Ein gefundenes Portemonnaie oder einen Schlüssel automatisch und KI-gesteuert seinem Besitzer zurückgeben? Kein Problem mit Automaten, die es in einigen Städten geben soll, behauptet ein Internet-Post. Der Faktencheck!
Ein Beitrag auf Facebook hat einige Verwirrung ausgelöst. Deutsche Städte sollen angeblich "Roboter-Briefkästen" aufgestellt haben, in denen Bürgerinnen und Bürger gefundene Gegenstände wie Brieftaschen und Schlüssel abgeben könnten. Die Maschinen würden die Wertsachen und Objekte an ihre Besitzer zurückgeben.
Sobald etwas in den "Briefkasten eingeworfen wird, scannt er den Inhalt mit internen Kameras und KI-geschulten Objekterkennungssystemen", heißt es in dem Post.
"Das System gleicht dann den Gegenstand mit lokalen Adressdatenbanken ab und leitet eine automatische Rücksendung ein. (...) Die Sendungen werden in manipulationssichere Umschläge verpackt und über die bestehenden Postnetze weitergeleitet - oft erreichen sie den Besitzer innerhalb von 48 Stunden."
Mehrere Nutzer kommentieren unter dem Beitrag, dass sie noch nie solche Automaten gesehen haben, obwohl sie in deutschen Großstädten leben.
Das liegt daran, dass es sie nicht gibt.
Zwar existieren in Deutschland Hunderte Fundbüros, bei denen verlorene Gegenstände abgegeben werden können. Aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass Briefkästen eingeführt wurden, die mit einer Technologie ausgestattet sind, um den Eigentümer eines Gegenstandes zu ermitteln und zu kontaktieren.
Es gibt zwar landesweite Online-Portale, auf denen Menschen verlorene Gegenstände melden können, doch dort werden Briefkästen nicht als Methode zur Rückgabe verlorener Gegenstände erwähnt.
Ein genauerer Blick auf das Foto offenbart mehrere Anzeichen dafür, dass es von einer KI generiert wurde. Die Schilder auf den Kästen, die einer umgekehrten Bildersuche zufolge Parkuhren zu ähneln scheinen, stimmen nicht auf jedem "Briefkasten" überein.
Auch die Beschriftung der nahe gelegenen Geschäfte wirkt seltsam - ein üblicher Hinweis darauf, dass ein Bild oder Video von einer KI erstellt wurde.
Beim Heranzoomen geht die Hand der Frau im Bild durch den Briefkasten, und die Füße des Mannes berühren nicht den Boden. Außerdem hängt anscheinend eine übergroße Brieftasche an einem Einwurf der Maschine, obwohl keine Person daneben steht.
Das Facebook-Konto Fact 27, das das Bild gepostet hat, ist als in Indien ansässig aufgeführt und verbreitet eine Vielzahl von Nachrichten mit Fotos, die bizarre Behauptungen verbreiten.
In einem anderen Beitrag mit Foto wird beispielsweise behauptet, dass Opernhäuser in Italien ihre Garderoben hinter der Bühne in provisorische Herbergen verwandeln, obwohl es keine anderen Medienberichte gibt, die das bestätigen.
Was ist "AI slop" oder "KI-Müll"?
Obwohl mehrere Kommentare zeigen, dass Nutzer sozialer Medien an die Möglichkeit deutscher Geldbörsenpostfächer glauben, fallen die meisten Beiträge von Fact 27 in die Kategorie"AI slop" oder "KI-Müll" - digitale Inhalte, die mit künstlicher Intelligenz erstellt wurden, von geringer Qualität und ganz offensichtlich gefälscht sind.
Auf diesem Konto werden bizarre Konzepte über verschiedene Länder verbreitet, wie zum Beispiel, dass Finnland Balkone habe, die sich mit dem Sonnenlicht drehen, oder dass Deutschland die Dächer von Bäckereien als Schlafplätze nutzt.
Diese Art von Inhalten verbreitete sich ursprünglich, weil es für die Urheber, möglichst viele Menschen erreichen wollten, entweder aus Gründen des Einflusses oder der Monetarisierung. Mit geringem Aufwand und schlecht erstellten Bildern wurden die Beiträge oft online verbreitet und ermöglichten es den Urhebern, mit minimalem Aufwand Geld zu verdienen.
Im Laufe der Zeit kursierten Berichte darüber, wie politische Bewegungen, vor allem im rechtsextremen Umfeld, solche Inhalte nutzen, um das Engagement in den sozialen Medien zu erhöhen.
Das wurde in den USA, aber auch in Europa beobachtet, wo die Europäische Beobachtungsstelle für digitale Medien einen Anstieg der Zahl rechtsgerichteter politischer Parteien meldete, die KI-generierte Videos nutzen, um Wähler und Wählerinnen anzusprechen.
Meta verlangt keine Kennzeichnung
Im vergangenen Jahr untersuchte die Stanford University mehr als 100 Facebook-Seiten, die routinemäßig KI-Inhalte posten. Die Studie ergab, dass Beiträge mit KI-generierten Bildern Hunderte Millionen Nutzer anzogen und zu den meistgesehenen Inhalten auf Facebook gehörten.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung spiegeln die Aussagen des damaligen Vizepräsidenten für generative KI, Connor Hayes, in einem Interview mit der Financial Times aus dem Jahr 2024 wider. Er erklärte, das Unternehmen gehe davon aus, dass KI-Systeme auf seinen Plattformen letztendlich genauso existieren wie Benutzerkonten.
Meta kennzeichnet unbezahlte Inhalte mit dem Label "AI Info", wenn seine Systeme erkennen, dass der Inhalt mit Tools von Drittanbietern erstellt wurde. Durch KI veränderte Inhalte können zudem Informationen über die Veränderung enthalten. Auch die Nutzer selbst haben die Möglichkeit anzugeben, dass es sich um KI-Inhalte handelt.
Laut Meta können unbezahlte Inhalte auf Facebook, Instagram und Threads eine KI-Kennzeichnung erfordern, wenn sie fotorealistisches Video oder realistisch klingenden Ton enthalten. Zum Beispiel ein Video mit sehr realistischen Stadtaufnahmen, ein Lied, das mit einer KI-generierten Stimme erstellt wurde, oder ein Video mit einem überzeugenden KI-Voiceover.
Diese Anforderung gilt jedoch nicht für Bilder, die in der Regel nicht gekennzeichnet werden, es sei denn, das Meta-System erkennt Hinweise darauf, dass sie mithilfe von KI verändert wurden.