Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hofft, ihre Führungsrolle zu stärken, indem sie sich als Vermittlerin zwischen der EU und den USA positioniert.
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ist in die USA gereist. Das erste bilaterale Treffen zwischen ihr und US-Präsident Donald Trump kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt. Trump droht der EU mit einem Handelskrieg: Melonis Besuch könnte sowohl für Italien als auch für Europa entscheidend sein, um eine Eskalation der Spannungen zu vermeiden.
Trumps Entscheidung, einige der geplanten Maßnahmen auszusetzen, hat den Ton zwar gemildert - aber kann Meloni tatsächlich ein sinnvolles Ergebnis vorweisen?
Laut Raffaele Marchetti, Professor für internationale Beziehungen an der Universität Luiss in Rom, ist die Möglichkeit, Zugeständnisse zu erreichen, begrenzt. Er sagte, dies könne "ein Problem darstellen", da "die Europäer eine Rückmeldung über den Besuch verlangen werden".
Laut Marchetti stehen Themen wie Wirtschaft, Industrie und Verteidigung auf der Tagesordnung. "Meloni wird eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben vorschlagen, ein Schritt, der der amerikanischen Industrue zugute kommen wird", sagte Marchetti gegenüber Euronews.
"Dies könnte im Widerspruch zu den Verteidigungsplänen der EU stehen, die sich stattdessen auf den Schutz der europäischen Verteidigungsindustrie konzentrieren sollten."
Meloni, unterstützt das von der EU vorgeschlagene Null-Zoll-Abkommen für Industriegüter mit den USA. Bei dem Treffen in Washington wird sie wahrscheinlich die Stärke der bilateralen Beziehungen zwischen Italien und den USA und die engen wirtschaftlichen Verbindungen zwischen den beiden Ländern hervorheben - insbesondere da die USA Italiens größter Nicht-EU-Handelsmarkt sind.
USA-Besuch soll auch innere Konflikte in Italien besänftigen
Wie Marchetti betont, spiegelt Melonis Haltung gegenüber den USA auch das interne Machtgleichgewicht innerhalb der italienischen Koalitionsregierung wider.
In dem Bemühen, ihre Führungsrolle zu stärken, scheint sie ein Gleichgewicht zwischen den Positionen der beiden stellvertretenden Ministerpräsidenten herstellen zu wollen: auf der einen Seite Matteo Salvini, der sich mehr auf die Wahrung der italienischen Interessen konzentriert, und auf der anderen Seite Antonio Tajani mit seiner pro-europäischen Haltung.
Antonio Giordano, Abgeordneter der Fratelli dItalia und Generalsekretär der europäischen Fraktion Europäische Konservative und Reformer (EKR), erklärte gegenüber Euronews: "Eine wahre Führungsperson ist nicht eine, die improvisiert, sondern eine, die allen seinen Partnern zuhört und alle verfügbaren Instrumente nutzt, um den Meinungsaustausch zu fördern und von dem zu profitieren, was jeder Partner an den Tisch bringt".
"Im Allgemeinen stimmen die italienischen und europäischen Interessen überein", so Giordano, "auch wenn Europa etwas komplexer ist, aber es vertraut auf Giorgia Meloni."