Viele Staats- und Regierungschefs sprechen in der Coronakrise von der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Einer aber freut sich über die vielen Einschränkungen - und deren Konsequenzen: Unser Planet.
Tausende Tote weltweit, eine Krise die aus dem Ruder läuft... doch das Coronavirus hat mindestens einen positiven Effekt. Die Luftqualität in den Quarantänegebieten hat sich dramatisch verbessert. Eine neue Grafik der Europäischen Weltraumbehörde ESA zeigt den Rückgang der Umweltverschmutzung in China seit Beginn der Isolationsmassnahmen.
Mithilfe des Satelliten Sentinel 5 des ESA-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus wurden die Stickstoffdioxidwerte weltweit, in Europa und über Italien gemessen.
Stickstoffdioxid ist ein Treibhausgas, das hauptsächlich durch die Verbrennung in Fahrzeugen und der Industrie ausgestoßen wird. Es bleibt nahe an der Emissionsquelle und ist daher ein guter Indikator für Aktivität. Es handelt sich um ungefähre Daten, weil auch Stickstoffe (NO2) im Weltraum selbst Einfluss nehmen, wie die ESA bemerkt.
Die NASA hat auch einen signifikanten Rückgang der NO2-Verschmutzung gemessen, und der Copernicus Atmospheric Watch Service hat einen Rückgang der Feinstaubbelastung in China festgestellt.
Die gleiche Entwicklung lässt sich langsam in Europa beobachten.
Auf der Grundlage von Sentinel-5-Daten hat das Zentrum für Raumstudien der Biosphäre des französischen CNRS eine Grafik erstellt, die den Vergleich der durchschnittlichen NO2-Konzentrationen im letzten Monat und im gleichen Zeitraum im Jahr 2019 ermöglicht. Der Unterschied, zum Beispiel in Paris, ist eklatant.
Antti Liponnen, ein Forscher am Finnischen Meteorologischen Institut, erforscht die Auswirkungen der Coronakrise auf europäischer Ebene. Auch er stellte eine rasche Reduzierung der Stickstoffdioxidemissionen fest. Die Ergebnisse sind in der untenstehenden Grafik visualisiert.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich 7 Millionen Menschen wegen der Luftverschmutzung. Die europäische Organisation Alliance for Public Health warnte diese Woche, dass die Menschen, die in den am stärksten verschmutzten Städten leben, einem größeren Risiko von Atemwegskomplikationen durch das neue Coronavirus ausgesetzt sind.
Die Luftqualität in Norditalien, einem der am stärksten belasteten Gebiete Europas, hat sich seit der Verhängung der Quarantäne stark verbessert.
Und es ist nicht nur die Atmosphäre, die sich verbessert. Auch die Wasserqualität wird deutlich besser. Die Kanäle von Venedig gewinnen ihre Farben zurück.
Die Firma Maxar hat Satellitenbilder von der Ruhe und Sauberkeit, die in der Lagune herrscht, veröffentlicht.
In Barcelona haben Wildschweine offenbar aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens ihre Angst vor dem nächtlichen Ausgehen verloren. Es wird angenommen, dass sie von den nahe gelegenen Collserola-Bergen stammen.
Die Veränderung wird auch in den Wäldern, den gesperrten Stränden oder den Skigebieten, die schließen mussten, spürbar. Natur und Tiere atmen auf.