Mord an Journalistin auf Malta: Informantin stellt sich aus Angst

Mord an Journalistin auf Malta: Informantin stellt sich aus Angst
Copyright 
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Die maltesischen Behörden hatten die ehemalige Bankangestellte seit November gesucht - ihre Unterlagen veranlassten die später ermordete Daphne Caruana Galizia zu der Anschuldigung, die Ehefrau des maltesischen Regierungschefs habe Bestechungsgeld aus Aserbaidschan erhalten

WERBUNG

Eine untergetauchte Informantin der ermordeten maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia hat sich offensichtlich aus Angst um ihr Leben der griechischen Polizei gestellt. Die Russin Maria Efimova, die per Europäischem  Haftbefehl gesucht wurde, hatte Caruana Galizia entscheidende Informationen für einen investigativen Bericht zugespielt. Die damalige Bankangestellte soll über Unterlagen verfügt haben, die Caruana Galizia zu der Anschuldigung veranlassten, die Ehefrau des maltesischen Regierungschefs habe über eine Firma in Panama Bestechungsgeld aus Aserbaidschan erhalten. Ihre wichtigsten Belege stammten aus den Panama Papers, einem Datenleck aus den Archiven der in Panama ansässigen Offshore-Anwaltskanzlei Mossack Fonseca.

Michalis Arampatzoglou Euronews:

„Die 37-jährige Frau kam am Montagabend zu einer Polizeiwache im Athener Stadtzentrum am  Syntagma-Platz und stellte sich. Sie war allein, ohne Anwalt.“

Caruana Galizia war im Oktober mit einer Autobombe getötet worden. Für den Mord müssen sich
drei Männer vor Gericht verantworten, allerdings wird immer wieder in Frage gestellt, ob sie die «Masterminds» des Anschlags waren. Caruana Galizia war überzeugt, dass kriminelle Interessen aus Malta einen Inselmafia-Staat gemacht haben und suchte Beweise in vielen Richtungen.

Die maltesischen Behörden hatten Efimova seit November gesucht, weil sie nicht vor Gericht erschienen war. Damals war ihr unter anderem Betrug ihres früheren Arbeitgebers, einer maltesischen Bank, vorgeworfen worden. Efimova soll nach Drohungen bereits im Juni Malta verlassen haben.

Stelios Kouloglou, ein griechischer Europa-Abgeordneter (Syriza) und Journalist, der Efimova bei einem Aufenthalts-Antrag für Griechenland geholfen hatte:

„Der Haftbefehl gegen Maria Efimova beruht auf lächerlichen Vorwürfen der maltesischen Behörden, dass sie dort Polizisten zu Unrecht beschuldigt habe, als sie Informationen über Finanzskandale preisgab. Eine Auslieferung nach Malta würde ihr Leben ernsthaft gefährden, wie bei dem Mord an Daphne Caruana Galizia.“

SORGEN UM RECHTSSTAATLICHKEIT AUF MALTA

Caruana Galizias Familie geht davon aus, dass die 53-Jährige Opfer eines politischen Attentats wurde. Die maltesische Regierung hat eine Million Euro für Information über die Auftraggeber ausgesetzt.

Nicht erst seit dem Anschlag auf die Journalistin gibt es in der EU Sorgen über die Rechtsstaatlichkeit auf Malta. Abgeordnete des Europaparlaments haben die griechischen Behörden aufgefordert, der Whistleblowerin Schutz zuzusichern. Efimova sei «eine wichtige Zeugin für Untersuchungen zu Korruption und Geldwäsche auf Malta», hieß es in ihrer Mitteilung.

«Die Gefahr ist real», schrieb die portugiesische Europapolitikerin Ana Gomes auf Twitter. Der maltesische Europaabgeordnete David Casa, ein Mitglied der oppositionellen nationalistischen Partei des Landes, forderte die griechischen Behörden auf, alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um Efimova und ihre Familie zu schützen.

su mit dpa, Michalis Arampatzoglou

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Brüssel erhöht Druck auf Malta

Fall Daphne Caruana Galizia: Russische Whistleblowerin spricht in Athen

Malta und die "Paradise Papers": Regierungschef nimmt Stellung