Demonstranten und Umweltaktivisten demonstrieren am 30. März 2023 in Lille gegen Polizeigewalt

Video. 200 Verletzte nach Umweltprotesten: Französische Gendarmen verschossen tausende Tränengasgranaten

Mehrere hundert Menschen haben sich vor der Präfektur von Niort versammelt, um gegen die Polizeigewalt nach der Demonstration gegen den Bau eines Megastaudamms in Sainte-Soline zu protestieren. Fast 200 Menschen wurden verletzt, 40 davon schwer, darunter eine Person, die ein Auge verlor. Zwei Demonstranten liegen im Koma.

Mehrere hundert Menschen haben sich vor der Präfektur von Niort versammelt, um gegen die Polizeigewalt nach der Demonstration gegen den Bau eines Megastaudamms in Sainte-Soline zu protestieren. Fast 200 Menschen wurden verletzt, 40 davon schwer, darunter eine Person, die ein Auge verlor. Zwei Demonstranten liegen im Koma.

Die Szenen der Zusammenstöße zwischen rund 5.000 Demonstranten und 3.200 Polizisten auf offenem Feld hatten Schlagzeilen gemacht. Unter Einsatz von Hubschraubern, gepanzerten Fahrzeugen und Wasserwerfern feuerten die Sicherheitskräfte Tausende Tränengasgranaten und Dutzende anderer Geschosse ab. Die Polizeibehörde DGGN bezeichnete die Reaktion als "verhältnismäßig zum Grad der Bedrohung".

Die französische Staatsanwaltschaft untersucht nach Strafanzeige den Fall eines Mannes, der bei der Demonstration schwer verletzt wurde. Der 32-Jährige liegt im Koma, die Anzeige lautet auf versuchten Mord und Verhinderung des Zugangs von Rettungskräften. Wie die Organisatoren der Proteste mitteilten, wurde der Mann schwer verletzt, als er von einer von der Polizei abgefeuerten Tränengasgranate am Kopf getroffen wurde.

Der Fall wird von der Militärstaatsanwaltschaft in der westfranzösischen Stadt Rennes untersucht, die für die französische Gendarmerie zuständig ist, sprich, für Polizeibeamte, die den Streitkräften zugeordnet sind. Nach Angaben der Behörden sahen sich die Beamten mit einer "beispiellosen Explosion der Gewalt" konfrontiert und wurden mit Molotowcocktails und Feuerwerkskörpern beschossen.

Beobachter der Menschenrechtsliga (LDH) vor Ort sagten jedoch aus, die Polizei habe "hemmungslos und wahllos Gewalt" gegen alle Demonstranten eingesetzt, statt sich auf gewalttätige Gruppen oder Einzelpersonen zu konzentrieren. Auch AFP-Journalisten bestätigen, das die Polizei schon beim eintreffen der Demonstranten Tränengas einsetzte.

In einem von der Tageszeitung Le Monde veröffentlichten Audiomitschnitt bestätigte ein Mitglied des Rettungsdienstes, dass "Gendarmeriekommandeure vor Ort" sie nicht zum Einsatzort durchgelassen hätten. 

Die Behörden begründeten dieses Vorgehen mit Sicherheitsaspekten: "Die Entsendung eines Krankenwagens mit Sauerstoff in ein Gebiet mit Zusammenstößen aufgrund der Explosionsgefahr nicht zu empfehlen". Und Innenminister Gerald Darmanin will einen der Vereine, der die Proteste organisiert hat, verbieten.

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