Frankreich wählt in 11 Tagen: "Darüber berichtet Ihr nicht"

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Von Kirsten Ripper
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Frankreich wählt in 11 Tagen: Die Unterstützer des Sozialisten Benoît Hamon fühlen sich von der Presse im Stich gelassen.

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Welche Bedeutung haben Umfragen heutzutage? Und welche Rolle spielt die Presse im Wahlkampf?

Der offizielle Kandidat der Sozialisten in Frankreich Benoît Hamon ist in den vergangenen Wochen in den Umfragen immer weiter abgesackt. Er liegt konstant abgeschlagen auf Platz 4 – hinter dem Linken Jean-Luc Mélenchon, dem konservativen Francois Fillon und dem Spitzenduo bestehend aus Emmanuel Macron und Marine Le Pen.

“Faire battre le coeur de la France”

“Faire battre le coeur de la France” – “Das Herz von Frankreich schlagen lassen” – das ist der Slogan, den sich Benoît Hamon ausgesucht hat. Sein Hauptthema im Wahlkampf ist das universelle Grundeinkommen.
Einen Verbündeten sieht der Sozialist im Sozialdemokraten Martin Schulz. Die beiden haben sich auch schon getroffen. Hamon will Europa reformieren, besser und gerechter machen.

Auf der Pressekonferenz vor dem Meeting von Benoît Hamon in Villeurbanne bei Lyon erklären die Abgeordneten der sozialistischen Partei, dass die Presse nicht genug berichtet hat, dass die Mehrheit von ihnen Hamon unterstützt. Der Bürgermeister von Lyon, der Sozialist Gérard Collomb, ist einer der treuesten Helfer von Emmanuel Macron. Collomb ist auch im Februar auf Macrons Wahlkampfveranstaltung aufgetreten.
Die französische Erziehungsministerin Najat Vallaud-Belkacem, die ihre politische Karriere in Lyon begonnen hat, steht hinter Benoît Hamon. Vor dem Meeting in Villeurbanne tritt sie zusammen mit Bürgermeistern der Region vor die Presse. 250 gewählte Volksvertreter – die große Mehrheit der Sozialisten der Region Auvergne-Rhône Alpes – unterstütze Benoît Hamon. Das sollten die Medien doch berichten.

Keiner berichtet über den Zug, der pünktlich kommt

Die Sozialisten der Region um Lyon schimpfen nur am Rande auf den abtrünnigen Bürgermeister, der nicht den Gewinner der Abstimmung der sozialistischen Parteimitglieder – Benoît Hamon -, unterstützt. Der Bürgermeister von Clermont-Ferrand erklärt, dass über Züge ja auch immer nur berichtet werde, wenn diese zu spät kommen. “Über die Züge, die pünktlich sind, berichtet keiner.”

So fühlen sie sich alleingelassen, die Sozialisten, die brav aber – wie sie sagen – aus Überzeugung hinter Benoît Hamon stehen. In der Region Auvergne-Rhône-Alpes haben sie eine Pressemitteilung mit ihren 250 Namen veröffentlicht.

Hamon stehe als einziger für eine zuverlässige Gesundheitspolitik und für einen funktionierenden öffentlichen Dienst. Das unterstreicht auch die Erziehungsministerin Najat Vallaud-Belkacem, die gerade ein Buch über ihr Leben veröffentlicht hat.

“Vote utile”

Das wirklich “nützliche Votum” in der ersten Runde, sei Benoît Hamon, versichern seine Anhänger. Alles dreht sich dieser Tage um “vote utile”, das “nützliche Votum”, will heißen: ein Wahl, die Marine Le Pen verhindert.
Muss man dafür schon in der ersten Runde Emmanuel Macron wählen? Die Anhänger von Benoît Hamon meinen NEIN. Sie wollen die Umfragen Lügen strafen.

In den neuesten Umfragen ist ihr Kandidat allerdings auf ein Allzeit-Niedriglevel abgesackt: Hamon kommt nur noch auf 7 Prozent.

Rolling opinionway</a> du 12/04 : <a href="https://twitter.com/hashtag/LePen?src=hash">#LePen</a>: 24 % (=) <a href="https://twitter.com/hashtag/Macron?src=hash">#Macron</a>: 23 % (=) <a href="https://twitter.com/hashtag/Fillon?src=hash">#Fillon</a>: 20 % ↗️ (+ 1) <a href="https://twitter.com/hashtag/M%C3%A9lenchon?src=hash">#Mélenchon</a>: 18 % (=) <a href="https://twitter.com/hashtag/Hamon?src=hash">#Hamon</a>: 7 % ↘️ (- 1) <a href="https://t.co/RfRHGJB6dB">pic.twitter.com/RfRHGJB6dB</a></p>&mdash; Clément Y-Castelain (gliese_581a) 12. April 2017

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