Bayer verliert weiteren Monsanto-Prozess: 2 Mrd. Dollar Schmerzensgeld

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Von su mit dpa
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In den USA hat Bayer einen weiteren Monsanto-Prozess wegen des Unkrautvernichters Glyphosat verloren. Ein Ehepaar erstritt eine unglaubliche Schmerzensgeld-Summe.

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In den USA hat der deutsche Bayer-Konzern einen weiteren Prozess um den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat von Monsanto verloren.

Die Geschworenen-Jury des zuständigen Gerichts im kalifornischen Oakland verurteilte das Unternehmen zu Schadenersatz in Höhe von insgesamt über zwei Milliarden Dollar (1,78 Milliarden Euro) an die beiden Kläger.

Ein Rentnerehepaar hatte jahrzehntelang den Unkrautvernichter Roundup verwendet und macht geltend, wegen des von der Bayer-Tochter Monsanto erzeugten, hochumstrittenen Wirkstoffs Glyphosat an Krebs erkrankt zu sein.

Der größte Teil der Zahlung entfällt auf sogenannten Straf-Schadenersatz, wofür es im deutschen Recht keine Entsprechung gibt. Bayer macht für die Krebserkrankungen der beiden Kläger umfangreiche Vorerkrankungen verantwortlich und kündigte umgehend an, Einspruch einzulegen. Es gebe keine wissenschaftlichen Beweise, dass es ohne den Einsatz von Glyphosat nicht zu der Krebserkrankung gekommen wäre.

Michael Miller, Anwalt:

"Al bekam 2011 ein Non-Hodgkins-Lymphom. Sie sprühten weiter, weil sie es nicht wussten. Sie wussten nicht, woher das kam. Alberta bekam 2015 ein Non-Hodgkins-Lymphom des Gehirns und 2016 einen Rückfall. Leider haben sie erst da die Werbung eines Anwalts gesehen und einen Zusammenhang hergestellt."

Ist Glyphosat wirklich schädlich?

Man sei von der Entscheidung enttäuscht, erklärte das Unternehmen in einer Stellungnahme. Das Urteil der Jury stehe in direktem Widerspruch zu der Einschätzung der US-Umweltbehörde EPA, die erst im vergangenen Monat im Rahmen der vorläufigen Zulassungsüberprüfung veröffentlicht worden sei. Die Kläger hätten dagegen nur Teile von Studien angeführt, die so nicht ausreichend belastbar seien.

Während des Ende März begonnenen Prozesses hatte die Anklage immer wieder versucht, die Geschworenen nicht nur davon zu überzeugen, dass Monsantos Produkte Krebs verursachen, sondern auch, dass etwa mit manipulierten Studien Risiken verschleiert wurden.

Tausende weitere Klagen

Für Bayer ist der Fall hochbrisant: Es ist bereits der dritte Schuldspruch innerhalb weniger Monate und weitere Prozesse werden folgen. Zuletzt war der Konzern in den USA nach eigenen Angaben mit rund 13.400 Klagen wegen des Unkrautvernichters Roundup konfrontiert. Bayer hat in den ersten beiden Fällen Berufung eingelegt. Der Konzern weist Gesundheitsgefahren von Monsanto-Produkten vehement zurück.

Bayer vertritt dagegen die Auffassung, dass auf dem Wirkstoff Glyphosat basierende Produkte, darunter das Unkrautvernichtungsmittel Roundup, seit mehr als 40 Jahren erfolgreich in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Regulierungsbehörden in aller Welt hätten diese Herbizide bei sachgemäßer Anwendung als sicher eingestuft.

Angesichts der sich häufenden Schlappen vor US-Gerichten wird die Lage für Bayer und KonzernchefWerner  Baumann jedoch kritischer. Der Aktienkurs hat bereits gelitten, bei der Hauptversammlung im April verpassten die Aktionäre der Bayer-Führung einen historischen Denkzettel und verweigerten Baumann die Entlastung. Baumann hatte die Übernahme von Monsanto nach seiner Berufung zum Vorstandsvorsitzenden vor drei Jahren gegen alle Widerstände durchgezogen und auch dann noch an dem Plan festgehalten, als die Klagewelle bereits losgerollt war.

Der Börsenwert des Konzerns liegt mittlerweile deutlich unter den rund 63 Milliarden Dollar (56 Milliarden Euro), die sich die Leverkusener den Monsanto-Kauf vergangenes Jahr hatten kosten lassen.

Auch in Frankreich gibt es Ermittlungen gegen Monsanto, die Bayer belasten.

Das Unkrautvernichtungsmittel Roundup wird weiter ohne konkrete Krebswarnung verkauft, es ist einer der größten Umsatzbringer für Monsanto.

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