Bloggerin Sophie Hingst mit 31 gestorben

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Screenshot Blog von Sophie Hingst Copyright http://web.archive.org/web/20190419095129/https://readonmydear.com/about/
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Von Kirsten Ripper mit IRISH TIMES, Der Spiegel
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Die in Irland lebende Deutsche hatte Holocaust-Opfer und -Überlebende in ihrer Familie erfunden. DER SPIEGEL hatte das aufgedeckt. Jetzt ist Sophie Hingst gestorben.

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Die Historikerin und Bloggerin Sophie Hingst ist im Alter von 31 Jahren in Irland gestorben. Das berichtet die IRISH TIMES unter dem Titel "The life and tragic death of Trinity Graduate and writer Sophie Hingst". Wie erst jetzt bekannt wurde, wurde die Deutsche offenbar schon am 17. Juli tot in ihrer Wohnung in Dublin aufgefunden.

In dem IRISH-TIMES-Artikel erzählt Derek Scally das Leben der Autorin des Blogs "Read on my dear, read on" nach. Sie hatte in Irland studiert und von 2015 bis 2017 am Trinity College in Dublin an einer Doktorarbeit zur Geschichte Irlands gearbeitet. Sophie Hingst aus Wittenberg hatte eine jüdische Familiengeschichte erfunden und sogar falsche Dokumente bei der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem eingereicht. Das hatte der "Spiegel"-Autor Martin Doerry vor einigen Monaten herausgefunden und Anfang Juni öffentlich gemacht. Der Blog von Sophie Hingst war schon vor ihrem Tod nicht mehr online.

Bekannt geworden war die Historikerin auch durch ihre Idee, "Kunstwerke als Brotbelag", die viele Anhänger fand - und als Buch veröffentlicht wurde.

Seit Jahren psychische Probleme

Sophie Hingsts wahre Mutter, eine Zahnärztin in Wittenberg, sagt - laut IRISH TIMES - über ihre Tochter: "Meine Tochter lebte in vielen Wirklichkeiten, aber ich hatte nur Zugang zu einer davon." Sophie Hingst soll seit Jahren unter psychischen Problemen gelitten haben.

Und sie hat offenbar an die von ihr erfundenen Geschichten geglaubt.

Der Irish-Times-Reporter Derek Scally hat Sophie Hingst vor sieben Wochen getroffen. Sie sagte ihm auch, dass der SPIEGEL-Artikel ihr bisheriges Leben zunichte gemacht habe. Damals entschied die IRISH TIMES, keinen Artikel über die junge Frau zu veröffentlichen.

Auf Twitter wird am Fall Sophie Hingst über die Verantwortung von Journalisten diskutiert.

Wenn Sie selbst deprimiert sind, können Sie sich in Deutschland per Chat, Mail oder telefonisch kostenlos und anonym unter 0800/111 0 111 beraten lassen. Ein muslimisches Beratungstelefon gibt es rund um die Uhr unter 030 - 44 3509 821 (oder wenn nicht in Deutschland: 0049 - 30 / 44 35 09 821). In Österreich können Sie sich unter der Telefonnummer 142 beraten lassen oder im Internet. In der Schweiz hilft die Dargebotene Hand im Internet und unter der Telefonnummer 143.

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