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Wie bekämpft die Europäische Union den jüngsten Ausbruch der Maul- und Klauenseuche?

Wie bekämpft die Europäische Union den jüngsten Ausbruch der Maul- und Klauenseuche?
Copyright  Euronews
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Von Julian GOMEZ
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Nach den Fällen in Deutschland zu Beginn dieses Jahres und in Ungarn vor einigen Wochen ist nun auch die Slowakei mit einem erheblichen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche konfrontiert.

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Die Maul- und Klauenseuche ist eine Viruserkrankung, die vor allem Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine befällt. Die Krankheit stellt keine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar, aber die infizierten Tiere leiden unter starken Schmerzen, und ihre Milch- oder Fleischproduktion ist reduziert. Die meisten Tiere überleben die Infektion, können das hochansteckende Virus jedoch lange Zeit in sich tragen. Daher ist eine rasche Eindämmung jedes Ausbruchs durch Quarantäne sowie die Keulung infizierter und auch gesunder Tiere notwendig. 

Die EU verfügt über einen umfassenden Rechtsrahmen zur Bekämpfung von Ausbrüchen, der unter anderem Handelsbeschränkungen für empfängliche Tiere und deren Erzeugnisse umfasst. Alle Mitgliedstaaten müssen über Notfallpläne verfügen. Modernste staatliche Labore müssen mit dem EU-Referenzlabor zusammenarbeiten, damit Experten optimale Notfallmaßnahmen für jeden Ausbruch bestimmen können. Die resultierenden Keulungen und Handelsbeschränkungen führen häufig zu schweren wirtschaftlichen Verlusten im gesamten Agrarsektor. Die betroffenen Mitgliedstaaten können EU-Ausgleichszahlungen beantragen, nachdem die Gesamtkosten für die Landwirte und die Lieferkette des Sektors berechnet wurden.  

In der Slowakei wurde die Maul- und Klauenseuche bisher in mindestens sechs Betrieben nachgewiesen, und es wurden bisher zwischen 6.000 und 7.000 Tiere gekeult. Hunderte landwirtschaftliche Betriebe werden streng überwacht und desinfiziert. 

Der Betrieb Agrocontract Mikuláš, a.s. in der Slowakei erstreckt sich über 5.500 ha und hat 6.000 Tiere, darunter 3.000 Milchkühe
Der Betrieb Agrocontract Mikuláš, a.s. in der Slowakei erstreckt sich über 5.500 ha und hat 6.000 Tiere, darunter 3.000 Milchkühe Euronews

Der unmittelbar außerhalb des betroffenen Gebiets gelegene Milchviehbetrieb Agrocontract Mikuláš ist bisher von der Seuche verschont geblieben. Aber der mögliche Nachweis eines einzigen Falls würde bedeuten, dass die 6.000 Tiere, darunter 3.000 Milchkühe, gekeult werden müssten.  Jedes Jahr produziert der Betrieb etwa 35 Millionen Liter Milch. Er beschäftigt 200 Mitarbeiter und ist ein wichtiger Arbeitgeber in dieser überwiegend ländlichen Region der Slowakei. 

Der Zugang ist eingeschränkt. Mitarbeiter und Maschinen, die auf das Gelände kommen, unterliegen strengen Desinfektionsvorschriften. 

Desinfektionsmaßnahmen am Haupteingang des Bauernhofs
Desinfektionsmaßnahmen am Haupteingang des Bauernhofs Euronews

"Wir besprühen die Räder aller Fahrzeuge. Mitarbeiter, die hierherkommen, müssen eine Reinigungszone passieren und mehrmals täglich duschen", erklärt der Landwirt und Inhaber des Agrarunternehmens Martin Zahumenský. "Es ist sehr stressig. Jedes Mal, wenn ich einen Anruf von einem [anderen] Bauernhof erhalte, erwarten wir schlechte Nachrichten, und um ehrlich zu sein, kann ich nicht sehr gut schlafen. Wir machen uns große Sorgen um das Geschäft."  

Landwirt Martin Zahumenský. Sein Betrieb beschäftigt 200 Mitarbeiter und produziert 35 Millionen Liter Milch pro Jahr
Landwirt Martin Zahumenský. Sein Betrieb beschäftigt 200 Mitarbeiter und produziert 35 Millionen Liter Milch pro Jahr Euronews

Zur landwirtschaftlichen Aktivität gehören auch 5.500 Hektar Felder, auf denen Mais, Sojabohnen und Weizen angebaut werden, hauptsächlich als Futter für die Milchkühe, die den Grundpfeiler des Betriebs bilden.  

Der Bauernhof ist ein Familienunternehmen, das vor 30 Jahren von Martins Vater gegründet wurde. Sie verfolgten mit wachsender Sorge, wie das Virus andere Betriebe in der Region zerstört hat.  

"Ich fühle wirklich mit den Betroffenen mit", sagt Marian Zahumenský, Landwirt und Geschäftsführer des Betriebs. "Einer der betroffenen Betriebe ist Mitglied im gleichen Züchterverband wie wir. Wir arbeiten sehr eng zusammen. Ich kann mir die Tragödie, die ihnen widerfahren ist, vorstellen. Ich kann mich gut in die Menschen hineinversetzen, die ihre Herde aufgebaut und gepflegt haben. Das ist eine enorme Mühe und jahrelange Arbeit." 

Bauernhofbesitzer Marian und sein Sohn beobachten ihre Milchkühe. Der Zutritt zum Hof ist stark eingeschränkt
Bauernhofbesitzer Marian und sein Sohn beobachten ihre Milchkühe. Der Zutritt zum Hof ist stark eingeschränkt Euronews

"Alle Landwirte sind von der aktuellen Situation wirtschaftlich betroffen, weil sie viel Geld für Desinfektions- und andere Biosicherheitsmaßnahmen ausgeben müssen", erklärt Martin. "Daher sollte die Regierung ihnen in erster Linie die Kosten erstatten und ihnen helfen, diese Kosten zu decken. Und in den Fällen, in denen die Betriebe alle Tiere töten müssen, sollte man diese Verluste sehr schnell erstatten, denn ohne Hilfe von der Regierung, ohne Hilfe von der Europäischen Union, werden diese Betriebe nicht in der Lage sein, neu anzufangen."

Um die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche einzudämmen, sind einige Grenzübergänge zwischen Österreich und Ungarn geschlossen worden. Andere, zwischen der Slowakei und den Nachbarländern Ungarn und Tschechien, werden sorgfältig kontrolliert. 

Milch aus den betroffenen Gebieten in der Slowakei wird im staatlichen Veterinärinstitut in Olmütz, Tschechische Republik, untersucht
Milch aus den betroffenen Gebieten in der Slowakei wird im staatlichen Veterinärinstitut in Olmütz, Tschechische Republik, untersucht Euronews

Seit Beginn der Krise erhält das staatliche Veterinärinstitut Olmütz in der Tschechischen Republik zweimal pro Woche Milchproben von 57 Betrieben aus dem betroffenen Gebiet in der Slowakei. 

Diese Analysen sind ausschlaggebend, um die potenzielle Ausbreitung der Krankheit in der EU einzudämmen. 

Das Virus ist für Tiere und Viehbetriebe verheerend, hat jedoch normalerweise keine Auswirkungen auf Menschen, wie der Leiter des Labors betont. "Pasteurisierte Milch und gereiftes Fleisch, vor allem wenn es noch nachträglich wärmebehandelt wurde, sind sicher und stellen keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher dar", erklärt Jan Bardoň.

Jan Bardoň, Direktor des staatlichen Veterinärinstituts in Olmütz, Tschechische Republik
Jan Bardoň, Direktor des staatlichen Veterinärinstituts in Olmütz, Tschechische Republik Euronews

Ist Europa ausreichend vorbereitet, die Ausbreitung des Virus angesichts seines Binnenmarktes mit offenen Grenzen zu verhindern?

"Die europäische Zusammenarbeit ist auf einem sehr guten Niveau", antwortet Bardoň. "Es besteht ein Schnellwarnsystem, über das die Veterinärbehörden der einzelnen Mitgliedstaaten sofort informiert werden. In der EU gibt es eine einheitliche Präventionsstrategie, aber jedes Land muss diese an seine geografischen und klimatischen Bedingungen, lokalen Ressourcen und landwirtschaftlichen Charakteristiken anpassen. Es ist ein Unterschied, ob es sich um einen Betrieb mit 10.000 Rindern oder um einen Betrieb mit fünf Kühen handelt."

Die Europäische Kommission hat die betroffenen Mitgliedstaaten daran erinnert, dass die Notfallmaßnahmen kontinuierlich an die sich entwickelnde epidemiologische Situation angepasst werden müssen. 

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