Ein Terrorangriff mit symbolischer Bedeutung

Ein Terrorangriff mit symbolischer Bedeutung
Von Euronews
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In Frankreich ist erneut ein Terroranschlag verübt worden, diesmal in einer Kirche.

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In Frankreich ist erneut ein Terroranschlag verübt worden, diesmal in einer Kirche. Wir luden Didier Leroy in unser Studio ein, der an der Königlichen Militärakademie sowie an der Freien Universität Brüssel lehrt. Grégoire Lory sprach mit ihm.

euronews:
“Ist der Angriff auf eine Kirche mit einer Botschaft verbunden?”

Diedier Leroy:
“Im Unterschied zu dem Anschlag in Nizza, dessen Ziel es war, eine möglichst große Anzahl von Zivilisten zu treffen, hat dieser Angriff symbolische Bedeutung, denn er fand in einer christlichen Kultstätte statt. Dass dabei einem Priester die Kehle durchgeschnitten wurde, ruft größeres Entsetzen als andere Verbrechen hervor.”

euronews:
“Ist das ein Signal für einen Glaubenskrieg?”

Didier Leroy:
“Nein, es handelt sich nicht um einen Religionskrieg, doch man versucht ein bestimmtes Frankreich, das katholische Frankreich zu provozieren, das bisher nicht zu den Zielen zählte. In diesem Fall trifft man das katholische, das ländliche Frankreich ins Herz. In diesem Sinn ist es ein Versuch, die konfessionellen Kämpfe des Nahen Ostens zu reproduzieren, das, was sich zur Zeit in Syrien und im Irak abspielt.”

euronews:
“Welches ist die derzeitige Strategie des Islamischen Staates?”

Didier Leroy:
“Im Verlauf der vergangenen Monate hat der Islamische Staat viele militärische Verluste hinnehmen müssen und damit auch einen wichtigen Teil der Gebiete verloren, die er in Syrien und im Irak kontrollierte. Um das Bild des Siegers zu wahren, hat die Gruppe ihre Anschläge im Ausland vervielfacht. Diese Selbstverherrlichung ist notwendig, um für die jungen Leute attraktiv zu bleiben, die im Ausland
rekrutiert werden.”

euronews:
“Setzt sich mit der Vervielfachung der Anschläge in diesem Krieg gegen den Terrorismus zur Zeit nicht immer mehr das schlimmstmögliche Szenario durch?”

Didier Leroy:
“Ja und nein, denn in den schlimmsten Szenarios kommen baktereologische oder chemische Waffen zum Einsatz, die wahre Massenmorde verursachen können. Hoffentlich kommt es nicht dazu. Derzeit ist besonders gefährlich, dass Anschläge an Orten verübt werden, wo sie niemand erwartet. Man ging davon aus, dass die Hauptstädte Ziele seien, danach folgten die mittelgroßen Städte, inzwischen sind es auch die Dörfer, Nester. Der Rhythmus der Anschläge ist höher geworden, doch auch die geografischen Gebiete, die von den Sicherheitskräften geschützt werden müssen, sind viel größer. Man versucht, deren Machtlosigkeit sowie die Lücken der Sicherheitsvorkehrungen aufzuzeigen, die die französischen Sicherheitskräfte getroffen haben.”

euronews:
“Hat der Islamische Staat die Strategie geändert, nach der er in Europa vorgeht?”

Diedier Leroy:
“Der Islamische Staat passt sich den getroffenen Vorkehrungen an. Der Islamische Staat hat es geschafft, zahlreiche Schäden anzurichten, sei es, was die Anzahl der Opfer anbelangt, seien es Akte mit symbolischer Wirkung, wie es der jüngste Anschlag war, der mit einfachen Mitteln ausgeführt wurde. Bei dem Anschlag in Nizza kam ein gemieteter LKW zum Einsatz, bei dem Angriff in der Normandie waren es Stichwaffen. Mit einfachen Mitteln ist es somit möglich, zahlreiche Menschen zu treffen oder tiefes Entsetzen auszulösen.”

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