Autor Kurkow: Maidan war es wert

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Von Ana LAZARO
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Unsere Korrespondentin Ana Lazaro Bosch im Gespräch mit dem ukrainischen Schriftsteller Andrei Kurkow

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Der Schriftsteller Andrei Kurkow hat in seinen Büchern sein Heimatland Ukraine auf vielfältige Weise beschrieben. Ein Land, das nach wie vor politisch im Rampenlicht steht.

Unsere Korrespondentin Ana Lazaro unterhielt sich mit ihm.

AL: Beginnen wir mit einem ihrer jüngsten Bücher. In dem Roman "Vilnius, Paris, London" machen sich drei Paare auf den Weg von Litauen nach Westeuropa, um dort ihr Glück zu versuchen. Wofür steht die EU in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion?

AK: Bei uns in der Ukraine steht das Wort Europa für ein Leben ohne Korruption, mit guter Sozialabsicherung, medizinischer Versorgung, guten Gehältern und Rechtsstaatlichkeit. Letzteres ist vielleicht sogar das Wichtgste, denn

die Ukrainer glauben, dass sich ihr Land stabilisieren wird, wenn erst einmal Rechtsstaatlichkeit herrscht.

AL: In ihrem Roman "Die letzte Liebe des Präsidenten" wird der Protagonist ohne dass ihn irgendetwas dazu qualifiziert Staatsoberhaupt. Jetzt hat die Ukraine einen Schauspieler als Präsidenten. Haben sie da etwas vorausgeahnt?

AK: Ich glaube dass weltweit Politik immer mehr zum Showbusiness hin tendiert. Wenn man Boris Johnson zuhört, kann man oft vergessen, dass er eigentlich Politiker ist. Er macht den Eindruck eines Schauspielers, der einen Politiker spielt. Und Präsident Trump... das ist schon sehr seltsam, aber ich glaube auch hier handelt es sich um den Erfolg eines Darstellers. Für doe Ukraine besteht das Risiko darin, dass der neue Präsident keinerlei politische Erfahrung mitgbringt, genausowenig wie diejenigen, die für ihn im Parlament sitzen. Man kann also nur hoffen, dass sie ehrlich bleiben und bereit sind zu lernen um so bald wie möglich Politiker zu sein.

AL: Sie haben vielfach ihr Land mit einem Pendel verglichen, der zwischen Ost und West hin und herschwingt. Wir Präsident Zelensky versucht sein, sich nach Russland auszurichten?

AK: Nein, das wird er nicht. Zwar hat er noch kein konkretes Programm vorgelegt, aber wenn wir seine Politik aus seinen Statements und aus denen seiner Assistenten zusammensetzen, bewegen wir uns immer noch in Richtung Europa. Natürlich kann diese Bewegung politisch jederzeit verlangsamt werden.

AL: Sie haben die Maidan Revolution aktiv unterstützt, wie man in ihrem Buch "Ukrainisches Tagebuch" nachlesen kann. Seitdem herrscht in der Ukraine Krieg und ganze Landesteile sind verloren gegangen. War das die Revolution wert?

AK: Ich glaube die Alternative war wirklich nur: entweder die Unabhängigkeit verlieren, oder Krieg mit Russland.

Russland hätte eine freie Bewegung der Ukraine weg von der sowjetischen Vergangenheit und hin zu einer europäischen Zukunft nie zugelassen.

Das war vorauszusehen. Wenn wir den Maidan icht gehabt hätten, wäre die Ukraine jetzt in derselben Situation wie Weißrussland. Putin würde nur allzugerne die Ukraine, Weißrussland und Russland wieder zu einem Staat vereinigen. Also ja, die Revolution war es wert.

Journalist • Andreas Rogal

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