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Von Lithium bis zu seltenen Erden: Europas Strategie für die zukünftige Energieversorgung

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Von Monica Pinna
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Europa investiert in den lokalen Bergbau, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern und die grüne und digitale Transformation voranzutreiben. Ich bin in die Tschechische Republik gereist, zu einem der 47 strategischen Projekte der EU, die auf die Förderung von Rohstoffen abzielen.

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Geopolitische Spannungen und Konflikte, wie etwa in der Ukraine, haben der EU vor Augen geführt, wie verwundbar sie ist, wenn sie sich bei wichtigen Ressourcen auf nur ein Land oder auf einige wenige Länder verlässt. 

Die gleiche Logik wie bei russischem Gas gilt auch für diese sogenannten kritischen Materialien, also natürliche Ressourcen, die für die Wirtschaft unverzichtbar sind.

Die EU strebt nun mehr Unabhängigkeit an, indem sie ihre eigenen Rohstoffkapazitäten ausbaut und ihre Bezugsquellen diversifiziert. Aber wie und zu welchem Preis? Darum geht es in dieser Folge von Europeans' Stories. 

Für Klimaziele im Rahmen des Green Deal, die digitale Transformation, Sicherheit und Verteidigung sowie für die Raumfahrt und Innovationen ist die EU auf kritische Rohstoffe angewiesen.

Die EU hat 34 kritische Rohstoffe identifiziert,** darunter Lithium, Kobalt, seltene Erden und Magnesium. 

Aber viele haben risikoreiche Lieferketten. So werden z. B. 63 % des weltweit geförderten Kobalts in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut und 100 % der für Dauermagnete verwendeten Seltenen Erden werden in China raffiniert.  

Im Jahr 2024 verabschiedete die EU das Gesetz zu kritischen Rohstoffen, um die eigene Versorgung mit strategischen Rohmaterialien auszubauen. 

Das Gesetz schreibt vor, dass Europa bis zum Jahr 2030 mindestens 10 % des jährlichen Rohstoffbedarfs selbst fördern, 40 % verarbeiten und 25 % recyceln soll. Nicht mehr als 65 % des jährlichen EU-Bedarfs an einem strategischen Rohstoff sollen aus einem einzelnen Drittland stammen.

Der Bergbau ist tief in der Geschichte des Erzgebirges verwurzelt, das sich entlang der tschechisch-deutschen Grenze erstreckt. Hier wurden Zinn- und Wolframvorkommen vom Mittelalter bis in die 1990er-Jahre abgebaut, bis der Abbau nicht mehr rentabel war. Heute ist nur noch ein Museum geblieben, doch die Energiewende eröffnet neue Möglichkeiten.

Lithium ist ein wichtiges Element für die Batterieproduktion, und Experten schätzen, dass sich unter dem tschechischen Dorf Cínovec (Böhmisch Zinnwald) zwischen drei und fünf Prozent der weltweiten Lithiumreserven befinden. 

Geomet, ein privates Unternehmen mit staatlicher Beteiligung, arbeitet daran, eine nach eigenen Angaben umweltfreundliche Produktionskette aufzubauen. Es ist eines der 47 strategischen Projekte, die von der Europäischen Kommission ausgewählt wurden, um die lokalen Kapazitäten für strategische Rohstoffe zu erhöhen. 

"Wir werden fast 3 Millionen Tonnen Erz pro Jahr abbauen und etwa 30.000 Tonnen Endprodukt pro Jahr produzieren", so Tomáš Vrbický, ein Geologe, der für Geomet arbeitet. 

Das Unternehmen plant nicht nur den Abbau des Erzes, sondern auch die Produktion von Lithiumkarbonat, einem wichtigen Rohstoff für die Batterieindustrie. Es ist selten, dass ein Unternehmen den gesamten Prozess intern abwickelt, ohne auf Drittländer zurückzugreifen. Es wird jedoch einige Herausforderungen geben und mehr kosten. 

Wie realistisch sind die Pläne Europas?

Bis 2030 will Europa 10 % seines Jahresbedarfs abbauen, 40 % verarbeiten und 25 % recyceln. 

Starý Jaromír, Abteilungsleiter des Tschechischen Geologischen Dienstes, bezweifelt, dass diese Ziele in so kurzer Zeit erreicht werden können. 

"Dieses Ziel ist nicht realistisch, da einige der kritischen Rohstoffe der Europäischen Union nicht auf dem europäischen Kontinent vorkommen und derzeit nicht abgebaut werden. Derzeit lässt sich nicht sagen, dass bestimmte kritische Rohstoffe in Europa in Mengen von bis zu 10 % des Bedarfs abgebaut werden können." 

Auf die Frage, ob der Bedarf an kritischen Rohstoffen Europa die mit dem Bergbau verbundene Umweltverschmutzung vergessen lässt, antwortete der Geologe Gabriel Zbyněk vom Tschechischen Geologischen Dienst, dass sowohl die Bergbaumethoden als auch die europäischen Rechtsvorschriften hinsichtlich der Überwachung und Kontrolle des Bergbaus Fortschritte gemacht haben, und fügte hinzu: "Wir brauchen diese Rohstoffe in der EU dringend. Und es ist wahrscheinlich ein wenig heuchlerisch zu sagen, dass wir hier keinen Bergbau wollen, während uns gleichzeitig egal ist, wie irgendwo anders auf der Welt abgebaut wird. Hauptsache, es findet nicht 'in unserem Hinterhof' statt."

Jeder Abbau von Mineralien ist mit einer gewissen Verschmutzung verbunden. Sie lässt sich vielleicht nicht ganz vermeiden, aber sie kann minimiert werden. Die Herausforderung Europas besteht darin, das richtige Gleichgewicht zwischen dem Bedarf an einer weniger umweltschädlichen und sozial gerechten Industrie und den damit verbundenen höheren Kosten zu finden.

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