Die EU bekundet weiterhin ihre Solidarität mit der Ukraine, nachdem ein Treffen zwischen Trump und Selenskyj im Weißen Haus mit dem Rauswurf des ukrainischen Präsidenten geendet hatte.
Der letzte Tag des Februars 2025 wird nach dem Debakel vom Freitag im Oval Office, als es zu einem heftigen Wortgefecht kam - zwischen US-Präsident Donald Trump und Vizepräsident J.D. Vance auf der einen und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf der anderen Seite.
Was zunächst ruhig begann, eskalierte, als Vance Selenskyj beschuldigte, undankbar und respektlos gegenüber den Vereinigten Staaten zu sein - und die Angelegenheit vor den Medien zu diskutieren.
Chaos brach aus, nachdem der ukrainische Staatschef sagte, die USA hätten einen Ozean dazwischen und würden jetzt keine Auswirkungen spüren - aber später.
Die Bemerkung bezog sich auf frühere Äußerungen Trumps, in denen er auf die Auswirkungen europäischer Angelegenheiten auf die USA aufgrund des vermeintlichen Sicherheitspuffers des Atlantiks anspielte.
Trump schaltete sich daraufhin schnell ein und sagte mit erhobener Stimme zu Selenskyj, er solle ihnen nicht sagen, was sie spüren werden - man sitze beisammen, um ein Problem zu lösen. Zudem halte er nicht die Karten in der Hand, um diktieren zu können.
Er setze Leben von Millionen von Menschen aufs Spiel und spiele mit dem Dritten Weltkrieg. Zudem sei sein Verhalten respektlos gegenüber dem Land, das die Ukraine unterstützt hat.
Berichten zufolge wurde Slenskyj aufgefordert, das Weiße Haus nach dem Treffen umgehend zu verlassen.
Stunden nach dem Vorfall brachten europäische Staats- und Regierungschefs ihre Solidarität zum Ausdruck und sicherten dem erschütterten Selenskyj die weitere Unterstützung Europas zu.
Die Welle der Unterstützung setzte sich auch am Samstag fort.
Die deutsche Außenministerin Analena Baerbock sagte, eine "Zeit der Ruchlosigkeit" habe begonnen. Sie betonte, dass der Vorfall das deutsche Engagement in Kyjiw nur verstärken werde.
"Viele von Ihnen werden heute Nacht angesichts der unsäglichen Videos aus dem Weißen Haus unruhig geschlafen haben. Ehrlich gesagt, ich auch", so Baerbock.
Baerbock betonte, dass die neue Trump-Administration einen Schatten auf das regelbasierte internationale System werfe und eine Bedrohung darstelle.
"Andernfalls kann kein freies Land friedlich neben einem stärkeren Nachbarn schlafen. All dies ist seit geraumer Zeit offensichtlich, und deshalb arbeiten wir seit einiger Zeit an neuen, verstärkten Allianzen mit all jenen in der Welt, die bereit sind, weiterhin für eine auf Regeln basierende internationale Ordnung und die Stärke des Rechts und nicht für das Recht des Stärkeren einzutreten."
Ihre Botschaft spiegelte die Botschaft der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas wider, die sagte, dass die Europäer den USA die Führung der freien Welt streitig machen müssten, da es offensichtlich geworden sei, dass ein Wandel notwendig sei.
Der litauische Präsident Gitanas Nausėda, der am Samstag seine Unterstützung für die Ukraine zum Ausdruck brachte, erklärte später, er habe "keinen Zweifel daran, dass die USA ihre Führungsrolle in der internationalen Arena behalten werden."
Nausėda fügte hinzu, Europa müsse mehr tun, um die Aufmerksamkeit der USA nicht nur auf die Ukraine, sondern auch auf die EU und die NATO zu lenken. Er wies auch darauf hin, dass Brüssel den bevorstehenden NATO-Gipfel nutzen sollte, um die "Abschreckungsfähigkeiten des Bündnisses zu stärken".
Nausėda hat nach dem Debakel im Weißen Haus noch nicht mit Selenskyj gesprochen, betonte aber bereits, dass der Vorfall zeige, wie wichtig es sei, den Dialog und die Verhandlungen aufrechtzuerhalten. Er fügte hinzu, dass ein mögliches Friedensabkommen sowohl für die Ukraine als auch für die USA von Vorteil sei.
Polens Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz sagte auf einer Pressekonferenz in Krakau, Trump bleibe auch nach den Ereignissen vom Freitag ein verlässlicher Verbündeter Warschaus.
Er betonte, dass Polen weiterhin mit jeder US-Regierung zusammenarbeiten werde, machte aber auch deutlich, dass sein Land die Ukraine weiterhin unterstützen werde.
Nach Ansicht des polnischen Verteidigungsministers ist eine Rückkehr zu den Friedensgesprächen sowohl im Interesse der Ukraine als auch Polens. Er wies auch darauf hin, dass Polen seine guten Beziehungen zu Washington nutzen könne, um Kyjiw bei der Rückkehr zu diesen Gesprächen zu helfen.
Der rumänische Übergangspräsident Ilie Bolojan traf seinen moldawischen Amtskollegen Maia Sandu in der Hauptstadt Chișinău, wo er seine Unterstützung für die Ukraine bekräftigte und betonte, dass keine Entscheidung über die Zukunft des Landes ohne die Beteiligung Kiews getroffen werden könne.
Beide Staatsoberhäupter sprachen sich für einen "dauerhaften Frieden mit Sicherheitsgarantien aus, damit Russland nicht die Möglichkeit hat, wieder aufzurüsten und einen neuen Krieg zu beginnen".
Bolojan unterstützte auch die Idee der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, ein Gipfeltreffen zwischen den Vereinigten Staaten, Europa und den Verbündeten abzuhalten, um über die Ukraine und andere internationale Sicherheitsfragen zu diskutieren.