Analysten zufolge steht die Ukraine entlang der rund 1.000 Kilometer langen Front zunehmend unter Druck.
In ihrem jüngsten Bericht stellt die in Washington ansässige Denkfabrik "Institute for the Study of War" fest, dass die russischen Streitkräfte kürzlich in der Nähe von Kupiansk, in Toretzk sowie in der Nähe von Pokrowsk und Welyka Nowosilka, einer wichtigen Logistikroute für das ukrainische Militär, vorgerückt seien.
Unterdessen gab die ukrainische Luftwaffe am Samstag bekannt, dass es zehn russische Drohnenangriffe gegeben habe, von denen acht über den Regionen Kiew, Tscherkassy, Kropywnyzkyj (Kirowohrad), Dnipropetrowsk und Cherson abgewehrt worden seien. Eine Drohne kehrte in das von Russland besetzte Gebiet zurück. Die zehnte Drohne verschwand vom Radar. Das ist häufig ein Zeichen für den Einsatz elektronischer Abwehrmaßnahmen.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass die Luftabwher elf ukrainische Drohnen abgeschossen habe. Sowohl der Bürgermeister von Sotschi, Andrej Proschunin, als auch der Leiter der russischen Region Dagestan, Sergej Melikow, erklärten, dass in ihren Regionen über Nacht Drohnen zerstört worden seien. Meldungen über Verletzte lagen nicht vor.
Anfang dieser Woche erklärte der neue NATO-Generalsekretär Mark Rutte, dass das Bündnis "weiter gehen muss", um die Ukraine in ihrem Kampf gegen die russische Invasion zu unterstützen. Militärhilfe für Kiew und Schritte zur Beendigung des Krieges werden voraussichtlich ganz oben auf der Tagesordnung stehen, wenn die Außenminister der NATO-Mitglieder ab dem 3. Dezember zu einer zweitägigen Tagung in Brüssel zusammenkommen.
Der Trump-Faktor
Ungewissheit herrscht auch hinsichtlich der außenpolitischen Haltung des designierten US-Präsidenten Donald Trump. Während Trump im Wahlkampf versprochen hat, den Krieg in der Ukraine in nur einem Tag zu beenden, hat er nicht öffentlich darüber gesprochen, wie dies geschehen könnte. Trump kündigte am Mittwoch außerdem an, dass der 80-jährige, hochdekorierte Drei-Sterne-General im Ruhestand Keith Kellogg sein Sondergesandter für die Ukraine und Russland sein wird.
Im April hatte Kellogg gesagt, dass "die Beendigung des Krieges zwischen Russland und der Ukraine eine starke, auf Amerika ausgerichtete Führung erfordert, um ein Friedensabkommen zu erzielen und die Feindseligkeiten zwischen den beiden Kriegsparteien sofort zu beenden".
Neuer Chef des ukrainischen Heeres
Am Freitag kündigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Reihe von Veränderungen in der militärischen Führung an. Er erklärte, dass Änderungen im Personalmanagement notwendig seien, um die Situation auf dem Schlachtfeld zu verbessern.
Generalmajor Mykhailo Drapatyi, der während der diesjährigen russischen Offensive auf die zweitgrößte Stadt der Ukraine die Verteidigung von Charkiw leitete, wurde zum neuen Oberbefehlshaber des Heeres ernannt. Oberst Oleh Apostol wurde zu seinem neuen Stellvertreter ernannt. Er ist für die Verbesserung der militärischen Ausbildung zuständig.
Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte General Oleksandr Syrskyi kündigte am Freitag an, er werde die Einheiten in Donezk, Pokrowsk und Kurachow mit zusätzlichen Reserven, Munition, Waffen und militärischer Ausrüstung ausstatten.