Gewinnerin Merkel jetzt auf Partnersuche?

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Ein Wahlabend so spannend wie ein Krimi: Nachdem es erst so aussah, als würde Angela Merkel mit den Christdemokraten die absolute Mehrheit erreichen, weisen die letzten Hochrechnungen jedoch darauf hin, dass Merkel auf einen Regierungspartner angewiesen sein wird. Nach dem letzten Stand kommt die CDU/CSU auf 41,8 Prozent und kommt damit auf 301 Sitze.

Trotzdem ist der bisherige Wahlausgang ein überwältigender Erfolg für Kanzlerin Angela Merkel. Ihre Christdemokraten feierten einen Zuwachs von 8,0 Prozent. Es ist das beste Ergebnis seit fast 20 Jahren.

Inzwischen sind auch die ersten Glückwünsche eingetroffen. Frankreichs Präsident François
Hollande gratulierte Merkel zu ihrem Erfolg. Dem schlossen sich EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und der britische Premierminister David Cameron an.

Entsetzen dagegen bei den Liberalen: Sie sind die großen Verlierer dieses Urnengangs. Die FDP scheitert an der Fünf-Prozent-Hürde und stürzt damit innerhalb von vier Jahren um knapp 10 Prozent ab. Das ist das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der FDP. “Das ist eine schwere Stunde für die FDP”, sagte Rainer Brüderle. “Als Spitzenkandidat übernehme ich dafür die Verantwortung. Es ist das schlechteste Ergebnis, das wir erreicht haben”, erklärte er.

Die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Peer Steinbrück kam auf 25,6 Prozent. Das ist ein Plus von 2,6 Prozent. Sie käme derzeit auf 184 Sitze im Parlament.

Die Grünen erreichen 8,1 Prozent und müssen damit Einbußen hinnehmen. Nach derzeitigem Stand sind die Grünen mit 61 Sitzen drittstärkste Kraft. Die Linke
verschlechtert sich auf 8,7 Prozent und kommt auf 60 Sitze.

Die neue eurokritische Partei Alternative für Deutschland (AfD) kommt auf 4,7 Prozent. Ein Einzug ins Parlament scheint nun unwahrscheinlich.

An die Urnen waren rund 61,8 Millionen Bürger gerufen. Bei der Wahlbeteiligung zeichnete sich nach dem Negativrekord von 70,8 Prozent vor vier Jahren ein leicht verbesserter Wert von etwa 72 Prozent ab.

Unser Korrespondent Olaf Bruns war in der SPD-Parteizentrale und hat die Stimmung eingefangen:

Ein lautes ‘Hurra’ gab es im Willy Brandt Haus, der Parteizentrale der SPD, als um Punkt 18 Uhr die erste Hochrechnung auf dem Bildschirm erschien, aber das galt nicht dem Ergebniss der SPD, sondern dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag. Auch mehr als 30 Jahre nachdem die FDP im September 1982 die sozialliberale Koalition unter Bundeskanzler Helmut Schmidt scheitern ließ, gelten die Liberalen vielen SPD Anhängern noch als Lieblingsfeind!

Die eigenen Ergebnisse wurden mit Zähneknirschen verbucht: Ein wenig mehr als das letzte Mal, aber nicht genug, um erleichtert zu sein. Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sagte zwar: “Wir haben ein besseres Ergebnis als 2009 erzielt”, doch alle wussten: es ist auch das zweitschlechteste Ergebnis der Nachkriegszeit. Zunächst aber schien klar: immerhin sah das Ergebnis nach der Machtoption in einer großen Koalition aus. Es schien fast, als würde keiner bemerken, dass die CDU der absoluten Mehrheit gefährlich nahe kommt. Dann aber, Hochrechnung nach Hochrechnung wurde immer klarer: es ist durchaus möglich, dass Kanzlerin Merkel letztlich auch ohne SPD regieren kann.

Gleichzeitig wurde es immer stiller im Will Brandt Haus. Im Foyer diskutierten zwei junge Mädchen. “Merkel mit einer absoluten Mehrheit das macht mir Angst!” Die andere: “ich hoffe fast, dass die ‘Alternative für Deutschland’ in den Bundestag einzieht – das würde zumindest eine große Koalition verhindern.”

Unsere Kollegin Lena Roche berichtet aus der CDU-Zentrale:

Im Konrad Adenauer Haus brummt der Bär. Hunderte Anhänger der CDU-CSU feiern den Sieg von Angela Merkel mit Bier, Wein, Currywurst und Brezeln. Jedes Mal, wenn eine Hochrechnung auf den Bildschirmen erscheint, wird wieder gejubelt.

Angela Merkel erschien gegen 21 Uhr auf der Bühne und wurde begeistert empfangen. Sie ließ sich sogar von den ausgelassenen Mitgliedern der Jungen Union zu einem Tänzchen hinreißen. Dutzende Journalisten aus der ganzen Welt sind angereist. In dem Bereich wo die Live-Schalten stattfinden, arbeiten Techniker und Kameramänner wie am Fließband. Es wird noch ein langer Abend.

Noch ein Blick auf die Landtagswahl in Hessen:
Dort zeichnet sich eine schwierige Regierungsbildung ab. Die CDU blieb stärkste Partei vor der SPD. Die bislang mitregierende FDP und die erstmals angetretene Alternative für Deutschland kommen nicht in den Landtag. Die SPD legt kräftig zu. Für einen Machtwechsel braucht Rot-Grün nach den ersten Zahlen jedoch die
Linken.

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