Einsatz für Menschenrechte

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Von Euronews
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Ein euronews I-TALK mit Aktivist Alex Taylor über die Menschenrechte.

Alex Taylor: “Auch wenn die europäische Wirtschaft vielleicht aktuell nicht gerade beispielhaft läuft, war Europa immer stolz auf seine Werte, besonders die Menschenrechte. Wir haben immer gern darauf aufmerksam gemacht, wenn diese anderswo in der Welt missachtet worden sind. Doch wie siehts eigentlich aus in punkto Menschenrechte in Europa?

Heute hier bei I-TALK einer der führenden Menschenrechtsaktivisten. Er steht Ihnen Frage und Antwort. In London jetzt Peter Tatchell, Hallo und Willkommen! 2001 versuchte er die Festnahme Rubert Mugabes in Brüssel zu erwirken.

Hier warten viele Fragen unserer Euronews-Zuschauer, legen wir also los:

LEILA:“Hallo, ich bin Leila aus Belgien. Auch wenn es in Europa kaum noch Grenzen gibt, denken die Menschen doch immer noch in Grenzen. Ich möchte von Ihnen als Menschenrechtsaktivist wissen, wie man dieses Denken in den Köpfen der Leute zu überwinden?”

AT:“Haben wir das Recht, China auf Menschenrechtsverletzungen anzusprechen, und uns der Welt gegenüber als Model der Rechtstaatlichkeit zu verkaufen?”

Peter Tatchell: “Nun, meiner Meinung nach sollte der Westen anderen Ländern nicht sagen wollen, was sie zu tun haben – wir sollten uns aber bewusst sein, das fast jedes Land der Erde die universellen Menschenrechte durch Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen anerkennt. Daneben haben die meisten Staaten vielerlei weitere Menschenrechtskonventionen unterzeichnet.

Es geht also einfach darum, diese Länder an ihre eigenen Versprechungen und Verpflichtungen zu erinnern, wenn man sich für die Menschenrechte einsetzt.”

AT: “OK, eine weitere Frage für Peter Tatchell.”

MALO: “Hallo, ich heiße Malo, ich bin aus Brüssel. Ich war kürzlich massiver Polizeigewalt mit Schlagstöcken und Tränengas ausgesetzt, weil man uns aus einem leerstehenden Haus vertreiben wollte. Sind solche Polizeistaatmethoden noch ok?”

AT:“Diese Frage kommt häufig: Welche Rechte haben die Bürger wenn es zu Konfrontationen mit der Polizei kommt? Dies auch gerade angesichts zunehmender Demonstrationen in ganz Europa.”

PT: “In Zeiten wie diesen, mit großer wirtschaftlicher Unsicherheit ist es besonders wichtig, das wir bei Protesten die Werte der

Meinungs- und Versammlungsfreiheit respektieren.

Es geht doch nicht darum, ob man die Ansichten der Demonstranten teilt oder nicht…Es ist das Menschenrecht eines Jeden, seiner Meinung freien Ausdruck zu verleihen und ich glaube, dass diese Demonstrationen durchaus die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Fehler und Ineffizienz des aktuellen Wirtschaftssystems gelenkt haben.

Europa muss sich ändern, die kapitalistische freie Marktwirtschaft funktioniert nunmal nicht deswegen haben eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das MUSS aber nicht sein! Wir müssen JEDEM Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen.”

AT: “Ok noch eine Frage für Peter Tatchell in London.”

NICHOLAS: “Guten Tag, ich bin Nicholas aus Kamerun und lebe in Brüssel. Es scheint so, das es in europa kaum noch Probleme für homosexuelle gibt. Trotzdem: was unternimmt Europa gegen Diskriminierung Homosexueller?”

AT: “Sie sind auch als Homosexuellen-Aktivist bekannt…Gibt es da 2011 keine Probleme mehr?”

PT: “Es schockiert natürlich, dass es in Ländern wie Kamerun noch Hexenverbrennungen gibt und auch regelrechte Jagden auf Homosexuelle und Gefägnisstrafen. Die widerspricht aber der afrikanischen Charta für Menschenrechte. Außerdem widerspricht es den Grundsätzen der Verfassungen fast aller Staaten rund um die Welt.”

AT: “Was können wir da machen?

Was kann die EU machen, wenn niemand zuhört?”

PT: “Nun, ich denke dann sollten wir Diejenigen unterstützen, die sich vor Ort für die Rechte Homosexueller einsetzen. Sie sind es, die optimal platziert sind, um einen Wandel in den jeweiligen Staaten zu erreichen, also sollten wir Netzwerke zu ihrer Unterstützung einsetzen.”

AT: “Zu diesem Punkt eine weitere Frage von Sergej

aus Russland, der nicht vor die Kamera treten wollte. Er sagt: in Russland ist gerade ein neues Gesetz verabschiedet worden, dass die sogenannte “Förderung der Homosexualität” unter Strafe stellt. Was kann Europa dagegen unternehmen?”

PT:“Dieses Gesetzt, das unlängst in mehreren Regionen und Städten verabschiedet wurde, widerspricht der eigenen russischen Verfassung und natürlich auch zahlreichen Menschenrechtskonventionen, die Russland offiziell unterzeichnet hat. Wer versucht, Homosexuelle daran zu hindern, sich zu organisieren und eigene Ansichten zu verbreiten widersetzt sich damit den Menschenrechten. Es ist sehr, sehr wichtig, das europäische Regierungen und die EU hier mehr Druck ausüben. Auch sollten wir in Russland die Aktivisten unterstützen, die sich für Homosexuellenrechte einsetzen und dieses Gesetz bekämpfen. wie gesagt: DAS sind die bestplatzierten Leute, um diesen Kampf zu gewinnen, SIE sollten wir unterstützen.”

AT: “Die nächste Frage bezieht sich auf Großbritannien.”

YASMINA: “Ich bin Yasmina, aus Brüssel und 30 Jahre alt. Ich möchte wissen, wie man in Großbritannien die Situation für Migranten aus der Sub-Sahara-Region verbessern könnte? Wie könnte man die Aufnahmekapazitäten für Menschen aus diesen Ländern in Großbritannien erhöhen?”

AT: “Durch die Wirtschaftskrise widmen wir den Migranten weniger und weniger Aufmerksamkeit.”

PT: “Es geht hier um zwei Dinge: erstens um Migranten zweitens um Flüchtlinge.

Beides sind sehr wichtige Themen in allen europäischen Ländern und wir müssen eine Möglichkeit finden, diese Leute bei uns willkommen zu heißen. Besonders, wenn sie verfolgt werden, müssen wir ihnen Schutz bieten. Neue Grenzen zu errichten wird den Völkern Europas nicht helfen. Wir haben nicht das moralische Recht, zu sagen, in Europa sollten nur weiße Menschen leben.

Wir teilen doch eine lange gemeinsame Geschichte mit Ländern Afrikas und anderen Entwicklungsländern,- da sollten wir an guten Beziehungen mit diesen Staaten sehr interessiert sein. Viele ihrer Bürger leisten bei uns einen wesentlichen Beitrag zum Gemeinwesen. Das britische Gesundheitssystem wäre ohne Menschen aus diesen Ländern gar nicht mehr denkbar. Sie leisten wertvolle Arbeit und helfen, unser Gesundheitssystem aufrecht zu erhalten.”

AT: “Eine letzte Frage,- wir haben sie schriftlich erhalten: Glauben Sie auch, das es in Zukunft mehr und mehr besonders um die Rechte älterer Menschen gehen muss? Immer mehr leiden unter Alzheimer und Demenz, nicht nur in Europa, in vielen Staaten der Welt. Kurze Antwort bitte”

PT: “Diesbezüglich habe ich immer dafür geworben, das die europäische Menschenrechtskonvention, besonders der Anti-Diskriminierungsparagraph, dahingehend erweitert wird, besonders Diskriminierung aus Altersgründen zu ächten. Es ist absolut richtig: Ältere Leute sehen sich einer ganzen Reihe von Problemen ausgesetzt, die durch altersbedingte Krankheiten entstehen. Das geht oft einher mit hohen Kosten für Pflege oder ärztliche Versorgung. Dem müssen sich die Nationen stellen und Sorge tragen, dass ältere Leute respektiert und mit ihren Rechten wahrgenommen werden.”

AT: “Vielen Dank, Peter Tatchell in London. Alles zu unserer nächsten I-Talk-Sendung auf unserer Website. Bis bald!”

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