Nigel Farage versus Tony Blair: Brexit oder kein Brexit?

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Von Daniel Cohn-Bendit
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Daniel Cohn-Bendit traf die zwei britischen Politiker zum Streitgespräch.

Daniel Cohn-Bendit ist der Moderator der neuen euronews-Serie "uncut". In der ersten Folge traf er zwei sehr gegensätzliche britische Politiker zu einem Thema, das Großbritannien seit zwei Jahren in Atem hält: Brexit oder kein Brexit?

Der ehemalige Rohstoffhändler und britische Politiker Nigel Farage ist Mitglied der UK Independence Party (UKIP). Seit 1999 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments. Im September 2006 wurde er UKIP-Vorsitzender; am 4. Juli 2016 kündigte er seinen Rücktritt von diesem Posten an. Im Streitgespräch mit Daniel Cohn-Bendit in Straßburg äußerte er sich pointiert zu verschiedenen Aspekten des Brexit. Eine Auswahl:

Europäische Identität

Der Versuch, den Menschen ein Gefühl der europäischen Nationalität und Identität aufzuzwingen, funktioniere nicht. Die Europäische Union sei nicht demokratisch und die Menschen wollten keine europäische, sie wollten eine nationale Identität.

Er glaube nicht nur nicht an den Brexit. Er glaube heute sogar, dass die Europäische Union ein schlechtes Projekt sei und vollständig abgeschafft werden sollte.

Diese Idee, dass die jungen Leute in Europa in dieses Projekt verliebt seien, halte er für ein Mißverständnis. Tatsächlich würden junge Menschen zunehmend von verschiedenen politischen Bewegungen verführt.

Europäische Zusammenarbeit

Aber er sei für eine europäische Zusammenarbeit, und er liebe den Kontinent Europa, er liebe all die verschiedenen europäischen Völker. Man sollte zusammen handeln, kooperieren und Freunde sein. Aber das heutige Modell mit einer zentralen Regierung in Brüssel sei zu weit weg von den Menschen.

Tony Blair war von 1994 bis 2007 Vorsitzender der Labour-Partei und von 1997 bis 2007 Premierminister Großbritanniens. In Sachen Brexit möchte der britische Politiker am liebsten den Rücktritt vom Austritt. Auszüge aus seinem Gespräch mit Daniel Cohn-Bendit in London:

Rücktritt vom Austritt

Er sei eine der wenigen Personen, die daran glaube, dass man den Brexit rückgängig machen könne. Vielleicht sei er völlig auf dem Irrweg und vielleicht sei es eine Fantasie, aber er glaube nicht, dass es eine Mehrheit im Parlament für den Brexit gäbe. Seiner Meinung nach wäre es die einfachste Lösung, dem britischen Volk zu sagen, 'schaut, ihr habt die Entscheidung getroffen, wir haben sie zwei Jahre verhandelt, man kennt die Optionen und jetzt müsst ihr erneut entscheiden, ob ihr unter diesen Umständen bei der ursprünglichen Entscheidung bleiben wollt'. Viele der heutigen Probleme Europas würden aus der Tatsache resultieren, dass es eine Spannung zwischen dem, was viele Menschen in Europa wollen, gäbe, und dem, was diejenigen, die am meisten für das europäische Ideal arbeiten, als Richtung vorgeben.

Zum transatlantischen Bündnis

Auch Großbritannien stehe den USA gerade nicht besonders nahe. Eine seiner Sorgen sei, dass sein Land sich von Europa verabschiede und damit einen starken Partner verliere, aber dass man aus verschiedenen Gründen auch mit den USA kein besonders enges Verhältnis haben werde.

[...] Man müsse sich nicht entscheiden. Man habe zwei Säulen in der britischen Außenpolitik, eine sei das Bündnis mit Europa, die andere das Bündnis mit Amerika und man pflege beide. Das sei heute noch wichtiger als damals zu seiner Zeit als Premierminister. Man riskiere, beide zu verlieren. Das wäre lächerlich.

Man sei in Europa damit beschäftigt, über Einwanderung und andere Dinge zu streiten, die Politik werde umgekrempelt, es gäbe den Populismus von Linksaußen und Rechtsaußen, der in einer Art um die Macht kämpft, die nicht mit der Zukunft vereinbar sei. Und es gäbe diese großen Akteure, Großbritannien, die Vereinigten Staaten und ein paar europäische Nationen, die eine Politik der Abschottung betreiben würden.

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