Letzten Frühling versammelten sich Hunderte von Menschen unter dem Brandenburger Tor in Berlin, um die Legalisierung des Freizeitkonsums von Cannabis in Deutschland zu feiern.
Das Gesetz zielt darauf ab, dem wachsenden illegalen Markt in Europa entgegenzuwirken. Einige befürchten jedoch, dass es den Konsum unter Jugendlichen fördern wird. Deutschland ist das dritte EU-Land, das Cannabis legalisiert und damit eine europaweite Debatte ausgelöst hat.
Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Europa und fast ein Drittel der Erwachsenen hat sie mindestens einmal probiert. Während der Besitz und der Konsum in den meisten Ländern verboten sind, tolerieren neun Länder bestimmte Praktiken, und in Luxemburg, Malta und Deutschland ist Cannabis unter bestimmten Bedingungen legal.
Auswirkungen auf den medizinischen Cannabis-Markt
Die neue Gesetzgebung in Deutschland eröffnet auch Perspektiven für den medizinischen Cannabis-Markt. Das zeigt sich am Wachstum von Demecan, einem der größten europäischen Produzenten von medizinischem Cannabis.
"Bis April durften wir nur zwei Pflanzensorten anbauen, die von der Regierung vorgeschrieben wurden und die wir direkt an sie liefern mussten. Jetzt können wir neue Sorten produzieren, die wir nicht mehr an den Staat verkaufen müssen, sondern direkt an Apotheken und Patienten verkaufen können", erklärt Adrian Fischer, Mitbegründer von Demecan.
"Wir haben in Deutschland ein Marktwachstum von fast 50 % im Vergleich zum Vorquartal verzeichnet. Der Markt ist jetzt viel zugänglicher.
Bisher war es in Deutschland sehr schwierig, medizinisches Cannabis zu verschreiben. Und das ist jetzt nicht mehr der Fall." Wir haben in Deutschland ein Marktwachstum von fast 50 % im Vergleich zum Vorquartal verzeichnet. Der Markt ist jetzt viel zugänglicher."
So ein Wachstum ist für Cannabis Social Clubs unmöglich. Das sind nicht kommerzielle Vereine, die als alleinige Institutionen zur Abgabe von Cannabis für den Freizeitkonsum berechtigt sind.
"Die Konsumenten müssen entweder selbst anbauen oder diesen Clubs beitreten, die stark reguliert sind und kein Geld verdienen dürfen", erklärt Adrian Fischer.
Ein Projekt zur Einrichtung spezialisierter, regulierter Geschäfte, das in einer ersten Fassung des neuen Gesetzes geplant war, wurde aufgrund europäischer Vorschriften, die den Handel mit der Droge verbieten, verworfen.
Europäische Verordnungen
Laut Adrian Fischer muss die Gesetzgebung geklärt werden und er fordert EU-weite Regeln für den Cannabis-Markt sowohl für medizinische Zwecke als auch für den Freizeitkonsum.
Brendan Hughes, Rechtsexperte bei der EUDA, der Drogenagentur der Europäischen Union, erörtert die widersprüchlichen Ziele der Legalisierung: den illegalen Markt zu bekämpfen und gleichzeitig zu verhindern, dass der Konsum alltäglich wird.
Die wirtschaftlichen Vorteile der regulierten Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch in Form von Steuereinnahmen sind ebenfalls Teil der laufenden Debatte, merkt Brendan Hughes an. Der Schwerpunkt liege aber eher auf der Kontrolle der Produktqualität, betont der Wissenschaftler.
"Sicherheit ist für Europa ein viel wichtigeres Anliegen als der Gedanke, Geld zu machen."
In mehreren Ländern der Europäischen Union finden derzeit Diskussionen statt.
Das in Deutschland durchgeführte Experiment könnte jedoch zu einem jähen Ende kommen.
Die konservativen Parteien, die bei den Wahlen im kommenden Februar als Favoriten gelten, haben angekündigt, dass sie das Gesetz über den regulierten Freizeitkonsum von Cannabis aufheben wollen.