"Dem Unsagbaren eine Stimme" gegeben: Norweger Jon Fosse erhält Literaturnobelpreis 2023

Jon Fosse 2022 in New York
Jon Fosse 2022 in New York Copyright Evan Agostini/2022 Invision
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Von Andreas RogalJonny Walfisz mit DPA, AP
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"Ich habe nicht mehr gedacht, dass es noch passieren würde."

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Seit Jahren immer wieder im Kreis der Favoriten, ist Jon Fosse nun tatsächlich der Literaturnobelpreis zugesprochen worden.

Fosse bekomme den weltweit wichtigsten literarischen Preis für seine innovativen Theaterstücke und für seine Prosa - mit der er "dem Unsagbaren eine Stimme" gebe, wie der Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie, Mats Malm, bei der Preisbekanntgabe in der Stockholmer Altstadt sagte.

Malm erklärte, die Akademie sehe Fosses Werk in einer Verwandtschaft mit Franz Kafka, Samuel Beckett und Thomas Bernhard.

Der Autor selbst bemerkte unweit seines Ferienhauses am Sognefjord nördlich von Bergen gegenüber dem norwegischen Fernsehen:

"Nun, es ist nicht so überwältigend, wirklich. Ich habe nicht damit gerechnet, so viel kann ich sagen, obwohl ich seit 2013 in der Diskussion bin, also hatte ich mich in gewisser Weise darauf vorbereitet, aber dann sind neun Jahre vergangen, und es wurde viel darüber geredet, aber es gab keinen Preis, also habe ich nicht mehr gedacht, dass es passieren würde."

Fosse hat rund 40 Theaterstücke sowie Romane, Kurzgeschichten, Kinderbücher, Gedichte und Essays geschrieben.

Der 64-jährige Autor ist einer der meistgespielten Dramatiker Norwegens.

Auf Deutsch ist zuletzt sein Roman "Ich ist ein Anderer" erschienen. Sein erstes Drama auf Deutsch, «Der Name», brachte ihm den Ibsen-Preis und den österreichischen Theaterpreis ein.

Bei den Buchmachern war er in diesem Jahr allerdings nicht der Top-Favorit - bei ihnen lagen Can Xue und Haruki Murakami vorn.

Fosse ist der vierte norwegische Schriftsteller, der mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wird, nach Bjørnstjerne Bjørnson (1903), Knut Hamsun (1920) und Sigrid Undset (1928).

Die Auszeichnung der Schwedischen Akademie ist 2023 verbunden mit einer Zahlung von elf Millionen schwedischen Kronen, das sind rund 950 000 Euro, und rund eine Million Kronen mehr als 2022, als die Schriftstellerin Annie Ernaux geehrt wurde.

Feierlich übergeben werden die Nobelpreise dann bei einer Zeremonie am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel.

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