Tschetschenien: Familie von verhaftetem Menschenrechtler geflohen

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Von Euronews mit dpa
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Medienberichten zufolge fühlten sich die Angehörigen des verhafteten Ojub Titijew von der Polizei verfolgt. Die Beamten hätten sie bedroht und hätten gezielt nach männlichen Verwandten gesucht. Unklar ist, mit welchem Ziel die Verwandten ausgereist sind.

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Nach der Verurteilung eines tschetschenischen Menschenrechtsaktivisten zu zwei Monaten Gewahrsam wegen Drogenbesitzes hat die Familie von Ojub Titijew Tschetschenien verlassen. Die Angehörigen fühlten sich von Sicherheitskräften bedroht und eingeschüchtert. Titijew leitet den tschetschenischen Ableger der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial.

Memorial und sein Anwalt gehen davon aus, dass dem 60-Jährigen vor seiner Festnahme am vergangenen Dienstag ein Päckchen Marihuana untergeschoben wurde. Anwalt Pyotr Zaikin sagte über die Bedrohungslage:

"In meinen Augen sind diese Drohungen ernstzunehmen, weil sie seine Familie aufspüren wollten. Die Polizei kam in sein Wohnhaus, zu seinen Verwandten und suchte nach männlichen Angehörigen."

Ins Visier der Behörden sollen Medienberichten zufolge ein Sohn und ein Bruder des Inhaftierten geraten sein.

Ein Sprecher des tschetschenischen Republikchefs Ramsan Kadyrow wies den Bedrohungsvorwurf als "Lüge" zurück. Das russische Memorial-Mitglied Oleg Orlow hält die Drogen-Beschuldigungen gegen Titijew für absurd:

"Wir kennen Ojub Titijew. Er ist ein Mann mit Moral, der fast ausnahmslos hinter den Normen des Islam steht. Er trinkt nicht und er raucht nicht, von Drogenkonsum mal ganz zu schweigen."

Titijews Vorgängerin Natalja Estemirowa war 2009 ermordet worden. Auch vor diesem Hintergrund forderten die deutsche Bundesregierung und der Europarat in Straßburg eine Aufklärung der Vorwürfe und die Wahrung der Rechte des Inhaftierten. Mehrere Menschenrechtsgruppen sehen in dem Vorgehen der Behörden einen Versuch, Memorial durch die Hintertür aus Tschetschenien zu verbannen.

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