Bei einem Besuch in Brüssel betont Vitali Klitschko die Notwendigkeit, geschlossen hinter dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj zu stehen. Ein Wahlkampf würde die Gefahr bergen, "das Land von innen heraus zu zerstören", so Klitschko in seiner Reaktion auf Trumps Äußerungen.
Die Ukraine bereitet sich auf ein viertes Kriegsjahr vor. Der Bürgermeister von Kyjiw, Vitali Klitschko, befand sich am Donnerstag, dem 20. Februar, auf einer Reise nach Brüssel, um einen Preis des Europäischen Ausschusses der Regionen (AdR) für Verdienste um den Schutz der Menschenrechte entgegenzunehmen. Doch abgesehen von dieser Auszeichnung bot der Besuch dem ehemaligen Boxchampion auch die Gelegenheit, zur nationalen Einheit aufzurufen.
Der Aufruf kommt zu einem Zeitpunkt, der für die Ukraine sowohl vor Ort als auch in den diplomatischen Korridoren schwierig ist. Der amerikanische Verbündete ändert offenbar seine Richtung: Washington hat diese Woche in Riad einen direkten Dialog mit Moskau ohne die Ukrainer aufgenommen.
Hinzu kommen die Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, der seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj als "wahlfreien Dikator" bezeichnete.
Während Vitali Klitschko in der Vergangenheit den ukrainischen Führer kritisierte und von einem Abdriften ins Autoritäre sprach, schließt sich der Bürgermeister von Kyjiw derzeit mit der gesamten Opposition zusammen, um den Präsidenten zu unterstützen. Die beiden Männer haben seit mehreren Jahren ein angespanntes Verhältnis. Nun betont Klitschko, dass eine Durchführung von Präsidentschaftswahlen in Kriegszeiten schwierig und gefährlich sei.
Ein Wahlkampf würde das Risiko bergen, "das Land von innen heraus zu zerstören", meint er.
Außerdem "befinden sich im Moment Millionen von Menschen an der Frontlinie, Millionen von Menschen außerhalb des Landes, Millionen von Menschen innerhalb des Landes sind Flüchtlinge", so Klitschko.
Die Einheit hat Risse bekommen
Doch die politische Einheit und die Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine hat Risse. Der ukrainische Oppositionspolitiker und ehemalige Präsident Petro Poroschenko wird von Selenskyj des Hochverrats angeklagt.
Die größte politische Kraft in der EU, die Europäische Volkspartei (EVP), verurteilt die gegen Petro Poroschenko beschlossenen restriktiven Maßnahmen wie das Einfrieren seines Vermögens und seiner Konten sowie ein Ausreiseverbot.
Für den Vorsitzenden der EVP, Manfred Weber, ist es "dringend notwendig, die Einheit der Ukraine in dieser entscheidenden Phase des Krieges und der internationalen Bemühungen, ihn zu beenden, zu bewahren".
Der deutsche Politiker fuhr fort: "Anstatt ihn als Verräter zu bezeichnen, betone ich die unschätzbaren Dienste, die Poroschenko der Ukraine geleistet hat, insbesondere durch den Aufbau einer starken Armee".
Bei seinem Besuch in Brüssel wollte Vitali Klitschko an die Werte erinnern, für die sein Land kämpft.
"Wir müssen unseren Wunsch, Teil der europäischen Familie zu sein, verteidigen, denn jeder muss den Grund für diesen Krieg verstehen. Wir wollen Teil der europäischen Familie sein, und die Russische Föderation hat Nein zu uns gesagt", betonte Vitali Klitschko.
Der Bürgermeister von Kyjiw betonte die Bedeutung der europäischen Hilfe und die Notwendigkeit, dass diese Unterstützung auch in Zukunft fortgesetzt wird. "Wir verteidigen nicht nur unser Heimatland, wir verteidigen die Demokratie, wir verteidigen eigentlich jeden von euch".