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Anders als Netrebko: Putin-naher Sänger Abdrasakow bekommt Absage aus Verona

Der russische Präsident Wladimir Putin überreicht dem russischen Basssänger Ildar Abdrazakov bei einer nationalen Preisverleihung in Moskau, Russland, am 12.06.24 einen Preis.
Der russische Präsident Wladimir Putin überreicht dem russischen Basssänger Ildar Abdrazakov bei einer nationalen Preisverleihung in Moskau, Russland, am 12.06.24 einen Preis. Copyright  Maxim Blinov/Sputnik
Copyright Maxim Blinov/Sputnik
Von Serge Duchêne
Zuerst veröffentlicht am
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Während Anna Netrebko in Zürich wieder aufgetreten ist, darf Russlands Opernstar Ildar Abdrasakow in Italien nicht auf die Bühne.

Die Botschafterin der Ukraine in der Schweiz hat die Auftritte von Klassikstar Anna Netrebko in Zürich kritisiert, denn Iryna Venediktowa hält die Opernsängerin weiterhin für eine "Waffe des Kreml" - wie RTS schreibt. Netrebko hat sich zwar von Russlands Krieg in der Ukraine distanziert, doch die inzwischen 54-Jährige hatte 2021 ihren Geburtstag im Kreml gefeiert und zuvor die Präsidentschaftskandidatur von Wladimir Putin unterstützt.

Der russische Opernsänger Ildar Abdrasakow (auch: Abdrazakov) wird nicht im Teatro Filarmonico im italienischen Verona auftreten, wo er im Januar 2026 in "Don Giovanni" auf der Bühne stehen sollte.

Die Stiftung Arena von Verona, die die Opernaufführungen organisiert, gab in einer kurzen Mitteilung bekannt, dass sie den Russen aus dem Programm gestrichen hat.

Insbesondere der Verein "Liberi Oltre le Illusioni", der sich zuvor für die Absage des Konzerts von Waleri Gergijew in Italien eingesetzt hatte, stellte sich gegen Ildar Abdrasakow und beschuldigte ihn, "bei den russischen Präsidentschaftswahlen die Liste von Putin unterstützt" zu haben und zu versuchen, "nach der Absage seines Konzerts in Neapel im Januar wieder auf die italienische Bühne zu kommen".

"Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Pina Picerno, schrieb am 6. November im sozialen Netzwerk X: "Wieder einmal haben wir Putin und die Kremlpropaganda besiegt." Sie dankte der Antikorruptionsstiftung und Julia Navalnaja für ihre Unterstützung.

"Putins Komplize"

Die russische Antikorruptionsstiftung (FBK) hatte die Kampagne gegen Abdrasakows Auftritt in Verona ins Leben gerufen, und nach der Absage der Organisatoren in Verona kommentierte FBK des verstorbenen Alexej Nawalny im Internet: "Sieg! Das Konzert von Putins Komplizen und Vertrautem, Ildar Abdrazakov, wurde abgesagt! Gemeinsam haben wir dafür gesorgt, dass es auf der italienischen Bühne keinen Platz mehr für Putins Propagandisten gibt."

Wie Meduza 2024 berichtete, wurde der Bassbariton Ildar Abdrasakow während des Präsidentschaftswahlkampfs zum "vertrauten Berater" von Wladimir Putin. Dafür wurde er später zum Mitglied des russischen Präsidialrats für Kultur und Kunst ernannt.

Heute leitet er die Staatsoper und das Staatsballett in Sewastopol auf der von Russland illegal annektierten und besetzten Krim.

Vor Russlands Angriffskrieg in der Ukraine trat der 49-jährige Abdrasakow in den größten Konzerthäusern der Welt auf, unter anderem im Covent Garden in London und in der Metropolitan Opera in New York.

Wegen seiner Unterstützung für Putin wurde Abdrasakow offenbar von den wichtigsten Bühnen in den USA, Paris, Zürich und Wien verbannt.

Auch sein Vertrag mit dem Teatro di San Carlo in Neapel wurde im Januar 2025 gekündigt - dasselbe Teatro San Carlo, das kürzlich Anna Netrebko engagiert hatte.

Von links nach rechts: Bariton Luca Salsi, Bass Ildar Abdrazakov, die russische Sopranistin Anna Netrebko und Regisseur Davide Livermore in der Mailänder Scala am 29.11.2021.
Von links nach rechts: Bariton Luca Salsi, Bass Ildar Abdrazakov, die russische Sopranistin Anna Netrebko und Regisseur Davide Livermore in der Mailänder Scala am 29.11.2021. Luca Bruno/Copyright 2021 The AP. All rights reserved

Der italienische Kulturminister Alessandro Giuli veröffentlichte eine Erklärung, in der er die Annullierung von Abdrasakows Auftritt unterstützte und betonte, dass es sich nicht nur um eine Frage der Sicherheit, sondern auch um die Ablehnung von Propaganda handele.

"Ich unterstütze die Entscheidung des Philharmonischen Theaters Verona, die Aufführung von Ildar Abdrasakow abzusagen", sagte er. "Es handelt sich nicht in erster Linie um eine Sicherheitsfrage, so wichtig sie auch sein mag: Die Kunst und ganz allgemein die russische Kultur sind wie jede andere Kultur in Italien immer willkommen, wenn sie als Vehikel für den Dialog und den Frieden zwischen den Völkern dienen."

"Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn sie zu einem Propagandawerkzeug im Dienste einer despotischen Macht werden, die in der freien Welt kein Recht auf Staatsbürgerschaft haben kann und darf", stellte Alessandro Giuli klar.

Der berühmte russische Dirigent Wasili Gergijew, einer der stimmgewaltigsten Unterstützer Wladimir Putins, durfte - anders als geplant - nicht am 27. Juli im Rahmen des Festivals Un'Estate da Re (Ein Sommer des Königs) auftreten, das im Hof des Vanvitellian-Komplexes des Palastes von Caserta veranstaltet wurde.

Ebenso gab das Athener Staatsorchester bekannt, dass das Konzert des bekannten russischen Pianisten Denis Mazujew am 21. November abgesagtwurde. Der 50-jährige gebürtige Irkutsker aus Sibirien ist für seine freundschaftlichen Beziehung zum russischen Präsidenten bekannt.

Und gehört nun auch der Dirigent und Pianist Justus Frantz zu den "Unerwünschten"? Der deutsche Künstler wurde von Wladimir Putin mit einem Freundschaftsorden ausgezeichnet. Trotz der westlichen Sanktionen war der 81-Jährige persönlich zur Ordensverleihung nach Moskau gereist. Justus Frantz bezeichnete es im Kreml als "eine große Ehre, eine so wichtige Auszeichnung zu erhalten".

Weitere Quellen • Meduza, Reuters, Corriere del Veneto

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