In Athen wächst Wut über Airbnb

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Koukaki, ein zentrales Viertel in Athen, nahe der Altstadt und noch in Sichtweite der Akropolis. Bis vor Kurzem noch vernachlässigt, erlebt das Viertel gerade einen Touristen-Boom.

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Koukaki, ein zentrales Viertel in Athen, nahe der Altstadt und noch in Sichtweite der Akropolis. Bis vor Kurzem noch vernachlässigt, erlebt das Viertel gerade einen Touristen-Boom. Eigentlich positiv, aber nicht alle sind damit glücklich. Denn den Boom verdankt das Viertel der Kurzzeit-Vermietungsplattform Airbnb. Die Mieten sind deswegen in den vergangenen Jahren stark gestiegen, Schätzungen sprechen von bis zu 35%.

Stella Papadopoulou, Frisörin: "Ich habe von Vermietern gehört, die Familien aufgefor dert haben zu gehen, damit sie die Wohnung für Airbnb nutzen können. Sie haben natürlich gesagt, dass sie die Wohnung für sich selbst brauchen, was aber nicht der Fall war. Familien mit kleinen Kindern haben ihre Wohnungen verlassen müssen! Sie konnten nichts anderes in der Nähe finden und mussten deswegen weiter weg ziehen."

Die Freude der Besitzer ist das Leid der Mieter. Denn trotz eines leichten Wirtschaftsaufschwung bleibt die Kaufkraft der Griechen gering - immer mehr können sich die teuren Mieten nicht mehr leisten.

Vagellis Sideris, Fahrlehrer: "Wenn ein Student hier nach einer kleinen Wohnung mit zwei Schlafzimmern sucht, verlangen die Eigentümer mittlerweile 1000 Euro Miete pro Monat. Wer kann sich das denn leisten? In ein paar Jahren werden wir hier keine Einwohner mehr haben."

In Koukaki kann ein Wohnungsbesitzer durch eine kurzfristige Vermietung das Fünffache der durchschnittlichen normalen Miete verdienen, wie eine Studie von Grant Thornton ergab. Dieselbe Studie zeigt, dass 83% aller Immobilien von Touristen kurzzeitig gemietet werden können. In anderen Regionen ist die Zahl sogar noch höher: in Chania 95%, in Rhodos 94% und in Korfu 94%.

Was als "Sharing Economy"-Plattform begann ist mittlerweile ein lukratives Geschäft, von dem aber nur einige wenige profitieren.

Giorgos Allamanis, Journalist: "Airbnb ist keine Sharing Economy. Es ist eine Geldmaschine, die vorgibt eine alternative Wirtschaft zu sein. Als offensichtlich wurde, dass viel Geld dahinter steckt, war der Schaden bereits angerichtet. Er ist aber Gott sei Dank nicht unumkehrbar! Airbnb hat bereits ganze Stadtviertel - wie in Barcelona, in London und Paris - zu verödeten Landschaften gemacht."

Die Debatte um die Vermietung privaten Wohneigentums an Touristen - die in anderen Städten bereits seit einiger Zeit heftig geführt wird - hat nun auch Athen erreicht.

Panagiotis Prontzas, Grant Thornton: "Wir müssen uns bewusst sein, dass es Menschen gibt, die wirklich Mietwohnungen benötigen: Angestellte mit niedrigem Verdienst, Familien mit Kindern, Alleinerziehende, Menschen, die sich keinen Hausbesitz leisten können."

Die Wut über Airbnb wächst nun auch in Griechenland: Wohnraum darf nicht dauerhaft in Ferienwohnungen umgewandelt werden - finden nicht nur hier viele.

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