Die Demonstranten in Santiago de Chile fordern mehr Reformen für mehr soziale Gerechtigkeit.
Etwa eine Million Menschen haben in der Hauptstadt von Chile für soziale Reformen für mehr soziale Gerechtigkeit demonstriert. Es war der größte Protest im Land seit dem Ende der Ära Pinochet 1990. Die Teilnehmerzahl entspricht etwa einem Fünftel der Bevölkerung Chiles.
"Diebe" stand auf Plakaten mit dem Foto von Präsident Sebastián Piñera. Die Protestierenden forderten auch den Rücktritt des Staatschefs.
In einer Twitter-Nachricht schrieb Präsident Sebastián Piñera, er habe die Botschaft der freudigen und friedlichen Menge, die marschiert sei, gehört.
Santiagos Bürgermeisterin Karla Rubilar sprach von einem historischen Tag. Die Demonstranten würden von einer neuen Nation Chile träumen.
"Die Regierenden spielen Monopoly"
Demonstrant Franco Ramos sagte: "I_ch bin stolz, dass jetzt wirklich alle kapiert haben, dass die Regierenden Monopoly spielen und es keine Gerechtigkeit gibt."_
Demonstrantin Carolina Cisterna kämpfte mit ihren Gefühlen angesichts der Menschenmassen: "Das ist ein wehmütiger Moment, der einen verrückt macht und verängstigst. Die Gefühle fahren Achterbahn, weil so etwas noch nie passiert ist und jetzt ist es soweit.. Ich hoffe, dass etwas Gutes für uns alle dabei herauskommt. Am Ende kämpfen wir alle für die selbe Sache."
Neue Ausschreitungen trotz Ausgangssperre
Doch nach dem friedlichen Protestmarsch kam es auch zu Ausschreitungen in Santiago de Chile. Es gab Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sowie vereinzelte Plünderungen.
Schon seit einer Woche protestieren Menschen in Chile für höhere Renten, ein besseres Gesundheits- und Bildungssystem sowie billigere Medikamente und für eine neue Verfassung. Die aktuelle chilenische Verfassung stammt noch von Diktator Augusto Pinochet, der von 1973 bis 1990 an der Macht war.
Präsident Sebastián Piñera ist seit 2017 an der Regierung. Seine Kritiker werfen ihm vor, nicht genug gegen die wirtschaftliche und soziale Krise im Land unternommen zu haben. In einer ersten Reaktion auf die seit einer Woche andauernden Proteste hatte der Staatschef eine neue "soziale Agenda" angekündigt.