuropas lagen die Temperaturen zwei Wochen lang bei rund 38 Grad Celsius. Auch das Vereinigte Königreich erlebte einen seiner heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen.
Die Temperaturen waren extrem, man hielt das Ereignis für etwas, das nur einmal in einer Million Jahren vorkommt. Doch der Klimawandel macht ein ähnliches Ereignis noch wahrscheinlicher.
„Dieses Ereignis war aus gesundheitlicher Sicht verheerend und zum Zeitpunkt seines Eintretens statistisch extrem selten. Und doch wissen wir, dass die Wetterbedingungen, die es hervorbrachten, wieder auftreten könnten, nun aber in einem deutlich wärmeren Klima“, sagte Mitautor Noah Diffenbaugh, William Wrigley Professor an der Stanford Doerr School of Sustainability.
Geschichte auf die Gegenwart anwenden
In der in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlichten Studie nutzten Forschende Künstliche Intelligenz und Statistik, um abzuschätzen, was passieren würde, wenn die Bedingungen von 2003unter heutigen Durchschnittstemperaturen erneut eintreten.
Die globale Durchschnittstemperatur liegt rund null Komma sieben Grad über dem Niveau von 2003. Sie nähert sich eins Komma fünf Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Die Auswertung ergab: Unter heutigem Klima würden 2003-ähnliche Wetterlagen innerhalb einer einzigen Woche europaweit 17.800 zusätzliche Todesfälle verursachen. Ohne globale Erwärmung läge die Zahl der zusätzlichen Todesfälle bei etwa 9.000.
Die Forschenden untersuchten auch, wie sich die Opferzahlen bei drei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau verändern würden. Hitzewellen könnten unter solchen Bedingungen 32.000 zusätzliche Todesfälle verursachen.
„Diese Ereignisse könnten bis zur Mitte des Jahrhunderts so schlimm sein wie einige der schlimmsten Wochen der COVID-Pandemie“, sagte Mitautor Marshall Burke, Professor für Umweltsozialwissenschaften an der Stanford University.
Wie können wir uns vorbereiten?
Der Klimawandel lässt die Häufigkeit und die Intensität vonextremenHitzeereignissen bereits steigen. In Europa folgen Hitzewellen oft auf Hochdruckgebiete über Regionen mit wenig Niederschlag, die „Hitzekuppeln“ genannt werden. Mit mehr Wärme in der Atmosphäre werden diese Ereignisse heftiger und fordern mehr Menschenleben.
„Wir haben gezeigt, dass dieselben Wettersysteme [wie 2003], wenn sie auftreten, nachdem wir durch Treibhausgase deutlich mehr Wärme in der Atmosphäre gespeichert haben, zu intensiveren Hitzewellen und zu höheren Opferzahlen führen“, sagte Hauptautor Christopher Callahan, der die Forschung als Postdoktorand an der Stanford Doerr School of Sustainability abgeschlossen hat.
Die Autorinnen und Autoren betonen, dass wir uns auf solche Extreme vorbereiten müssen. Sie heben hervor, dass es mehr Forschung braucht, um wirksame Hitzeschutzmaßnahmen und Anpassungen, etwa Klimaanlagen, bessere Belüftung und mehr Beschattung, zu finden. Auch Krankenhäuser und Gesundheitssysteme können sich vorbereiten, indem sie ihre Kapazitäten ausbauen.
„Wenn neue oder schnellere Anpassungen hinzukommen, lassen sich diese Opferzahlen weiter senken“, sagte Callahan.