Bosnien-Herzegowina: Staat lässt Eltern mit behinderten Kindern allein

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Von Jack Parrock
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In Bosnien-Herzegowina haben es Kinder mit Behinderungen schwer. Es mangelt an grundlegenden Angeboten, um den Bedürfnissen dieser Kinder gerecht zu werden.

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In Bosnien-Herzegowina haben es Kinder mit Behinderungen schwer. Es mangelt an grundlegenden Angeboten, um den Bedürfnissen dieser Kinder gerecht zu werden.

Eltern fühlen sich allein gelassen

Im April wies ein Gericht eine Schule an, einen autistischen Schüler namens Slavko Mršević nach drei Jahren wieder aufzunehmen. In Sarajevo hat Euronews eine Familie getroffen, deren Sohn auch Autist ist. Sie fühlen sich vom Staat im Stich gelassen.

Der bald 6-jährige Vedad hat eine Form des Autismus. Genau deswegen darf er ab September - im Gegensatz zu anderen Gleichaltrigen - nicht zur Schule gehen. Seine Eltern stellten ihn zurück - aus ihrer Sicht ist das derzeitige Bildungssystem nicht für ihren Sohn geeignet.

Sonderbetreuung für Kinder mit Autismus notwendig

Sein Vater, Ferid Ajanović, erklärt:

"Er wird auf jeden Fall Probleme in der Schule haben. Weder eine Sonderschule noch eine normale Schule entsprechen seinem Entwicklungsstand."

Vedad erhält zur Zeit fünf Stunden am Tag eine Sonderbetreuung durch eine Nichtregierungsorganisation. In der staatlichen Grundschule sind nur zwei Stunden am Tag vorgesehen. Experten zufolge ist gerade für Kinder mit Autismus Unterstützung im Kindesalter besonders wichtig, damit sie im späteren Leben zurecht kommen.

"Wir leben mit dem Autismus. Es gibt einige Herausforderungen, klar, aber er ist unser Kind und wir lieben ihn so, wie er ist. Aber der Staat und das System bereiten uns Kopfzerbrechen. Wir wir uns fühlen? Ich fühle mich zurückgewiesen", sagt Aida Ajanović, Vedads Mutter.

Probleme erkannt - Änderungen lassen auf sich warten

Zusammen mit anderen Eltern in ähnlichen Situationen wollen sie den Druck auf die Regierung erhöhen.

Die für Bildung zuständigen Vertreter der Region sehen die Probleme - und stimmen zu, dass es Änderungen geben muss. Doch bisher hat sich kaum etwas getan.

Nirvarna Pistoljevic ist Professorin an der Columbia Universität, sie erklärt einen Teil des Problems:

"Es gibt allein schon 14 verschiedene Bildungsministerien. Wenn Sie also eine Veränderung im Bereich Inklusion, Sonderschulbildung oder allgemeiner Bildung bewirken wollen, eine Neuerung, ist das super schwierig."

Wir haben die zuständige Regionalbehörde kontaktiert, doch dort wollte niemand Stellung nehmen.

Doch Vedads Eltern lassen sich nicht entmutigen. Sie haben Hoffnung, denn erst kürzlich war der Kampf eines anderen autistischen Jungen dafür, zur Schule gehen zu dürfen, erfolgreich und zog internationale Aufmerksamkeit auf sich.

Von seiner Familie bekommt Vedad zu Hause genug Liebe. Sie hoffen, dass sich das Bildungssystem bald ändert und ihm die Bildung und Unterstützung geben kann, die er braucht.

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