Spektakuläre Landung im Maisfeld: Piloten werden zu Helden erklärt

Spektakuläre Landung im Maisfeld: Piloten werden zu Helden erklärt
Copyright Russian Investigative committee handout via REUTERS
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Von Naira DavlashyanAnne Fleischmann mit dpa
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Spektakuläre Landung im Maisfeld: Piloten werden zu Helden erklärt

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Nach der spektakulären Notlandung einer Passagiermaschine in einem Maisfeld bei Moskau werden die beiden Piloten in den sozialen Netzwerken als Helden gefeiert. 

Nun sollen sie die höchste russische Auszeichnung erhalten. Präsident Wladimir Putin habe per Dekret angeordnet, dass sie zu "Helden Russlands" ernannt werden, teilte der Kreml am Freitag in Moskau mit.

Die fünf Besatzungsmitglieder bekommen demnach Tapferkeitsorden. Er hoffe, dass es künftig so wenig wie möglich solcher Vorfälle gebe, sagte der Kremlchef der Agentur Tass zufolge. "Ich möchte, dass überhaupt nichts davon passiert."

Euronews hat mit dem russischen Luftfahrtexperten Vadim Lukashevich gesprochen, ob die Landung der Piloten wirklich so spektakulär war. 

In sozialen Netzwerken wurden die Piloten, die das Flugzeug landeten, zu Helden. Wie bewerten Sie ihre Landung?

"Wir haben ein negatives Beispiel, als falsche Handlungen von Piloten am 5. Mai in Scheremetjewo dazu führten, dass 41 Menschen lebendig verbrannten. Obwohl die Situation dort viel ruhiger war: Es gab Motoren und Systeme, die funktionierten. Die Piloten kamen mit dem nicht standardisierten Landeanflugmodus einfach nicht zurecht.

Die Situation jetzt war viel schlimmer: Die Piloten hatten weder in der Höhe noch in der Geschwindigkeit eine Reserve. Sie konnten nicht einmal manövrieren. Sie hatten Glück, weil sie auf dem Feld landeten und es keine Gebäude, Villen oder Pensionen gab. Wir können über ihre Arbeit sagen, dass sie in einer extremen Situation gehandelt haben und keine Fehler gemacht haben. Wenigstens habe ich keine Fehler im Verhalten des Flugzeugs bemerkt.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Piloten für solche Situationen beim Start auf Simulatoren geschult werden und sofort mit abgeschalteten Triebwerken landen müssen. Das Flugzeug ist gestartet, es war bis Simferopol voll mit Treibstoff betankt und vielleicht auch für den Rückweg. Also war es wirklich kompliziert.

Und doch haben die Piloten gutes geleistet: Das Flugzeug landete akkurat, schlug nicht auf den Boden, brach nicht zusammen, nichts fiel davon ab. Es kippte nicht um, trotz der Tatsache, dass es vollständig mit Kerosin überflutet wurde. Die Leute kamen problemlos heraus. In dieser Situation sind Dutzende von Menschen mit ein paar Knochenbrüchen und leichten Verletzungen gar nichts. Tatsächlich hatten die Menschen nur Glück, sie wurden heute wiedergeboren."

Wie sind Flugzeuge vor Vögeln geschützt und wie können Vögel in die Turbine des Flugzeugs gelangen?

"Das Design des Flugzeugs selbst schützt es vor Vögeln. So wird beispielsweise die Verglasung des Cockpits speziellen Tests für Kollisionen mit Vögeln im Flug unterzogen. Aber in diesem Fall schlugen die Vögel auf den Motor und der Motor versagte.

Wenn es ein kleiner Vogel von der Größe eines Spatzen oder ähnliches war, könnte der Motor ihn ohne besondere Folgen "schlucken", aber in diesem Fall sind es Möwen - große Vögel. Und der Motor brach zusammen.

Die Hauptfrage ist, warum die Vögel nahe dem Flughafen aufgetaucht sind. Dies liegt in der Verantwortung des Flugplatzes. Ein Flughafen muss bestimmte Maßnahmen ergreifen, um die Vögel zu vertreiben. Dieses Problem besteht auch auf anderen Flugplätzen auf der ganzen Welt. Um es zu lösen, werden technische Mittel eingesetzt, Vögel werden durch spezielle Signale - Klang und Frequenz - verschreckt. Manchmal kommen sogar Greifvögel, Falken oder Steinadler, die trainiert werden und alle anderen Vögel vertreiben, zum Einsatz.

In diesem Fall ist das Problem, dass es in der Nähe des Flughafens, etwa einen Kilometer entfernt, eine Deponie für feste Abfälle gibt, im Grunde genommen eine Müllhalde.

Und es gibt dort viele Vögel. Sie befinden sich an diesem Flughafen sowohl auf der Landebahn als auch auf den Parkplätzen. Das kommt häufiger vor. Was heute passiert ist, wäre früher oder später eh passiert. Es geschah heute ohne menschliche Verluste, was eine gute Nachricht ist."

Die Sicherheit in der russischen Luftfahrt ist ein systemisches Problem.
Vadim Lukashevich
Luftfahrtexperte

Sind Vögel für das Flugzeug gefährlich?

"Wenn ein Vogel oder ein anderer Fremdkörper während des Betriebs in den Motor eindringt, ist er immer mit dem Risiko eines Motorausfalls behaftet und somit immer ein außergewöhnliches Ereignis. Es gibt einen bekannten Fall, das "Wunder des Hudson" genannt, als Vögel auch die Turbinen trafen und das Flugzeug auf dem Hudson River gelandet werden musste.

Aber die Flughäfen ergreifen Maßnahmen, um Vögel zu verdrängen, so dass dies in den Flughafengebieten sehr selten vorkommt. Übrigens, im Flug passiert es auch nicht so oft. Der Vogelschlag erfolgt bis zu 8 Kilometer über dem Boden."

Wie beurteilen Sie die Sicherheit des Personenverkehrs in Russland?

"Es gibt Statistiken, die zeigen, dass die Sicherheit der Zivilluftfahrt in Russland, die sich nach der Zahl der Fluggäste pro Kilometer berechnet, im Allgemeinen viel schlechter ist als in den USA, Europa und sogar China. Das sind die Daten vom vergangenen Jahr. Wir stehen nun ganz am Ende der Weltstatistik, was die Unfallrate und die Zahl der Opfer betrifft.

Ich glaube, dass wir eine Krise des Zivilluftfahrtsystems haben. Ein Grund ist auch die geringe Qualifikation der Piloten: Fast alle jüngsten Vorfälle mit menschlichen Verlusten ereigneten sich durch einen Fehler der Piloten. Und das Problem mit der technischen Flotte ist, dass nicht alle Fluggesellschaften moderne Flugzeuge einsetzen. Dies sind Liefer- und Ersatzteilfragen. Fragen zur Wartung vor Ort. Die Sicherheit in der russischen Luftfahrt ist ein systemisches Problem."

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