141 Festnahmen bei Razzia in indonesischem Schwulenclub

141 Festnahmen bei Razzia in indonesischem Schwulenclub
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Bei einer Razzia in einem Schwulenclub in Jakarta wurden mindestens 141 Männer festgenommen. Mit dem Erstarken radikal-islamischer Kräfte wird seit einiger Zeit wieder zunehmend Stimmung gegen Homosex

WERBUNG

Bei einer Razzia in einem Schwulenclub der indonesischen Hauptstadt Jakarta sind mindestens 141 Männer festgenommen worden. Sie stehen nach Angaben eines Polizeisprechers vom Montag unter Verdacht, an Prostitution beteiligt gewesen zu sein. In dem Club “Atlantis Gym and Sauna” hatte am Sonntagabend eine Strip-Show stattgefunden.

Nach den Festnahmen wurden in den lokalen Medien Fotos veröffentlicht, die die Männer unverpixelt zeigten, zum Teil unbekleidet. Vertreter von Menschenrechtsorganisationen zeigten sich besorgt. Es sei davon auszugehen, dass viele Betroffene ihre Homosexualität vor Familie und Freunden geheim hielten und nun wider Willen geoutet würden, sagte der Leiter der Gruppe für Schwulenrechte Suara Kita.

Im Unterschied zu anderen muslimischen Ländern ist Homosexualität in dem 250-Millionen-Einwohner-Staat Indonesien nicht verboten. Der Islam gilt dort als verhältnismäßig moderat. Im Unterschied zu vielen anderen islamischen Ländern steht Homosexualität hier auch nicht unter Strafe. In der Hauptstadt Jakarta sowie auf der Urlauberinsel Bali können Schwule sogar ziemlich offen leben.

Allerdings wird mit dem Erstarken von radikal-islamischen Kräften seit einiger Zeit wieder zunehmend Stimmung gegen Homosexuelle gemacht. Vergangene Woche wurden in der konservativen Provinz Aceh zwei Männer zu jeweils 85 Stockhieben verurteilt, die Sex miteinander hatten. Die zwei waren Ende März in der Provinzhauptstadt Banda Aceh von Sittenwächtern beim Sex überrascht worden, in einem Zimmer, das sie eigens angemietet hatten. Einer der Beteiligten hatte auch sein Handy parat. Das schwule Paar wurde dann sofort zur Scharia-Polizei gebracht. Die Bilder tauchten schnell im Internet auf.

#Indonesia's low profile LGBT community has been increasingly under siege in the past year https://t.co/ystnFkCRX3

— Travel Operative (@travel_ops) 22 mai 2017

Sharia sentence of 85 public lashes for private consensual gay sex to be carried out tmrw in #Indonesiahrw</a> <a href="https://t.co/sTfM3vOcJT">https://t.co/sTfM3vOcJT</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/LGBT?src=hash">#LGBT</a> <a href="https://t.co/FyA7kY98ca">pic.twitter.com/FyA7kY98ca</a></p>&mdash; Helen Griffiths (GriffithsH_) 22 mai 2017

Seit einiger Zeit gewinnen auch in Indonesien radikale Kräfte an Einfluss. So sind in Aceh seit zwei Jahren neue Gesetze in Kraft, die homosexuellen Sex nach islamischem Recht (Scharia) unter Strafe stellen. Höchststrafe: 100 Peitschenhiebe. Weil Voraussetzung aber ist, dass ein Paar in flagranti überrascht wird, gab es bislang aber noch keine Verurteilungen. Übrigens kann auch Sex zwischen Mann und Frau außerhalb der Ehe bestraft werden.

Aceh ist in Indonesien die einzige Provinz, in der die Scharia Rechtskraft hat. Damit versucht die Zentralregierung in Jakarta, Unabhängigkeitsbestrebungen entgegenzuwirken. Jakarta hatte 2005 ein Friedensabkommen mit separatistischen Rebellen geschlossen. Damit ging ein jahrzehntelanger Konflikt mit mehr als 15 000 Toten zu Ende.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

14 Festnahmen: Wütender Protest gegen das "Russische-Gesetz" in Georgien

Erfüllen sich die großen Erwartungen der polnischen LGBTQ+ Community?

Trauer in Serbien: Vermisste Zweijährige mutmaßlich getötet