Pop-up-Radwege: der Anfang einer mühsamen Verkehrswende

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Von Jona Kallgren
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In Berlin wurde die Idee während der Coronakrise umgesetzt, das Konzept verbreitete sich schnell.

Pop-up-Fahrradspuren sind während der Corona-Pandemie entstanden. Die Idee dafür hatte man zuerst im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, das Konzept verbreitete sich aber schnell in andere europäische Städte. Anderthalb Jahre später werden die Pop-up-Spuren zur Dauereinrichtung, aber Aktivisten in Berlin fordern mehr Engagement.

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Sie sieht aus wie eine normale Fahrradspur in vielen europäischen Städten. Aber diese eine in Berlin war bahnbrechend. Es war der erste von mehreren Pop-up-Radwegen, die zu Beginn der Coronakrise im März 2020 ohne große Planung eingerichtet wurden. Die Idee hatte der Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes Friedrichshain-Kreuzberg, sie wurde von Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis 90/ Die Grünen) genehmigt.

"Wir nennen es taktisches Vorgehen", erklärt Felix Weisbrich. "Wir planen nicht ewig und schauen dann, dass wir diese Planung irgendwann in die Realität umsetzen, sondern wir gehen erste temporäre Schritte, um dann zu beobachten, wie sie ankommen."

Die mehr als 8 Kilometer langen Pop-up-Spuren, die auf dem Höhepunkt der Pandemie angelegt wurden, sind jetzt reguläre Fahrradspuren.

Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann erzählt: "Es dauerte ein gutes Jahr, bis wir von einem Pop-up zu einer Verstetigung gekommen sind. Das ist sensationell schnell."

Coronakrise lässt Zahl der Radfahrer steigen

Während der Covid-19-Pandemie stieg die Zahl der Radfahrer in Berlin um 25 Prozent, viele Menschen mieden die öffentlichen Verkehrsmittel. Die Pop-up-Radwege werden gut angenommen, auch wenn die Menschen wieder auf Bus und U-Bahn umgestiegen sind.

"Ein Fluss ohne Brücke wird häufig nicht durchschwommen. Aber wenn ich eine Brücke über diesen Fluss baue, dann gehen die Leute darüber. Das erleben wir bei den Radwegen genauso."
Felix Weisbrich
Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes Friedrichshain-Kreuzberg

Europäische Städte erweitern ihr Radwegenetz

Europäische Städte wie Barcelona, Paris und Brüssel haben im Zuge der Pandemie ihr Radwegenetz ausgebaut - oft sogar mehr als Berlin.

Auch Aktivisten in der deutschen Hauptstadt fordern mehr: Die Initiative "berlin autofrei" sammelt Unterschriften für einen Volksentscheid mit dem Ziel einer autofreien Innenstadt:"Neue Radwege sind toll. Das brauchen wir auf jeden Fall. Aber wenn man sich aktuelle Studien wie den gerade erschienenen IPCC-Bericht anschaut, dann haben wir jetzt nicht mehr die Zeit, 2-3 neue Pop-up-Radwege, die vielleicht permanent werden, im Jahr zu bauen", so Aktivistin Anna Baatz von "berlin autofrei".

Berlin hinkt hinterher

Auch wenn Berlin die erste europäische Stadt war, die Pop-up-Radwege eingeführt hat, haben viele Hauptverkehrsstraßen in der Hauptstadt noch immer keine Radwege.

Dieser Artikel ist Teil der Mobilitätswoche auf Euronews. Vom 13. bis 17. September 2021 berichten wir über Trends, die die Zukunft des Verkehrssystems und der persönlichen Art der Fortbewegung bestimmen. Weitere Berichte finden Sie hier.

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