Unter Lebensgefahr gedreht: Berlinale-Dokupreis geht an "Myanmar Diaries"

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Copyright The Myanmar Film Collective (ZIN Documentaire)
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Von Frédéric PonsardAnja Bencze
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10 junge Filmschaffende, die anonym bleiben müssen, weil sie ihr Leben riskieren, zeigen die Lage in Myanmar nach dem Militärputsch, ein filmisches Manifest und Hilferuf zugleich.

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Der Preis für den besten Dokumentarfilm der Berlinale geht in diesem Jahr an ein außergewöhnliches und mutiges Filmprojekt: "Myanmar Diaries".

Darin schildern 10 junge Filmschaffende, die anonym bleiben müssen, weil sie ihr Leben riskieren, die Lage im südostasiatischen Land nach dem Militärputsch. Ihr Streifen zeigt den zivilen Ungehorsam, die Proteste und deren brutale Niederschlagung. Er ist Filmmanifest und Hilferuf zugleich.

Genau ein Jahr nach dem Militärputsch

Stellvertretend für das Kollektiv nahmen die in den Niederlanden ansässigen Produzenten des Films, Corinne van Egeraat und Petr Lom den Preis entgegen. Ein Jahr lang sammelten sie heimlich die Clips unterschiedlicher Filmschaffender. Manche waren Anfänger, andere etabliere Regisseure.

Die Freude über die Anerkennung sei enorm, bestätigten die beiden nach der Preisverleihung in Berlin Euronews gegenüber.

Petr Lom: "Für die Filmemacher:innen ist es ein enormer Energieschub, das ihre Arbeit öffentlich anerkannt wird."

Corinne van Egeraat: "Es ist unglaublich aufregend für sie, für das Myanmar Film Kollektiv. Genau ein Jahr nach dem Militärputsch. Genau in dem Moment, in dem wir die Aufmerksamkeit der Medien brauchen, um Myanmar nicht zu vergessen."

Brutale Willkür mit dem Handy gefilmt

Anhand von Handyvideos belegt der Film, wie brutal und willkürlich das Militär gegen Demonstrierende vorgeht. Eine junge Frau wird erschossen, weil sie ein rotes T-Shirt trägt - Rot gilt als Farbe des Protests.

Andere Aufnahmen zeigen Oppositionellen privat bei sich zu Hause. Ihre Gesichter sind nie erkennbar, doch ihre Angst, Entschlossenheit, Trauer und Wut deutlich zu spüren.

"Myanmar Diaries" lief in Berlin im Panorama. Ein Mitglied des anonymen Filmkollektivs war mithilfe der Produzenten nach Berlin gereist, um stellvertretend für seine Mitstreiter:innen zu berichten.

Das Publikum berühren, "damit Birma nicht vergessen wird"

Er sagt im Interview mit Euronews: "Wir wussten einfach, dass wir einen Film machen mussten, ein künstlerisches Statement über die Situation in Birma, weil die Birma wahrscheinlich in ein oder zwei Monaten eh wieder vergessen haben.

Das Kunstwerk, der Film wird hoffentlich lange nachwirken und an die Welt appellieren, das Publikum berühren, damit Birma nicht vergessen wird."

"Mynamar Diaries" wurde auch mit dem Amnesty-International-Filmpreis ausgezeichnet. Ein investigativer und zutiefst mutiger Film, unter Lebensgefahr gedreht.

Den Produzenten zufolge ist die Einrichtung einer Spendenkampagne zur Unterstützung der Filmschaffenden in Myanmar geplant.

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