Russlands EU-Botschafter: "Nervengas könnte aus britischem Labor sein"

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Von Euronews
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In einem Interview macht Russlands Botschafter bei der EU, Wladimir Tschischow, den Briten neue Vorwürfe im Fall des vergifteten Ex-Spions. Moskau habe mit dem Angriff nichts zu tun.

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Der russische Botschafter bei der EU, Wladimir Tschischow, hat in einem TV-Interview neue Vorwürfe gegen Großbritannien im Fall des vergifteten Ex-Spions Sergej Skripal vorgebracht. Tschischow behauptete, dass die Chemikalie, mit der der ehemaliger russische Doppelagent und dessen Tochter in Salisbury vergiftet wurden, aus einem britischen Labor stammen könnte.

Tschischow sagte in dem Interview mit Andrew Marr von der BBC auch, Russland habe mit der Vergiftung des ehemaligen Geheimdienstoffiziers Sergej Skripal (66) und dessen Tochter Yulia (33) "nichts zu tun".

Skripal und seine Tochter wurden am 4. März 2018 auf einer Bank im Stadtzentrum von Salisbury ohnmächtig aufgefunden. Tests ergaben später, dass sie Opfer des Nervengases Nowitschok waren, das offenbar in der Sowjetunion hergestellt wurde.

Auf die Frage, wie die Chemikalie in Salisbury eingesetzt werden konnte, sagte Tschischow: "Porton Down ist, wie wir alle wissen, die größte militärische Einrichtung in Großbritannien, die sich mit der Erforschung chemischer Waffen beschäftigt hat. Und es ist tatsächlich nur acht Meilen von Salisbury entfernt."

Tschischow wurde dann gefragt, ob er glaube, dass die Wissenschaftler von Porton Down für die Produktion des Nervenkampfstoffs verantwortlich waren, der bei dem Angriff verwendet wurde. Er sagte: "Ich habe keine Beweise, dass irgendetwas benutzt wird."

Die britische Regierung hat die Behauptungen als "Nonsens" oder "Unsinn" bezeichnet.

Ein Sprecher des Außenministeriums sagte: "Es ist nur ein weiterer vergeblicher Versuch des russischen Staates, von den Fakten abzulenken, nämlich dass Russland in eklatanter Verletzung seiner internationalen Verpflichtungen gehandelt hat."

Boris Johnson sagte in einem anderen Interview mit der BBC, man habe Beweise dafür, dass Russland in den vergangen zehn Jahren Nowitschok produziert habe - und es gebe Ermittlungen, um herauszufinden, ob Moskau damit Mordversuche unternommen habe.

Dutzende Personen, die mit Skripal, dessen Tochter und dem Tatort in Salisbury in Kontakt gekommen waren, wurden seit dem Angriff im Krankenhaus behandelt.

Der Zustand von Skripal und der Tochter wird weiter als kritisch, aber stabil beschrieben.

Die Vergiftung, die von den britischen Behörden als Mordversuch eingestuft wird, hat eine politische Krise zwischen Großbritannien und Russland ausgelöst.

Ministerpräsidentin Theresa May sagte dem Parlament am Mittwoch, es gebe "keine andere Schlussfolgerung, als dass der russische Staat schuld sei" und befahl später die Ausweisung von 23 russischen Diplomaten.

Am Samstag kündigte Moskau an, man werde 23 britische Diplomaten als Vergeltungsmaßnahme ausweisen und das britische Generalkonsulat in St. Petersburg schließen.

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