'"Viceroy's House" - Indiens schwerer Weg in die Unabhängigkeit

'"Viceroy's House" - Indiens schwerer Weg in die Unabhängigkeit
Von Anja Bencze

“Viceroy’s House” erzählt vom Ende der britischen Kolonialherrschaft in Indien vor 70 Jahren. Lord Mountbatten soll als letzter Vizekönig Großbritanniens, den Übergang Indiens in die Unabhängigkeit soll. Doch es kommt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hindus, Muslimen und Sikhs, die schließlich zur Spaltung des Landes führen. Die britische Regisseurin Gurinder Chadha (“Kick it like Beckham”) wollte mit dem Film auch ein traumatisches Kapitel in ihrer eigenen Familiengeschichte aufarbeiten.

1947 musste meine Großmutter über Nacht alles zurücklassen und mit fünf kleinen Kindern fliehen.

Gurinder Chadha Regisseurin

Gurinder Chadha: “Ich bin in die Stadt meiner Vorfahren (im heutigen Pakistan) zurückgekehrt und fand das Haus, das mein Großvater dort erbaut hatte. 1947 musste meine Großmutter über Nacht alles zurücklassen und mit fünf kleinen Kindern fliehen. Heute leben in dem Haus fünf Familien, Menschen, die damals auf der anderen Seite lebten und ihrerseits fliehen mussten.”

Der Film nimmt Bezug auf die historischen Ereignisse, die zur Teilung zwischen dem säkularen Indien und dem
muslimischen Pakistan führten, die im Palast des Vizekönigs in Delhi ausgehandelt wurde. Eine Tragödie für unzählige Menschen, erklärt Darsteller Manish Dayal. “14 Millionen Menschen wurden vertrieben. Es war die größte Massenflucht der modernen Geschichte. Knapp zwei Millionen Menschen starben. Es ist eine große Ehre für uns, ihre Geschichte zu erzählen und sie damit zu würdigen.”

Der Film beleuchtet die widersprüchliche Rolle des Vizekönigs, dargestellt von Hugh Bonneville (“Downtown Abbey), der entgegen der Empfehlungen seiner Berater auf eine sofortige Unabhängigkeit und Teilung von Indien und Pakistan noch vor Ablauf des Jahres drängt – und dann von der Situation überfordert wird. Gillian Anderson, bekannt aus “Akte X”, spielt die Ehefrau, Lady Mountbatten.

Gillian Anderson: “Was ich vorher nicht wusste und was mich mich stark beeindruckte war, friedlich die unterschiedlichen Religionen vor der Teilung Seite an Seite lebten, bevor der Gedanke aufkam, das Grenzen, Zäune und Mauern notwendig sein würden. Das finde ich bemerkenswert.”

“Viceroy’s House”, der deutsche Titel lautet “Stern von Indien”, wurde auf der jüngsten Berlinale außer Konkurrenz vorgestellt. Der Film kommt nun in die britischen, Anfang Juni in die deutschsprachigen Kinos.