Die Website des Global Fact-Checking Network sieht zwar glaubwürdig aus, wird aber in Wirklichkeit von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS unterstützt.
Um sich gegen die massenhafte Desinformation im Internet zu wehren, gibt es immer mehr Websites, die Fakten überprüfen. Einige sind in traditionelle Nachrichtenredaktionen integriert, andere sind eigenständige Einrichtungen.
Doch was passiert, wenn Faktencheck-Websites zu Instrumenten werden, hinter denen sich Propagandakampagnen verbergen? Eine Website, die in diese Kategorie fällt, ist das Global Fact-Checking Network, das im April 2025 mit der Veröffentlichung von Artikeln begann.
Auch wenn es wie eine seriöse Website zur Überprüfung von Fakten aussieht, die sich durch eine saubere Ästhetik und eine Reihe interessanter Schlagzeilen auszeichnet, verbirgt sich hinter der Fassade ein vom Kreml unterstütztes Desinformationsinstrument.
Im April kündigte die Kreml-Sprecherin für auswärtige Angelegenheiten, Maria Zakharova, den Start der Plattform als Teil einer Kampagne zur Bekämpfung von "Fake Stories" an, und von Desinformationskampagnen, die vom "Westen" und "voreingenommenen Faktenprüfern" gefördert werden.
Der Name des Global Fact-Checking Network ist dem des etablierten International Fact-Checking Network sehr ähnlich - einem angesehenen Konsortium internationaler Faktenprüfer. Die Ähnlichkeit des Namens ist wahrscheinlich kein Zufall, sondern eher ein Versuch, Glaubwürdigkeit vorzutäuschen.
Zu den Mitbegründern der Plattform gehören die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS sowie ANO Dialog - eine Nichtregierungsorganisation, die von den USA und der EU mit Sanktionen belegt ist.
Die Website des Portals ist auf Englisch und Russisch verfügbar und listet eine Reihe von Experten und Teilnehmern auf, die zur Überprüfung der Fakten beitragen, sowie "Bildungsressourcen" zur Erkennung von Fake News.
Obwohl das Portal noch relativ neu ist, haben bereits etablierte Organisationen zur Fakten-Überprüfung auf sachliche Fehler und pro-russische Darstellungen in bestimmten Artikeln hingewiesen. Viele der Autoren der Plattform sind bekannte russische Propagandisten, von denen einige auch für staatlich gelenkte Kreml-Organisationen gearbeitet haben.
Reporter ohne Grenzen (RSF), eine Nichtregierungsorganisation für Pressefreiheit, führte im Juni eine Analyse von 39 Artikeln durch, die von GFCN veröffentlicht wurden. RSF stellte fest, dass mindestens 15 der 39 analysierten Artikel in erster Linie dazu dienten, das GFCN-Netzwerk und seine Mitglieder zu fördern, zum Beispiel durch die Werbung für ihre Teilnahme an russischen Foren.
RSF wies auch auf einen Artikel hin, der im Mai von Christelle Néant veröffentlicht wurde, einer französischen Staatsbürgerin, die im Juli 2023 eingebürgert wurde und als Propagandistin bekannt ist. In ihrem Artikel erklärte Néant, dass die Beschlagnahmung von Zivilwohnungen in Mariupol durch die Besatzungstruppen "legal" sei, während sie die russische Besetzung oder die Zwangsvertreibung der Zivilbevölkerung nicht erwähnte.
Ganz am Ende des Artikels heißt es: "Das Material spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider, die nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion übereinstimmt". Dieser Artikel, der offen mit russischer Propaganda hausieren geht, unterscheidet sich jedoch in keiner Weise von anderen "Faktenchecks", die auf der Website des Senders veröffentlicht werden.
Darüber hinaus steht die Erwähnung der persönlichen Positionen der Autorin in direktem Widerspruch zu der Charta des GFCN "Code of responsible fact-checking", die ebenfalls auf der Website aufgeführt ist und besagt, dass "Faktenprüfer sich bemühen, objektiv zu sein und in ihrem veröffentlichten Material keine persönlichen Meinungen oder Vorurteile zu äußern".
Ein weiterer auf der GFCN-Website aufgeführter "Mitwirkender" ist die Afrikanische Initiative, eine Einrichtung, die sich als russische Nachrichtenagentur präsentiert, die über Ereignisse auf dem afrikanischen Kontinent berichtet.
Tatsächlich wurde diese angebliche Nachrichtenagentur jedoch von der französischen Agentur für ausländische digitale Einmischung Vignium als "Hauptträger" für Russlands Desinformationsaktivitäten in Afrika eingestuft.