Mindestlohn und Manager-Millionen: Schweiz gegen 1:12?

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Von Kirsten Ripper
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Die Schweiz sagt ersten Hochrechnungen zufolge NEIN zu 1:12, teurerer Autobahn-Vignette und Familien-Initiative

Diese Initiative http://bit.ly/1iFub6d hatten die Schweizer JUSO eingebracht, sie wollen die Gehälter der Manager auf das Zwölffache dessen, was der am geringsten bezahlte Arbeitnehmer des Unternehmens verdient, beschränken. Ihr Motto lautet Abzocker stoppen.
Die konservative deutsche Tageszeitung DIE WELT macht einen ungeahnten Linksruck in der Schweiz aus. Interessant an den letzten Umfragen des Schweizer Fernsehens ist, dass die Initiative zur Deckelung der Managergehälter vor allem von den Deutschschweizern abgelehnt wird.
In der italienischsprachigen Schweiz sind 54 Prozent der Wähler für die Beschränkung der Top-Gehälter und nur 35 Prozent dagegen. In der französischsprachigen Schweiz halten sich Befürworter und Gegner mit 41 Prozent die Waage. Nur in der Deutschschweiz sagen der Umfrage zufolge 58 Prozent NEIN zu 1:12 und nur 34 Prozent der Wähler dafür.
In den vergangenen Wochen hat die Ablehnung beständig zugenommen. Anfang Oktober gab noch ein Patt mit 44 Prozent Befürworter und Gegner.

Die eidgenössiche Wirtschaft hat dann mit einer millionenteuren Kampagne dagegen mobilisiert mit Slogans wie Nein zum Lohndiktat und «Arbeitsplätze vernichten? 1:12 Nein».
Es gebe nur wenige “schwarze Schafe”, daher brauche es die Initiative nicht. Zu den schwarzen Schafen zählt wohl der Ex-Aufsichtsratschef des Pharmakonzerns Novartis, der mit 72 Millionen Schweizer Franken aus dem Unternehmen ausschied.
Kein ausländisches Unternehmen werde im Falle der Annahme von «1:12» noch in die Schweiz ziehen wollen, hieß es beim Weltkonzern Nestlé mit Sitz am Genfer See. Dessen Chef Paul Bulcke streicht laut Wirtschaftsmagazin «Bilanz» mit jährlich 12,6 Millionen Franken (10,2 Mio Euro) das 238-fache des niedrigsten Lohns im selben Unternehmen ein. Beim Pharma-Konzern Roche betrage die Gehaltsschere gar 1:261, beim Uhrenhersteller Swatch immerhin noch 1:137.

Daten der Steuerverwaltung in Bern zeigen, dass die reichsten zehn Prozent der Schweizer Einwohner gut 80 Prozent der Bundessteuern abliefern.

Rechtzeitig vor der Abstimmung hat der deutsche Discounter ALDI deutsche Discounter ALDI es seinem Konkurrenten LIDL nachgemacht und den freiwilligen Mindestlohn seiner Angestellten erhöht. Bei ALDI in der Schweiz beträgt dieser Mindestsatz jetzt 4.200 Schweizer Franken (mehr als 3.800 Euros). Doch als LIDL seinen freiwilligen Mindestlohn ab dem 1. Dezember heraufgesetzt hatte, wurde auch bekannt, dass die Discounter in der Schweiz kaum Vollzeit-Angestellte beschäftigen. Ohnehin sind die Lebenshaltungskosten in der Schweiz kaum mit denen in Deutschland vergleichbar, so dass der neidische Blick vieler geringverdienender Nachbarn bei den Eidgenossen auf Unverständnis stösst.

An diesem Wochenende entscheiden, die Schweizer auch, ob die Autobahn-Maut-Vignette von derzeit 40 Franken auf 100 Franken (81 Euros) erhöht werden soll. Und sie stimmen über eine Initiative der konservatien SVP ab, die Steuererleichterungen für Familien fordert, die ihre Kinder zu Hause behalten und nicht in Kitas schicken.

Ein Überblick über die Umfragen des Schweizer Fernsehens zu allen drei Initiativen Zweite Umfrage der SRG SSR - via swissinfo.ch

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