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Von extremer Hitze bis psychischen Problemen: Klimawandel schadet der Arbeitswelt

Zwei Männer arbeiten während einer Hitzewelle auf einer Baustelle in Madrid, Spanien, am Freitag, 13. August 2021.
Zwei Männer arbeiten während einer Hitzewelle auf einer Baustelle in Madrid, Spanien. Freitag, 13. August 2021. Copyright  Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
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Von Liam Gilliver
Zuerst veröffentlicht am
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Mehr als eine Milliarde Beschäftigte arbeiten in Phasen extremer Hitze. Fast ein Drittel erleidet gesundheitliche Folgen.

Die Arbeitswelt wird rasch zum nächsten Opfer des Klimawandels. Steigende Temperaturen bedrohen Millionen Beschäftigte.

In diesem Sommer hielt extremes Wetter Europa in einem tödlichen Würgegriff. Rekordhitze fachte beispiellose Waldbrände an und löste schwere Dürren auf dem ganzen Kontinent aus.

Führende Expertinnen und Experten kamen zu dem Schluss, dass der Klimawandel die Zahl der Todesfälle durch europäische Hitzewellen verdreifacht hat. Das führte zu zusätzlichen 16.500 Todesfällen.

Extreme Hitze ist „Gewalt am Arbeitsplatz“

Von den geschätzten 24.400 Todesfällen im Zusammenhang mit Hitzewellen, die in Europa in diesem Sommer verzeichnet wurden, sorgte vor allem ein Fall weltweit für Aufmerksamkeit: der Tod von Montse Aguilar.

Die 51-jährige Straßenreinigerin brach im Juni auf Barcelonas Straßen zusammen, nachdem sie eine kräftezehrende Schicht bei 35 °C hinter sich gebracht hatte, während die Stadt unter hoher Alarmstufe stand.

Ihr Tod löste lokale Proteste aus. Hunderte Kolleginnen und Kollegen aus der Straßenreinigung und besorgte Bürgerinnen und Bürger zogen mit Schildern durch die Innenstadt von Barcelona. Darauf stand: „Extreme Hitze ist auch Gewalt am Arbeitsplatz“.

Schon vor dem Marsch erließ das Rathaus von Barcelona neue Regeln für die vier Firmen, die die Straßen reinigen.

Dazu gehören atmungsaktive Uniformen, ein Hut und Sonnencreme sowie stündliche Wasserpausen. Reinigungsarbeiten in der Stadt werden künftig ausgesetzt, wenn die Temperaturen 40 °C erreichen.

Ein zentrales Risiko für die Arbeitswelt

Ein neuer Bericht von International SOS nennt klimawandelbedingte Extremhitze als eines der zentralen Risiken für die Arbeitswelt.

Er verweist auf eine aktuelle Studie des Lancet Countdown. Demnach sind fast die Hälfte der Weltbevölkerung und mehr als eine Milliarde Beschäftigte Episoden hoher Hitze ausgesetzt; rund ein Drittel der Betroffenen erleidet gesundheitliche Schäden.

Der Bericht hält es für unzureichend, nur die Lufttemperatur zu messen. Diese blendet Faktoren wie Wind und Luftfeuchtigkeit aus, die die Hitze deutlich verstärken können. Er prognostiziert, dass künftig mehr Arbeitsvorschriften eingeführt werden.

„Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können sich nicht mehr allein an der Lufttemperatur orientieren, um zu entscheiden, wann sie Tätigkeiten anpassen“, heißt es weiter in dem Bericht.

„Sie brauchen klare Regeln und Maßnahmen für extreme Hitze, die den sich entwickelnden Vorgaben entsprechen.“

Doch Anpassungen am Arbeitsplatz können neue Sicherheitsprobleme offenlegen. Nachtarbeit unter Flutlicht, etwa in der Landwirtschaft, hilft Beschäftigten zwar, extreme Hitze zu vermeiden. Gleichzeitig können geringere Sicht und Blendung gefährlich werden.

Extreme Hitze drückt die Produktivität

Auch wenn sie nicht lebensbedrohlich sind, wirken steigende Temperaturen stark auf Beschäftigte.

Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) sinkt die Produktivität der Beschäftigten pro Grad über 20 °C um zwei bis drei Prozent.

Die WMO warnt: Für eine Acht-Stunden-Schicht sollte die Körpertemperatur, die normalerweise zwischen 36,5 °C und 37,5 °C liegt, 38 °C nicht überschreiten.

„Produktivitätseinbrüche betreffen Millionen Menschen in hitzeanfälligen Branchen wie Landwirtschaft und Bau. Sie untergraben die Primärproduktion und den Handel und erzeugen spürbare Folgewirkungen für die Wirtschaft“, ergänzt die WMO.

Forschende warnen, dass dieser Rückgang von Arbeitsangebot und Produktivität unter künftigem Klimawandel in den meisten Teilen der Welt zunimmt. Besonders stark trifft er Niedrigeinkommensländer, wo die Auswirkungen auf die Arbeit voraussichtlich hoch sind.

Klimawandel und die psychische Gesundheit von Beschäftigten

Der Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und der Klimakrise ist gut belegt. Weniger bekannt ist, wie sich das in arbeitsbezogenen Verhaltensweisen im Umweltkontext zeigt.

Eine Studie aus dem Jahr 2022, veröffentlicht in Occupational Medicine, legt nahe, dass die psychischen Folgen extremer Ereignisse zu mehr Anspannung im Job, höheren Wechselabsichten und Feindseligkeit am Arbeitsplatz führen können.

„Stress über extremes Wetter kann auch die Fähigkeit beeinträchtigen, wichtige arbeitsbezogene Entscheidungen zu treffen. Für Menschen im Umweltsektor kann die Sorge ums Klima zu Überengagement führen“, heißt es in der Studie.

Sie kommt zu dem Schluss, dass weitere Forschung nötig ist, um zu klären, wie Teams unterstützt und Resilienz gefördert werden kann – angesichts der wachsenden Bedrohung durch den Klimawandel.

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